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Stammzellen reparieren bei Mäusen MS-Schäden  
  Die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose gilt bisher als nicht heilbar. Italienischen Forschern ist es nun gelungen, Lähmungen bei Mäusen, die an einer Art Multipler Sklerose litten, teilweise rückgängig zu machen: Dazu injizierten sie den Tieren Vorläuferzellen von Gehirnzellen. Diese adulten Nerven-Stammzellen wanderten an die Orte der Schädigung und bildeten dort neue Nerven und Nerven-Begleitzellen.  
Dadurch besserte sich der Zustand der meisten Versuchstiere drastisch, berichten Gianvito Martino und Angelo Vescovi vom San Raffaele Krankenhaus in Mailand in der britischen Fachzeitschrift "Nature" vom Donnerstag.
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"Recovery in a chronic model of multiple sclerosis"
Der Artikel "Injection of adult neurospheres induces recovery in a chronic model of multiple sclerosis" ist erschienen in "Nature", Bd. 422, Seiten 688-694, vom 17. April 2003.
->   "Nature"
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Schädigung des zentralen Nervensystems
In Österreich leiden rund 10.000 Menschen an Multipler Sklerose. Diese Erkrankung des Nervensystems hat verschieden schwere Verlaufsformen. Sie kann durch Ausfälle in Hirn und Rückenmark zu mangelnder Koordination des Körpers sowie schließlich zu schweren Lähmungen und dauernder Bettlägerigkeit führen.

Die Mäuse litten an einer MS-ähnlichen Erkrankung: "Experimentelle Autoimmun-Encephalomyelitis" (EAE). Ebenso wie bei der menschlichen Multiplen Sklerose war das zentrale Nervensystem der Versuchstiere geschädigt, weil ihr eigenes Immunsystem die Isolierschicht der Nerven angegriffen hatte.

Daneben traten Entzündungsreaktionen in den Nervenbahnen und dem isolierenden Gewebe auf. Es folgten nervliche Ausfälle bis hin zu starken Lähmungserscheinungen bei den Tieren.
Stammzellen: Angezogen vom Entzündungsherd
Martino und Vescovi injizierten den kranken Tieren im Labor gezüchtete so genannte Vorläuferzellen von gesunden Nervenzellen ins Gehirn oder in die Blutbahn.

Dabei fanden sie, dass diese adulten Stammzellen ähnlich wie Immunzellen von den Entzündungsherden angezogen wurden. Dort senkten die Stammzellen auf bisher unbekannte Weise die Stärke der Entzündung.
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MS: Eigenes Immunsystem greift Nervenumhüllung an
Multiple Sklerose ist die häufigste zur Behinderung führende Nervenkrankheit in Europa - sie gehört zu den so genannten Autoimmunerkrankungen. Das Immunsystem ist dabei fehlgesteuert: Die Abwehrzellen verwechseln die Umhüllung der Nerven mit Krankheitserregern und greifen daher die Nervenisolierung (Myelinscheide) an. Wird dieses Myelin stark geschädigt, so kann es zur Narbenbildung (Sklerose) führen. Schlecht isolierte Nerven sind fehlerhaft in der Signalübertragung, Nervenimpulse breiten sich langsamer oder gar nicht mehr aus - mit katastrophalen Folgen für die MS-Patienten.
->   Mehr Informationen in www.medicine-worldwide.de
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Neue Nervenzellen: Besserer Zustand
Darüber hinaus bildeten die injizierten Vorläuferzellen auch neue Nervenzellen und Nervenscheiden-Zellen aus.

Als Resultat verschwanden bei fast einem Drittel der 70 Tiere die Lähmungen der Hinterbeine völlig, und auch der Zustand der übrigen Mäuse verbesserte sich deutlich.

"Dies gibt einen Grund, optimistisch zu sein", kommentiert der Neurologe Lawrence Steinman von der US-amerikanischen Stanford-Universität in "Nature". Weltweit leidet etwa eine Million Menschen unter Multipler Sklerose.
"Krankheit der tausend Gesichter"
Zwar wurden mittlerweile zahlreiche krankheitsauslösende Faktoren gefunden, was aber letztendlich Multiple Sklerose auslöst, liegt weiterhin im Dunkeln.

Nicht umsonst wird die Nervenkrankheit auch "die Krankheit mit den tausend Gesichtern" genannt: Sie ist sowohl im Vergleich mehrerer Patienten miteinander als auch im Zeitverlauf bei einem Patienten oft sehr unterschiedlich ausgeprägt.
->   Österreichische Multiple-Sklerose-Gesellschaft
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
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->   Cholesterin-Senker stoppt Multiple Sklerose
->   Autoimmunerkrankung: Entgleisung des Immunsystems
 
 
 
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01.01.2010