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Billiger Kaffee bedroht die Tiger in Indonesien  
  Dass Ökonomie und Ökologie zusammenhängen, weiß jedes Kind. Vor einem besonders anschaulichen Beispiel warnen nun amerikanische Naturschützer: Da die Produzenten von Kaffee immer weniger verdienen, gleichzeitig der Bedarf nach billigem Kaffee in den Industrieländern aber steigt, wachsen die Anbauflächen in den Exportländern. In Indonesien etwa bedroht dies Auwälder und Nationalparks - und somit den ohnehin schon schwer dezimierten Sumatratiger.  
"Wenn wir nicht bald handeln, könnte das nächste Häferl Kaffee bitter nach Aussterben schmecken", schließen Tim O'Brien und Margaret F. Kinnaird von der Wildlife Conservation Society ihren Artikel in der aktuellen Ausgabe von "Science".
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Die Studie ist unter dem Titel "Caffeine and Conservation" in "Science" (Bd. 300, S. 587, Ausgabe vom 25. April 2003) erschienen.
->   Die Original-Studie (kostenpflichtig)
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Robusta-Kaffee führt zu Abholzung
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine bestimmte Kaffeesorte ("Coffea robusta"), wie sie besonders bei Instant-Produkten gerne verwendet wird, zu einer kontinuierlichen Abholzung der Auwälder in Indonesien führt - der Heimat von den letzten wilden Tigern und anderen Arten des Landes.

Da die Kaffeepreise auf dem Weltmarkt gefallen sind, wird die Produktion ständig erhöht, was noch mehr Abholzung - selbst in bestehenden Nationalparks - nach sich gezogen hat.
USA verließen UN-Kaffeeorganisation 1989
Laut der Studie war 1989 ein entscheidendes Jahr für die weltweite Kaffeeproduktion. Damals waren internationale Handelsabkommen ausgelaufen und die USA hatten die Internationale Kaffeeorganisation (ICO) - ein Gremium der Vereinten Nationen, das einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage unter Wahrung gerechter Preise suchte - verlassen.
->   ICO
Überproduktion und extremer Preisverfall
Danach war der Weltmarkt für Kaffee von Überproduktion und extremem Preisverfall gekennzeichnet, was für die Kaffeebauern und Kooperativen zunehmend existenzgefährdend wurde und traditionelle Anbauweisen verdrängte.

Treppenwitz auch für die US-amerikanischen Konsumenten: Trotz Überangebots steigen auch in den USA auf lange Sicht die Preise von Kaffee im Einzelhandel.
->   Kaffeewissen von A-Z (coffee.ch)
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Umsätze konzentrieren sich auf die Importländer
Auf die Preisentwicklung machte auch die Organisation "Trans Fair" im vergangenen Herbst aufmerksam. Seit Mitte der 1980-er Jahre ist der Preis nach ihren Angaben um fast drei Viertel eingebrochen. 1986 kostete das Quintal (entspricht 45,4 kg) Kaffee im Durchschnitt 195 US-Dollar auf dem Weltmarkt, heute werden 55 Dollar pro Quintal Kaffee bezahlt. Während der Handel mit Kaffee alleine in den USA einen Umsatz von 70 Milliarden Dollar pro Jahr beträgt, können die Exportländer derzeit pro Jahr nur etwa fünfeinhalb Milliarden Dollar mit Kaffee lukrieren.
->   Beispiele für die Preisentwicklung
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Immer mehr Anbauflächen - auch in Nationalparks
In den vergangenen Jahren ist die Kaffeeproduktion in Indonesien - dem viertgrößten Exporteur von Robusta Kaffee weltweit - sprunghaft angestiegen. Zwischen 1996 und 2001 wuchs die Anbaufläche für Robusta Kaffee in der Provinz Lampung um 28 Prozent.

70 Prozent der Kaffeemenge wird in Lampung innerhalb oder nahe beim Barisan Selatan Nationalpark produziert.
Nur mehr knapp 400 Tiger und 300 Nashörner
Dieser Park ist einer der wenigen Rückzugsgebiete für den Sumatratiger, für Elefanten, Nashörner und andere Arten, deren natürliche Habitate bereits zu einem großen Teil in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Derzeit gibt es nach Angaben von O'Brien und Kinnaird nur mehr knapp 400 Tiger und 300 Nashörner.
Führungsrolle der USA eingemahnt
Die Autoren meinen, dass die Vereinigten Staaten einen entscheidenden Beitrag leisten könnten, um der weiteren Abholzung der Wälder entgegenzuwirken.

Als führender Konsument von Robusta Kaffee sollten sich die USA wieder als Mitglied in der ICO einbringen und sich für Tier- und Artenschutz-gerechte Anbauweisen stark machen.
->   Wildlife Conservation Society
->   Science
->   Fairtrade
 
 
 
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01.01.2010