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Mir-Absturz: Letzte Liebesgrüße aus Russland  
  Die in den nächsten Tagen mit einem Feuerstreif am Himmel verglühende russische Raumstation Mir beendet eine Ära der Raumfahrt.  
Über 15 Jahre hat die Orbitalstation als bemannter Außenposten der Menschheit im Weltraum gedient, ehe Geldmangel der russischen Regierung und zunehmende Pannenanfälligkeit des Weltraumkolosses sein Schicksal besiegelten.
''Und dabei haben wir sie so lieb''
"Und dabei haben wir sie so lieb", trauert eine Sprecherin
der Flugleitzentrale bei Moskau wenige Tage vor dem letzten Bremsschub, der den kontrollierten Absturz der Mir einleiten soll. Ähnlich denken auch Hunderte von Fans der Mir, die in Moskau in diesen Tagen eine Serie von Trauerfeiern für die Station veranstalten.
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Einsamer Rekord in einsamer Höhe
Der am 20. Februar 1986 in seiner Umlaufbahn geparkte Basisblock der Mir wurde in den folgenden Jahren nach dem Baukastenprinzip ausgebaut. Fünf Forschungsmodule und eine Reihe von Sonnensegeln verliehen dem Komplex das Aussehen eines fliegenden Drehkreuzes, in dem 104 Raumfahrer aus Ost und West ihren anstrengenden Dienst versahen. Knapp 20.000 Experimente wurden an Bord der Station durchgeführt - ein einsamer Rekord, den die neue Internationale Raumstation ISS lange nicht überbieten wird.
->   MIR-Homepage
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Russischer Stolz getroffen
Dass gerade die ISS ein Grund für den Entschluss Moskaus zur Aufgabe der Mir war, trifft den nationalen Stolz vieler Russen hart. Denn schließlich ist Russland an der kostspieligen ISS beteiligt und konnte einfach nicht mehr das Geld - 250 Millionen Dollar pro Jahr - für den parallellen Weiterbetrieb der Mir aufbringen.

"Aber wir sollten trotzdem eine eigene Raumstation aufbauen", spricht der rechtsextreme Duma-Abgeordnete Alexej Mitrofanow vielen Mitbürgern aus dem Herzen. "Klein zwar, aber zumindest wäre sie unsere eigene."
Verständnis für finanzielle Gründe
Nach anfänglicher Empörung über den baldigen Verlust des Stolzes der russischen Raumfahrt ist landesweit inzwischen ein bisschen Verständnis für die finanziellen Gründe der Entscheidung aufgekommen.

Nicht aber für die Erklärung, die Mir sei schon zu alt für
einen Weiterbetrieb. "Ich stimme nicht damit überein, dass auf der Mir wegen Altersschwäche schon alles auseinander fällt", macht Juri Semjonow, Chefkonstrukteur des Raumfahrtkonzerns Energija, hier den Vorreiter. Mit etwas Arbeit hätte die Mir wieder auf Vordermann gebracht werden können. "Aber wir haben Zeit verloren, und jetzt haben wir kein Geld mehr für die Mir", gesteht er ein.
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Viele Projekte zur Rettung
Dabei standen so viele Projekte zur Rettung der Orbitalstation im Raum. Als Weltraum-Hotel für zahlungskräftige Touristen sollte sie dienen, ebenso wie für Werbe-Spots oder als Mittelpunkt eines Spielfilms. Doch der einzige Weltraum-Tourist mit Geld, der amerikanische Geschäftsmann Dennis Tito, wurde zu spät aufgetrieben. Auch ein deutsches Projekt "Helft MIR e.V." schaffte es nicht, rechtzeitig eine solide Basis für die Rettung der Raumstation zu schaffen.
->   Informationen zum finalen MIR-Flug
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''Die besten Jahre meines Lebens''
Trauer herrscht in den Reihen der russischen Mir-Kosmonauten. "Ich habe der Mir die besten Jahre meines Lebens gegeben", sagt der dreifache Mir-Besucher Juri Romanenko. Natürlich versteht er die Beweggründe zur Aufgabe der Raumstation, doch er verfolgt die Versenkung der Mir mit "emotionalem Schmerz". "Schließlich war die
Mir mein Traum, mein Zuhause und mein Leben."
->   Weitere Infos zur MIR
Der Mir-Absturz: Eine unendliche Geschichte der Ankündigungen
Mehr dazu auf science.orf.at
->   MIR-Absturz erneut verschoben
 
 
 
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01.01.2010