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Zwiespältiger Zustandsbericht der Wälder in Europa  
  Zwiespältig fällt der aktuelle Zustandsbericht der europäischen Wälder aus: Einerseits sind die Einträge von Luftschadstoffen weiterhin sehr hoch, andererseits ist fast die Hälfte des Kontinents bewaldet, wovon wiederum rund zwölf Prozent geschützt sind.  
Der Bericht wurde am Montag im Rahmen der Forstministerkonferenz in der Hofburg in Wien präsentiert.
Pro Europäer zwei Fußballfelder Wald
1.000 Millionen Hektar des alten Kontinents sind von Bäumen bedeckt - das entspricht etwa 30 Mal der Größe von Polen. Auf jeden Europäer kommen damit immerhin zwei Fußballfelder Wald, so der Bericht "State of Europe's Forests 2003".

Noch dazu nimmt die Fläche nicht ab, sondern zu: Jährlich sind es 0,08 Prozent mehr, was in etwa der Größe Zyperns entspricht. Kein unerheblicher Wert für den Klimaschutz - Stichwort Kohlenstoffsenken.
->   Mehr über Kohlenstoffsenken und den Handel mit CO2-Emissionsrechten
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Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa
Vom 28. bis 30. April 2003 findet in der Wiener Hofburg die "Vierte Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (Living Forest Summit)" statt. 44 Länder und die Europäische Gemeinschaft beteiligen sich daran. Der Auftakt der Veranstaltung am Montag war äußerst symbolträchtig angelegt: 90 Kinder eines Wiener Gymnasiums standen den Forstministern bei, um gemeinsam im Museumsquartier einen "europäischen Wald" zu pflanzen.
->   Living Forest Summit
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Die Hälfte ist in staatlichem Besitz
Trotz eines Rückgangs um 22 Prozent in den vergangenen zehn Jahren bieten die Forste noch immer 1,36 Millionen Arbeitsplätze, die meisten davon in der Türkei. 91 Prozent der Wälder sind in staatlichem Besitz, ohne die Russische Föderation etwas mehr als die Hälfte.

Während dort der Zugang in den meisten Staaten frei möglich ist, ist er bei Privatwäldern zwar die Regel, aber nicht überall gestattet.
Nadelwald in der Mehrheit
42 Prozent der europäischen Wälder bestehen aus Nadel- und 18 Prozent aus Laubgehölzen - der restliche Anteil ist gemischt. 70 Prozent werden als "naturnah" und etwas mehr als ein Viertel als "unberührt" eingestuft. In der letzteren Kategorie sind es vor allem die Russische Föderation, Schweden und Finnland, die über die reichsten Areale verfügen.
Am meisten "geschützter Wald" in Deutschland
Von jenen 11,7 Prozent der geschützen europäischen Wäldern zielen 85 Prozent auf die Bewahrung der biologischen Vielfalt und 15 Prozent auf den Landschaftsschutz ab. Zusammen sind dies 127 Millionen Hektar.

Spitzenreiter des Kontinents ist mit einem Anteil von 63,6 Prozent geschützter Waldflächen Deutschland, gefolgt von Portugal mit 47,3. Österreich weist einen Wert von 25,9 Prozent auf.
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Fünf Hauptthemen der Konferenz
"Den Wald schützen, aber auch benützen" - so gab Josef Pröll (ÖVP) als zuständiger Ressortchef und Gastgeber der Forstministerkonferenz am Montag in seiner Eröffnungsrede das Motto der Veranstaltung vor. Im Anschluss diskutierten die Delegierten - unter ihnen auch Interessensvertreter wie Umweltschutzgruppen, Waldbesitzer, Wissenschaft und Forstindustrie - in der Hofburg fünf Hauptthemen diskutieren: Sektorübergreifende Kooperation und nationale Waldprogramme, Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Waldbewirtschaftung, soziale und kulturelle Aspekte, biologische Vielfalt und Klimawandel.
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Kritik von Greenpeace
"Diese Konferenz ist ihren Titel nicht wert", kritisierte Greenpeace. Nur ein Prozent der europäischen Wälder seien noch einigermaßen intakte Urwälder, das Netzwerk an geschützten Wäldern in Europa nicht ausreichend, um die Artenvielfalt aufrecht zu erhalten. Das dringendste Problem in Europa sei der rasante Rückgang der alten Forstbestände. "Die geschützten Wälder Europas sind nicht mehr als Markierungen auf den Landkarten", so Greenpeace-Waldexpertin Nina Thüllen in einer Aussendung.

Gefordert wurde ein sofortiges Verbot weiterer Einschläge in Urwälder, ein Netzwerk geschützter Gebiete sowie konkrete Maßnahmen gegen illegale Abholzungen.
->   Greenpeace
WWF: Stillstand in Österreich
Auch der WWF zeigte sich bei einer Pressekonferenz am Eröffnungstag besorgt über den Verlust von Urwäldern. Dass es um den Zustand der Forste nicht zum Besten steht, zeige eine aktuelle WWF-Bestandsaufnahme in 16 europäischen Ländern.

Nur zwei Staaten hätten gegenüber 2000 signifikante Fortschritte gemacht, während sich die Situation in vier Staaten, darunter auch Österreich, verschlechtert habe. "In der Alpenrepublik steht die Ausweisung von Naturgebieten still", so WWF-Delegierter Gerald Steindlegger.
->   WWF
 
 
 
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01.01.2010