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Südafrika: Zulu und Xhosa bald als Schulfach?  
  Sprachlehrer in Südafrika wehren sich zunehmend gegen
eine Dominanz der englischen Sprache. Sie befürchten ein Aussterben der afrikanischen Sprachen neben Englisch und Afrikaans.
 
Die klickende Sprache der Xhosa kam Südafrikas Finanzminister Trevor Manuel bei der Haushaltsdebatte im Parlament locker über die Lippen. Auch für seine Zulu-Landsleute hatte der sprachgewandte weiße Minister der ANC-Regierung vor kurzem ein paar Brocken aus ihrer Sprache in seine Rede eingestreut.
Afrikanische Sprachen für weiße Schulkinder?
Was für Manuel eine Goodwill-Geste war, soll an den Schulen künftig auch für junge Weiße mehr auf dem Stundenplan stehen - so jedenfalls empfiehlt es der Bericht einer Bildungskommission des Kultusministeriums.

Die Empfehlung, die bereits seit vergangenem Jahr Gegner und Befürworter am Kap entzweit, geriet Ende Februar auf einer Bildungskonferenz erneut ins Schlaglicht der Öffentlichkeit. Dort wurde der Bericht von Sprachlehrern publik, die sich vehement gegen eine Dominanz der englischen Sprache wandten. "Wie wir feststellen, sterben die afrikanischen Sprachen als Zweitsprache für Englisch- oder Afrikaans-Sprechende aus", beklagen sie, und sprechen unter Hinweis auf die Verfassung von einem Skandal.
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In Verfassung verankert
Ähnlich wie in der Schweiz oder in Belgien sind die diversen
Sprachen des Landes in der Verfassung verankert. Südafrika kennt entsprechend der Zusammensetzung der Bevölkerung neben dem Englischen und der vom Niederländischen abstammenden Sprache der Buren ¿ dem Afrikaans - offiziell noch neun weitere Sprachen an: Zulu, Xhosa, Tswana, Tsonga, Nord- und Süd-Sotho, Swati, Venda und Ndebele.
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"Um Barrieren einzureißen"
Zulu und Xhosa werden von zehn beziehungsweise sieben Millionen Menschen im Lande gesprochen, weitaus mehr als Afrikaans (5,9 Mio) oder Englisch (3,4 Mio). "Die Empfehlung betrifft eigentlich nur die früher rein weißen Schulen. Für Weiße, Mischlinge oder Asiaten ist es noch immer selten, dass sie afrikanische Sprachen sprechen.

Das soll nun gefördert werden, um die Barrieren einzureißen", erklärt Linda Chisholm vom Bildungsministerium. Oberstes Ziel bleibe aber die Unterrichtung in der Muttersprache sowie eine Stärkung des Englisch-Unterrichts: "Das ist der direkte Weg in den Job".
Entscheidung liegt bei Schulen
Dennoch will die Regierung die Entscheidung den Schulen selbst überlassen. Die aber stellen nur zögernd Lehrer für eine afrikanische Sprache ein. Auch an den Universitäten des Landes ist die Nachfrage nach entsprechenden Ausbildungsangeboten gering. Nach einer Umfrage der Zeitung "Sunday Times" hat sich das Interesse dort seit 1996 jedes Jahr halbiert. Allein an der Bildungseinrichtung Unisa ¿ die als einzige des Landes alle Sprachen anbietet - fiel die Zahl der Studenten von 25 000 auf heute 3000.
'Dreisprachig besser als zweisparchig'
In der Empfehlung der Kommission wird das heikle Thema daher auch nur vorsichtig angesprochen: "Um ein guter Bürger Südafrikas zu sein, muss man zumindest zwei-, wenn nicht sogar dreisprachig sein; es wäre daher nicht unvernünftig, von Englisch- oder Afrikaans-Sprechenden zu erwarten, dass sie zumindest zwei-, aber noch besser dreisprachig sind", heißt es in dem Bericht.
->   Die Bevölkerung Südafrikas und ihre Sprachen
->   southafrica.com
 
 
 
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01.01.2010