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Studie: Grüner und Schwarzer Tee schützen vor Infektionen  
  Der menschliche Körper weist ein ausgeklügeltes System zur Abwehr ungewollter Eindringlinge und Bekämpfung von Infektionen auf. Der Unterstützung dieses Immunsystems könnte auch das Trinken von grünen und schwarzen Teesorten dienen, so das Ergebnis einer aktuellen US-Studie. Verantwortlich dafür sind demnach spezielle Chemikalien, die in dem Heißgetränk sowie auch in einigen Bakterien, Tumorzellen, Parasiten und Pilzen vorkommen - und auf diese Weise das körpereigene Abwehrsystem von Teetrinkern regelrecht "trainieren".  
Wie die Forscher des Krankenhauses Brigham and Women's sowie von der Harvard Medical School in Boston in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) berichten, haben sie eine Gruppe von elf Testpersonen etwas mehr als einen halben Liter schwarzen Tee pro Tag trinken lassen.
Immunsystem resistenter gegenüber Infektionen
Laut Studie zeigte sich das Immunsystem der Probanden in der Folge resistenter gegenüber Infektionen als bei Testpersonen, die im selben Zeitraum Kaffee getrunken hatten.

Ein in schwarzen, grünen sowie in Pekoe- und Oolong-Teesorten enthaltenes Antigen stimuliert demnach die so genannten Killer-T-Zellen des menschlichen Immunsystems.
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Der Artikel "Nonpeptide bacterial antigens contained in tea-beverage prime human V-gamma-2V-delta-2 T cells in vitro and in vivo for memory and nonmemory antibacterial cytokine responses" ist erschienen in den PNAS vom 22. April 2003 (doi: 10.1073/pnas.1035603100).
->   PNAS (aktuelle Ausgabe noch nicht online)
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Tests zunächst an Zellkulturen
Die Forscher untersuchten den Einfluss von Tee zunächst an Zellkulturen aus T-Zellen - Abwehrzellen des Immunsystems.

Nachdem diese kurze Zeit einem so genannten Alkylamin-Antigen, wie es in Tee, aber auch in einigen Bakterien, Tumorzellen, Parasiten und Pilzen vorkommt, ausgesetzt worden waren, simulierten die Forscher mit Hilfe von Bakterien eine Infektion.
Immunantwort auf vorgetäuschte Infektion
Die zuvor dem Antigen ausgesetzten Zellen zeigten nach Angaben der Forscher eine stabile und starke Immunantwort: Sie vermehrten sich deutlich und produzierten Chemikalien, welche die Infektion bekämpfen sollten.

Zellen dagegen, die dem Antigen zuvor nicht ausgesetzt worden waren, zeigten keine signifikante Reaktion auf die vorgetäuschte Ansteckung.
Probanden tranken täglich Tee - oder Kaffee
Zur Überprüfung ihrer Laborergebnisse baten die Wissenschaftler schließlich eine Gruppe von Probanden, täglich über einen Zeitraum von vier Wochen entweder fünf kleine Tassen schwarzen Tee oder Kaffe zu trinken.

Grüner und schwarzer Tee enthalten das Alkylamin-Antigen und seinen Vorläufer, die Aminosäure L-Theanin; Kaffee dagegen nicht.
Mehr antibakterielle Proteine im Blut
Blutproben der Teetrinker ergaben demnach etwa zwei Wochen nach Beginn der Studie, dass die so genannten Killer-T-Zellen der Probanden fünf Mal so viele antibakterielle Proteine produzierten wie bei der Gruppe von Kaffeetrinkern.
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Details zum menschlichen Immunsystem
Das menschliche Immunsystem besteht aus mehreren ineinander greifenden Mechanismen. Dazu gehören Abwehrzellen (z.B. die so genannten Makrophagen und T-Zellen) ebenso wie bestimmte Organe. Schon das Eindringen in den Körper wird allerdings durch verschiedene Barrieren erschwert, beispielsweise durch den Säureschutzmantel der Haut als Abwehrmechanismus gegen Keime. Auch die Scheide ist durch ein solches "saures Milieu" geschützt.

Dringen dennoch Keime ein, so werden spezifische Bereiche des Immunsystems aktiviert: Im Blut werden Antikörper (Immunglobuline, also Eiweißstoffe) produziert. Diese binden an bestimmte Oberflächenmerkmale der körperfremden Substanzen (Antigene) - ein Antigen-Antikörper-Komplex entsteht. Für andere Zellen des Immunsystems sind diese Komplexe eine Zielscheibe: Alle damit verbundenen Zellen müssen zerstört werden.
->   Mehr dazu in medizinfo.de
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Stimulation der Killer-T-Zellen
Diese solchermaßen stimulierten Zellen haben eine Art Patrouillen-Funktion im Körper und können beispielsweise Zellen erkennen und attackieren, die mit Viren infiziert sind.
Übereinstimmung mit älteren Ergebnissen
Die Ergebnisse der Studie sind noch vorläufig. Untersuchungen in der Vergangenheit hätten allerdings bereits gezeigt, dass der Konsum bestimmter Teesorten das Krebsrisiko mindern könne, kommentierte Emma Knight vom britischen Cancer Research die Studie gegenüber BBC News Online.
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01.01.2010