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EU-Projekt: Alte steirische Obstsorten erhalten  
  Wiesen mit verschiedenen Apfel- und Birnbaumsorten weichen vielerorts dem rentableren Intensivobstbau. Steirische Wissenschaftler bemühen sich um die Erhaltung der Kulturlandschaft "Streuobstwiese" - erste Ergebnisse liegen nun vor.  
Die Wissenschaftler erstellen in einem von der EU geförderten Projekt eine Gen-Datenbank ursprünglicher Apfel- und Birnensorten.

Sommergewürzapfel, Kronprinz Rudolf oder Honigbirne - diese und weitere alte Apfel- und Birnensorten werden auf Streuobstwiesen aufgespürt und genetisch analysiert. Zur DNA-Analyse werden Abschnitte an den Enden der Chromosomen herangezogen, die so genannten Mikrosatelliten.
Erste Ergebnisse: 230 "alte" Apfel- und Birnensorten
Dieter Grill vom Institut für Pflanzenphysiologie der Universität Graz fasst die ersten Ergebnisse zusammen: "Wir haben mehr als 150 Apfel- und 80 ursprüngliche Birnensorten in der Steiermark gefunden - eine Zahl, mit der wir nicht gerechnet haben."

Man habe die DNA-Analyse so weit modifizieren können, dass die alten Sorten bestimmt werden können - "sodass wir einen Atlas aufbauen können", sagte Grill. Außerdem wurden die Inhaltsstoffe der alten Obstsorten analysiert.
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Stichwort "Mikrosatelliten-Analyse"
Bei der Mikrosatellitenanalyse werden laut der Projekt-Homepage www.kernobst.at bestimmte Bereiche des Genoms untersucht, die so genannten Mikrosatelliten. Das sind kurze Stücke auf der DNA, die aus sich wiederholenden Nukleotid-Einheiten bestehen. Die Anzahl dieser Wiederholungen ist charakteristisch für ein Individuum innerhalb einer Population. Dies ermöglicht die Charakterisierung und Identifizierung von verschiedenen Apfel- und Birnensorten aufgrund ihrer unterschiedlichen Fragmentlängen.
->   Beispiele für die Mikrosatelliten-Analyse in www.kernobst.at
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Bisherige Beschreibung und Bilder oft nicht eindeutig
Die bisherige Literatur zur Obstbestimmung ist mitunter veraltet - der Klimawandel hat zum Beispiel die Farbe des Obstes verändert. Bei einigen Sorten gibt es auch je nach Region unterschiedliche Bezeichnungen.

Durch die einheitliche Erhebung, Bestimmung und Dokumentation der alten Obstsorten soll in dem von der EU-geförderten Projekt ein Überblick über die Streuobstbestände geschaffen werden.
Steiermark und Teile Sloweniens
Dazu gehören Gebiete der Steiermark nördlich und südlich der Mur-Mürz-Furche sowie Teile Sloweniens, sagt der Pflanzenphysiologe Grill:

"Erzherzog Johann hat einen Obstgarten in der Nähe von Marburg/ Maribor eingerichtet. Eine Reihe alter Obstsorten ist wahrscheinlich noch in Slowenien zu finden - Sorten, die in der Steiermark nicht mehr erhalten sind." Zusätzlich bestehen mit Kärnten enge Kontakte.
GENaue Kenntnis für Resistenz-Forschung
Die genetische Definition der Obstsorten werde in Zukunft auch bei der Erforschung von Baumkrankheiten und natürlichen Resistenzen alter Sorten nützlich sein, erwartet der Pflanzenphysiologe Dieter Grill.
"Kulturlandschaft Streuobstwiese"
Die Erhaltung alter Obstsorten führt den Projekt-Teilnehmern zufolge auch zur Erhaltung der genetischen Vielfalt und Biodiversität. Streuobstwiesen seien Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Außerdem würden Streuobstsorten im Gegensatz zu Intensivobstsorten keinen regelmäßigen Einsatz von chemischen Produktionshilfen benötigen - sei es nun in Form von Dünger, Pflanzenschutz- oder Insektenvernichtungsmittel, sagt Dieter Grill.
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Die Projektpartner
Institut für Pflanzenphysiologie der Universität Graz
Institut für Botanik der Universität Graz
Landwirtschaftliches Versuchszentrum Steiermark (Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg)
Versuchszentrum Gacnik-Maribor
Obstbauversuchsanlage LK Kärnten
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Bedroht durch durch Überalterung und Verwilderung
Die Streuobstwiese ist laut Brockhaus die herkömmliche Form des Obstbaus mit 1,8 bis zwei Meter hohen Bäumen verschiedener Obstsorten auf Grünland, die wie "verstreut" erscheinen.

In früheren Jahrhunderten entstanden Streuobstwiesen meist als Baumäcker an Hanglagen, die dann wegen schwieriger Bearbeitung zu Baumwiesen wurden. Durch neue Verfahren im Obstbau wurden Streuobstwiesen aber unwirtschaftlich.

Sie blieben nur auf sonst nicht nutzbaren Böden zurück und sind heute durch Überalterung und Verwilderung bedroht. Da Streuobstwiesen zu den artenreichen Kulturlandschaften zählen, ist aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes der Erhalt wichtig.
->   www.kernobst.at
->   Die Universität Ulm zu Streuobstwiesen
 
 
 
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01.01.2010