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SARS: Erste globale Epidemie des 21. Jahrhunderts?  
  Als "erste globale Epidemie des 21. Jahrhunderts" wurde SARS bereits bezeichnet. Tatsächlich wird die Lungenerkrankung einem heimischen Experten zufolge nicht unterschätzt, aber mitunter bagatellisiert.  
Hysterie oder weise Voraussicht?
Grundsätzlich bestehe Gefahr durch SARS auch für Österreich, so Franz-Xaver Heinz, stellvertretender Vorstand des Instituts für Virologie der Universität Wien gegenüber dem ORF-Radio, und spricht damit den Reise- und Flugverkehr an.

In Österreich liegen an den Flughäfen Flugblätter auf und das Außenministerium rät "von nicht unbedingt notwendigen Reisen" in die betroffenen Regionen ab. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um SARS aus Österreich fernzuhalten? Franz-Xaver Heinz dazu: "Das kann ich nicht eindeutig beantworten."
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Dagegen: Ein vorsichtig optimistisches Bild
Immer mehr Menschen beginnen sich vor SARS zu fürchten. Daran sind vor allem die steigenden Zahlen der Erkrankungen Schuld. Die Realität sieht anders aus, meinte dagegen ein österreichischer Mediziner am vergangenen Freitag. "Es sind zwei verschiedene Dinge: die gemeldeten Fälle und das Datum ihres Auftretens. Nachdem China so lange keine Erkrankungen gemeldet hat, schnellt jetzt die Zahl in die Höhe", erklärte Herwig Kollaritsch, Leiter der Abteilung für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Universität Wien, gegenüber der APA.
->   Mehr dazu: Der Artikel in science.ORF.at
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Gefahr wird nicht unterschätzt
Die Gefahr durch die Lungenerkrankung SARS werde seiner Meinung nach nicht unterschätzt, weder in Österreich noch in der weltweiten Diskussion, sagte der Virologe Franz-Xaver Heinz im Ö1-Mittagsjournal.

Doch mitunter werde das Problem bagatellisiert - der Virologe bezieht sich dabei auf Aussagen, wonach an der herkömmlichen Grippe jedes Jahr mehr Menschen sterben als an SARS:

"Das ist zwar richtig, aber wir haben es hier mit der Entwicklung einer neuen Infektionserkrankung des Menschen zu tun, die immerhin fünf bis sechs Prozent der Betroffenen umbringt. Das ist vergleichbar mit der HIV-Situation Anfang der 80er Jahre. Da hat man auch nicht gewusst, in welche Richtung sich das entwickeln wird. Das ist eben die Unwägbarkeit der Entwicklung einer neuen Seuche am Beginn. Und wir stehen jetzt ganz am Beginn."
WHO-Chefin: "Globale Epidemie"
Die Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Gro Harlem Brundtland, hat SARS am Sonntag als "erste globale Epidemie des 21. Jahrhunderts" bezeichnet. Virologe Heinz teilt diese Einschätzung:

"Es ist allerdings die Frühphase einer solchen Epidemie. Es ist offensichtlich ein neues, human-pathogenes Virus aufgetaucht - aus welcher Quelle weiß man noch nicht. Allerdings mit dem Unterschied [Anm. zu HIV], dass dieses neue Virus durch Tröpfcheninfektion übertragen wird, also die Atemwege betrifft und wesentlich leichter übertragen wird als z.B. HIV."
"Hohes Seuchenpotenzial"
Nach Ansicht des österreichischen Experten besitzt das Virus daher ein sehr hohes Seuchenpotenzial. Dazu komme noch, dass Viren, wenn sie einen neuen Wirt erobern - und das sei hier offensichtlich der Fall -, die Neigung haben, sich zu verändern.

"All diese Dinge sind zum jetzigen Zeitpunkt vollkommen unklar ¿ man weiß nicht, in welche Richtung die Entwicklung gehen kann. Im günstigsten Fall könnte das Virus von selbst wieder verschwinden. Im schlimmsten Fall könnte das Virus seine Übertragungsmöglichkeiten erhöhen und auch seine Stabilität außerhalb des Körpers."
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Viel zitiertes Beispiel: Grippe
Oft genanntes Beispiel für eine weltweite Epidemie ist die Grippe in den Jahren 1918 bis 1920, damals starben 22 Millionen Menschen. "Eine seriöse Prognose, wie das bei diesem neuen Virus sein wird, ist nicht möglich", so Franz-Xaver Heinz.
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Warnungen mit realistischem Hintergrund
Die Bezeichnung "erste globale Epidemie des 21. Jahrhunderts" sei von der WHO kein Schuss vor den Bug, keine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, meint der Virologe, sondern habe einen realistischen Hintergrund. Die Situation könne gar nicht ernst genug genommen werden.
Österreich wäre gewappnet
Österreich wäre - seinen Informationen zufolge - gewappnet, sagt der Virologe: "Es sind bestimmte Spitäler designiert, sich speziell damit auseinander zu setzen. Bestimmte Einrichtungen sind vorhanden bzw. werden auch noch verbessert, um solche Patienten behandeln zu können."

Bei dringendem Verdacht auf SARS-Erkrankung würde der Betroffene in eine Isolierstation gebracht werden, sagte Hubert Hrabcik vom Gesundheitsministerium gegenüber der APA. Das österreichische Gesundheitswesen weise genügend Betten für solche Fälle auf.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Informationen der WHO zu SARS
->   Mehr über die Infektionskrankheit (Robert Koch Institut)
Mehr zum aktuellen SARS-Geschehen in ORF.at:
->   wien.ORF.at: Aua stellt Flüge nach Peking vorerst ein
->   ORF.at: SARS - Katastrophe für Wirtschaft
->   Alles zum Stichwort SARS im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010