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Erstmals SARS-Ansteckung in Europa: WHO unbesorgt  
  Erstmals hat sich innerhalb Europas ein Mensch mit der Lungenkrankheit SARS angesteckt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht deswegen aber keinen Anlass zur Sorge.  
Der britische Geschäftsmann wird auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses behandelt und war in jüngerer Zeit nicht im Ausland.

Das britische Gesundheitsministerium bestätigte am Montag, dass es sich um den ersten SARS-Fall handle, bei dem sich ein Mensch in Großbritannien angesteckt habe.
WHO: "Gutes Zeichen" - "Fälle früh entdeckt"
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht deswegen keinen Anlass zur Sorge. "Es ist sogar ein gutes Zeichen, denn es beweist, dass solche Fälle sehr früh entdeckt werden", sagte WHO-Experte Dick Thompson am Montag in Genf.

Dadurch verringere sich die Gefahr der weiteren Verbreitung. Wichtig sei, dass sich die Krankheit nicht in Spitälern ausbreite. In Asien, wo SARS vermutlich seinen Ursprung hat, hat sich überdurchschnittlich viel Krakenhauspersonal angesteckt.
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Sämtliche übrigen Infektionen: Importierte Erkrankungen
Bei allen übrigen europäischen Fällen des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) handelt es sich nach WHO-Daten vom Samstag um so genannte importierte Erkrankungen, bei denen sich die Patienten außerhalb Europas infiziert hatten. Ansteckungen mit SARS wurden laut WHO zuvor nur in China einschließlich Hongkong sowie in Taiwan, Singapur, Vietnam, Kanada und den USA festgestellt.
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Mehr als 3.300 Erkrankungen weltweit
Weltweit haben sich mehr als 3.300 Menschen angesteckt, mehr als 140 starben an der Krankheit. Die chinesische Regierung hat die Ausbreitung der Lungenseuche SARS in ihrem Land nun auch erstmals als bedenklich bezeichnet.

Präsident Hu Jintao sagte, er sei sehr besorgt. Bisher hatte die Regierung stets betont, die Krankheit sei unter Kontrolle. Am Montag wurden in Hongkong sieben und auf dem chinesischen Festland vier neue SARS-Todesfälle gemeldet.
Zunehmende Ausbreitung in Nordchina
Offenbar breitet sich SARS zunehmend in Nordchina aus: Drei der jüngst Verstorbenen lebten in der nördlichen Provinz Shanxi, der vierte in der Inneren Mongolei. In Shanxi wurden zudem 47 Neuerkrankungen bekannt.

Bisher konzentrierte sich die Epidemie nach offiziellen Angaben auf die südchinesische Provinz Guangdong, wo SARS vermutlich im November ausbrach.
Hongkong: Vergleichsweise junge Patienten gestorben
Sorge bereitete den Behörden in Hongkong vor allem der Tod von sechs vergleichsweise jungen SARS-Patienten am Wochenende. Trotz günstiger Prognose hatten die Patienten im Alter von 35 bis 52 Jahren nicht auf die Behandlung angesprochen, mit der bisher die meisten Kranken geheilt werden konnten.

Bisher erlagen der Krankheit vor allem Ältere und Menschen mit weiteren Gesundheitsproblemen wie Herzkrankheiten oder Nierenleiden.
Verändertes Corona-Virus als Ursache?
Der Biochemiker Stephen Tsui von der Chinesischen Universität in Hongkong vermutet, dass sich der für die Krankheit vermutlich verantwortliche Corona-Virus verändert haben könnte.

Seinen Angaben zufolge zeigten SARS-Patienten im Prince-of-Wales-Krankenhaus starke Unterschiede hinsichtlich der Symptome und des Krankheitsverlaufs. Er gehe davon aus, dass der Virus mutiert sei, "allerdings nicht in einem großem Umfang".
Kanadische Forscher: Impfstoffentwicklung bald möglich
Einen Hoffnungsschimmer boten am Wochenende kanadische Wissenschaftler. Sie halten eine baldige Entwicklung eines Impfstoffes gegen SARS für möglich, nachdem sie das Genom des Virus entziffert haben.

Gesundheitsexperten warnten allerdings vor überzogenen Hoffnungen. Nach ihrer Ansicht könnte es Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht.
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Genmaterial des Erregers entziffert
Die Entzifferung des SARS-Genoms werde bei der Entwicklung eines zuverlässigen Diagnose-Tests helfen, sagte eine Wissenschaftlerin des Michael-Smith-Genom-Zentrums im kanadischen Toronto. "Dies erlaubt es, spezielle antivirale Wirkstoffe zu finden, von denen es zugegebenermaßen noch nicht sehr viele gibt", sagte sie weiter. Das Institut hatte am Wochenende bekannt gegeben, das Genmaterial des Erregers entziffert zu haben und damit bei der Bekämpfung der Krankheit einen entscheidenden Schritt vorangekommen zu sein.
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WHO: Gefahr durch "hochmobile Welt"
Im März breitete sich das Virus auf Hongkong aus und wurde von dort aus durch Flugreisende weltweit in rund 20 Länder verbreitet. Die WHO warnte am Wochenende auf ihrer Internetseite:

SARS könnte die erste schwere Erkrankung des 21. Jahrhunderts mit dem Potenzial für eine weltweite Epidemie werden. In einer hochmobilen und untereinander verbundenen Welt könnte sich die Krankheit rasch ausbreiten.

Zudem wüchsen die Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die WHO schätzt, dass SARS bereits jetzt wirtschaftliche Schäden von 30 Milliarden Dollar (27,9 Mrd. Euro) verursacht hat. Der Schaden könnte angesichts der globalisierten Wirtschaft rasch weiter steigen.
->   Informationen der WHO zu SARS
->   Mehr über die Infektionskrankheit (Robert Koch Institut)
->   Alles zum Stichwort SARS in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010