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Röntgenstrahlung: Schadet weniger mehr?  
  Schwache Röntgenstrahlung könnte dem Erbgut mehr schaden als bisher angenommen. Forscher haben jetzt nachgewiesen: Je geringer die Strahlendosis, desto länger dauert die Reparatur der geschädigten Zelle.  
Die Biophysiker Markus Löbrich und Kai Rothkamm von der Universität des Saarlandes haben ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der US-Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht.
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"Evidence for a lack of DNA double-strand break repair"
Der Artikel "Evidence for a lack of DNA double-strand break repair in human cells exposed to very low x-ray doses" ist erschienen in den PNAS (10.1073/pnas.0830918100).
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Stark beschädigte Zellen reparieren sich schneller
"Je niedriger die Strahlendosis, desto besser", lautete lange Zeit die allgemeine Empfehlung beim Röntgen. Diese Regel hält jedoch den neuesten Erkenntnissen der Forschung nicht mehr stand:

In Experimenten an Zellkulturen haben die beiden deutschen Biophysiker demnach herausgefunden, dass stark beschädigte Zellen sich weitaus schneller wieder reparieren als wenig beschädigte.
Untersuchungen an menschlichen Lungenzellen
Löbrich und Rothmann untersuchten, wie menschliche Lungenzellen auf unterschiedlich hohe Strahlenmengen reagieren. Im Zentrum ihres Interesses standen die Brüche des Doppelstrangs der DNA (DesoxyriboNukleinSäure) - sie gelten als die gefährlichsten Strahlungsschäden am Erbgut, da sie Krebs auslösen können.
Stärkere Strahlen - mehr Doppelstrang-Brüche
Die wichtigsten Ergebnisse der Beobachtungen: Mit der Strahlenmenge stieg auch die Zahl der Doppelstrang-Brüche an.

Anders als Zellen, die einer Strahlung von weniger als einem Milligray (= Tausendstel Joule pro Kilogramm) ausgesetzt wurden, konnten sich die stärker bestrahlten Zellen allerdings innerhalb kurzer Zeit selbst reparieren - nach 24 Stunden waren die meisten der Doppelstrang-Brüche wieder beseitigt.
Schwache Strahlung - keine oder späte Reparatur
Bei den schwach bestrahlten, und damit auch weniger beschädigten Zellen kam das von der Natur vorgegebene Reparaturprogramm entweder erst sehr viel später oder gar nicht in Gang.

Ob von diesen Erkenntnissen abgeleitet werden kann, dass geringere Strahlendosen auch ein größeres Krebsrisiko bedeuten als bisher angenommen, soll in Folgestudien geklärt werden.
->   Universität des Saarlandes
 
 
 
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01.01.2010