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F&E-Investitionen bringen langfristiges Wirtschaftswachstum  
  Staaten haben verschiedene Möglichkeiten, um ihrer Wirtschaft Impulse zu geben. Laut einer neuen Studie lösen Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) lösen langfristig das höchste Wirtschaftswachstum. Kurzfristig bringen Infrastrukturinvestitionen den größten Wachstumsimpuls.  
Die geringste konjunkturtreibende Wirkung haben vergleichsweise Investitionsförderungen, während Bildungsinvestitionen kurzfristig (bezogen auf ein Jahr) nur schwaches Wirtschaftswachstum auslösen, das jedoch langfristig stark zunimmt.

Das ergibt eine Studie, die Martin Zagler von der Wirtschaftsuniversität Wien am Montag beim Workshop "Budgetpolitik und Wachstum", veranstaltet von der Oesterreichischen Nationalbank und dem Staatsschuldenausschuss, vorgestellt hat.
Investitionsförderung hat geringsten Wachstumseffekt
Zagler legte der Studie jeweils einprozentige jährliche Ausgabensteigerungen der Budgetbereiche Infrastruktur, Bildung, Forschungsförderung und Investitionsförderung zugrunde. Überraschendes Ergebnis war, dass die oftmals als Konjunkturanreiz verlangte Investitionsförderung vergleichsweise den geringsten Wachstumseffekt hat.
Infrastrukturausgaben mit Drittel-Prozent BIP-Zuwachs
Nach dem ersten Jahr beträgt dieser nur 0,002 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) - bei einer jährlichen Steigerung der Förderung um ein Prozent -, nach 10 Jahren 0,016 Prozent und nach 25 Jahren 0,042 Prozent.

Jährliche einprozentige Steigerungen bei den Infrastrukturausgaben wirken sich über die drei genannten Zeiträume konstant mit 0,323 Prozent BIP-Zuwachs aus.
Die meisten Auswirkungen: Bildung und F&E-Investition
Die höchsten langfristigen Steigerungen bringen staatliche Investitionen in Bildung sowie F&E. Jährlich ein Prozent höhere Bildungsinvestitionen bringen das BIP nach einem Jahr um 0,024 Prozent nach oben, nach 10 Jahren um 0,266 Prozent und nach 25 Jahren um 0,804 Prozent.

Den größten Effekt bringt laut der Studie eine Ausweitung der F&E-Ausgaben. Ausgegangen von einer jährlichen Steigerungsrate um 1 Prozent beschleunigt sich das BIP nach einem Jahr um 0,055 Prozent, nach 10 Jahren um 0,717 Prozent und nach 25 Jahren um 2,865 Prozent.
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Bildung bringt "Zinseszinseffekt"
Zagler sprach bei den Bildungs- und Forschungsausgaben von einem "Zinseszinseffekt", wenn die staatliche Ausgabenquote in diesen Bereichen kontinuierlich gesteigert werde. Es zeige sich, dass Staatsausgaben in den genannten Budgetbereichen auch in einer kleinen, offenen Volkswirtschaft wie Österreich, positive Effekte auf das Wirtschaftswachstum hätten. Bemerkenswert sei, dass Investitionsförderungen "ökonomisch irrelevant" seien.
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Relativierende Aussagen
Diskutanten relativierten die im Computermodell ermittelten Zahlen. Anton Rainer vom Finanzministerium wies darauf hin, dass es im Zusammenhang mit dem Budget auch auf die Kosten für die jährliche Investitionserhöhung ankomme, nicht nur auf den Wachstumseffekt.

Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut strich hervor, dass die Wachstumsrate auch vom Ausgangsniveau einer Investition abhängig sei. Auch auf die Qualität der staatlichen Investition wurde hingewiesen. Sei es in der Infrastruktur oder auch in der Bildung - ob mit einer Bildungsinvestition beispielsweise die Raumnot der Universitäten behoben oder komfortable Zusatzpensionen finanziert würden.

Zagler sagte als Conclusio, dass als Ziel einer Wirtschaftspolitik "Wohlfahrt und nicht Wachstum" gelten müsse.
->   Homepage Martin Zagler, WU Wien
->   Oesterreichische Nationalbank
->   Mehr über Forschungspolitik in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010