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Kein Massensterben durch Chicxulub-Impakt?  
  Der Asteroideneinschlag auf der mexikanischen Yucatan-Halbinsel, der bisher als Ursache für das Aussterben der Dinosaurier galt, steht nicht in direktem Zusammenhang, meint jetzt ein internationales Forscherteam.  
Was war die tatsächliche Ursache für das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren?

Der Asteroideneinschlag auf der mexikanischen Yucatan-Halbinsel, soll jedenfalls nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Massensterben der Arten an der Kreide-Tertiär-Grenze stehen, wenn man einer internationalen Forschergruppe glaubt.
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Das Sterben der Dinosaurier
Gegen Ende der Kreidezeit wurde ein Gutteil der urzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt ausgelöscht wurde - darunter die Dinosaurier. Als Grund wird heute vor allem ein Asteroideneinschlag angenommen, der zu dramatischen Klimaveränderungen geführt haben soll. Diese Theorie stammt von den beiden amerikanischen Physikern und Geologen Luis Alvarez und seinem Sohn Walter Alvarez aus dem Jahr 1978.

Riesige Mengen verdampften Gesteins und Staub gelangten demzufolge in die Atmosphäre und behinderten die Sonneneinstrahlung so sehr, dass die Temperaturen weltweit gesunken und die Pflanzen eingegangen wären. Gestützt wird diese Theorie durch eine weltweit verbreitete Gesteinsschicht aus dieser Zeit, die ungewöhnliche Mengen an Iridium und Osmium enthält, die häufig in Asteroiden vorkommen.
->   Mehr zur Einschlags-Theorie von Alvarez
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Geologen datieren Einschlag vor Kreide-Tertiär-Grenze
Der Einschlag geschah demnach rund 300.000 Jahre früher - und der nach dem heutigen Dorf Chicxulub benannte Krater fiel deutlich kleiner aus als bisher angenommen.

Dies haben Untersuchungen einer Forschergruppe ergeben, an denen auch Wolfgang Stinnesbeck vom Geologischen Institut der Universität Karlsruhe beteiligt ist, wie die Universität in einer Aussendung mitteilte.
Der Chicxulub-Krater
 
Bild: NASA

Grenze des Chicxulub-Kraters aus der Weltraumperspektive

"Wir wissen, dass es ein weiteres Impaktereignis an der Grenze zwischen Kreide und Tertiär gab", erklärt dazu Stinnesbeck. Dies lasse sich aus einer weltweiten Iridium-Anomalie und geschockten Quarzen schließen. "Der zugehörige Krater ist jedoch bis heute unbekannt."
->   Neue Bilder vom Dino-Krater "Chicxulub"
Hypothese von multiplen Impaktereignissen
Die neuen Erkenntnisse des Forscherteams mit Wolfgang Stinnesbeck, Gerta Keller von der amerikanischen Princeton University und Thierry Adatte von der schweizer Université de Neuchâtel stützen auch die Hypothese von multiplen Impaktereignissen im Zeitraum zwischen 300 000 Jahren vor und 100 000 Jahren nach der so genannten Kreide-Tertiär-Grenze vor 65 Millionen Jahren.
Chicxulub-Proben untersucht
Die drei Forscher untersuchten Proben aus der im Rahmen des Internationalen Kontinentalen Tiefbohrprogramms vorgenommenen Yaxcopoil-1-Bohrung am Chicxulub-Krater.
Foraminiferen in einer Kalksteinschicht
Wie Stinnesbeck erklärt, fand sich oberhalb der 100 Meter mächtigen so genannten "Impaktbreccie" - eines Sedimentgesteins, das sich infolge des Einschlags in Minutenschnelle ablagerte - eine 55 Zentimeter starke Kalksteinschicht.

In dieser ließen sich planktonische Foraminiferen - im Meer lebende Einzeller - aus den letzten 300 000 Jahren der Kreidezeit in großer Zahl feststellen.

Demnach wäre der Impakt auf einen Zeitpunkt vor etwa 65,3 Millionen Jahren zu datieren. Die Bohrdaten weisen außerdem darauf hin, dass der Durchmesser des Kraters deutlich weniger als 200 Kilometer betrug.
Einschlag verursachte kein Massensterben
"Erwartet worden war, dass die Untersuchungen von Proben aus der Yaxcopoil-1-Bohrung die bisherige Datierung des Chicxulub-Impakts bestätigen würden", sagt Wolfgang Stinnesbeck. "Unsere Ergebnisse sind dem diametral entgegengesetzt."

Wie der Geologe weiter erläutert, verursachte dieser Einschlag weder das Massensterben der Arten noch einschneidende klimatische Veränderungen. Er habe sich allerdings zu einer Zeit ereignet, in der Flutbasaltvulkanismus und starker Treibhauseffekt aufgetreten seien.

"Der Chicxulub-Impakt hat möglicherweise beigetragen zu der fortschreitenden Erwärmung und dem damit einhergehenden Stress, der das spätere Massensterben förderte."
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01.01.2010