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Forscher entwickelten "Muskeln" aus Metall  
  Deutsche Forscher haben metallene "Muskeln" entwickelt: Eine Scheibe aus Platinpulver, die sich ausdehnt oder zusammenzieht und in der Biotechnologie - etwa bei Bluttests - Anwendung finden könnte.  
"Uns ist es gelungen, dass sich eine Scheibe aus Platinpulver ganz ähnlich wie ein menschlicher Muskel ausdehnt oder zusammenzieht", erklärte Jörg Weissmüller vom Institut für Nanotechnologie in Karlsruhe am Donnerstag.

Das Team um den Wissenschaftler veröffentlicht seine Ergebnisse in der US-Fachzeitschrift "Science" (Bd. 300, S. 312) vom Freitag.
Ähnlich den so genannten Piezo-Keramiken
Diese Eigenschaften seien zuvor von Metallen nicht bekannt gewesen. "Sie kommen nun den Eigenschaften von so genannten Piezo-Keramiken gleich, die bei Tintenstrahldruckern oder in Einspritzdüsen in der Autoindustrie verwendet werden", so Weissmüller weiter.
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Die Methode im Detail: Mit bloßem Auge nicht sichtbar
Für die Herstellung der münzgroßen Scheiben pressen die Forscher Nanometer-große Platinkristalle zusammen, erklärte der Experte. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter. Diese winzigen Kristalle werden in eine Elektrolytlösung aus Kalilauge gelegt. "Gibt man nun elektrische Spannung darauf, dehnt oder kontrahiert sich das Metall." Dies sei mit bloßem Auge nicht sichtbar, das Platin bewege sich um etwa 0,15 Prozent in die eine oder andere Richtung. Sichtbar würden die Aktionen allerdings, wenn zwei zusammengeklebte Platinfolien in verschiedene Richtungen bewegt würden. "Dann krümmt sich die Folie", sagte der Grundlagenforscher.
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Biotech-Anwendung für Bluttests
Nach Angaben des Materialwissenschaftlers Weissmüller könnte die Methode der Karlsruher Forscher etwa bei Bluttests angewendet werden - "vorausgesetzt das poröse Metall und Blut vertragen sich".
Umwandlung von Metallen in Gold möglich?
Die Forscher haben aber eine weitergehende Vision vor Augen: "Durch die Spannung verändert sich die Ladung des Metalls und damit auch die chemische Natur."

Dadurch gelinge es etwa, Platin in Gold umzuwandeln - jedoch nur an der Oberfläche der Nanometer-großen Metallteilchen, die in Verbindung mit der Elektrolytlösung stehen.

"Wir sind keine Alchimisten, die aus Blei Gold machen können", sagte Weissmüller. "Die Methode funktioniert nur bei ohnehin sehr edlen Metallen, die im Periodensystem der Elemente nebeneinander stehen."
->   "Science"
->   Institut für Nanotechnologie in Karlsruhe
 
 
 
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01.01.2010