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Neuer Taktgeber für schwache Herzen  
  Wenn Medikamente nicht mehr ausreichen, kann jetzt vielen Patienten mit Herzschwäche durch eine neue Therapie geholfen werden: Eine Art Schrittmacher, der das Herz wieder im richtigen Takt schlagen lässt.  
Etwa 130.000 Menschen in Österreich leiden an Herzschwäche, jedes Jahr sterben mehr als 5.500 dieser Patienten.
Drei Elektrosonden via Vene ins Herz
Die neue Behandlung ist ein besonderer Herzschrittmacher mit drei Elektrosonden, die über eine große Vene unter dem Schlüsselbein unter Röntgenkontrolle in das Herz geschoben werden.

Das ist eine etwas schwierige Prozedur, die aber kaum Schmerzen bereitet. Die Patienten benötigen nur eine örtliche Betäubung.

Schon während des Eingriffs wird die geeignete Elektrostimulation getestet und eingestellt. Der Schrittmacher, der auch die Batterie enthält, wird unter die Haut an der Brust eingepflanzt. Das Gerät muss nach fünf bis sieben Jahren ausgetauscht werden. Der Eingriff kann bei neun von zehn Patienten erfolgreich durchgeführt werden.
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Herzschwäche
Im gesunden Herzen ist das Zusammenspiel der vier Herzkammern aufeinander abgestimmt. Wenn der Herzmuskel geschwächt ist, muss das Herz mehr Arbeit leisten und dehnt sich aus. Es pumpt nicht mehr richtig und kann den Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Zusätzlich kann das Zusammenspiel der vier Herzkammern gestört sein und die Pumpfunktion beeinträchtigen. Bei einigen Patienten kommt es zusätzlich zu Herzrhythmusstörungen, die in einen lebensgefährlichen Herzstillstand enden können.
Eine Herzschwäche tritt nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich langsam, nach einem Herzinfarkt, durch Bluthochdruck oder einem Herzklappenfehler. Die Symptome sind Kurzatmigkeit, rasche Ermüdung, eingeschränkte Belastungsfähigkeit, Wasser in den Beinen.
->   Nur neun Prozent der Herzschwäche-Patienten richtig behandelt
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Herz wird synchronisiert
Die neue Therapie wird "Resynchronisationstherapie" oder "biventrikuläre Stimulation" bezeichnet. Die drei Elektroden übertragen elektrische Impulse zum Herzen und stellen den Gleichklang der Herzkammern her.

Das Herz schlägt wieder synchron und pumpt ausreichend Blut durch den Körper. Der Patient kann sich erholen und wird wieder belastungsfähig. Für die neue Therapie kommt etwa jeder fünfte Herzschwäche-Patient in Frage. Oft sind es Menschen, denen die Ärzte bereits eine Herztransplantation als letzten Ausweg angeboten haben.
->   Mehr über biventrikuläre Stimulation (Schleswig-Holsteinische Ärzteblätter)
US-Studie: Therapie kann Leben retten
Jetzt wurden die Ergebnisse der bisher größten Studie über die neue Schrittmachertherapie präsentiert. Für die Companion-Studie wurden mehr als 1.600 schwerkranke Patienten in etwa 130 amerikanischen Herzkliniken aufgenommen.

Die Studie hat gezeigt, dass das System nicht nur die Lebensqualität und Belastungsfähigkeit verbessert, sondern auch Leben retten kann. Patienten, die neben der Herzschwäche auch unter Rhythmusstörungen leiden, kann zusätzlich ein Defibrillator eingepflanzt werden.

Das ist ein Schockgerät, das, falls es zu einem Herzstillstand kommt, das Herz wieder in Gang setzt. Im Vergleich zur reinen Medikamententherapie sinkt das Risiko zu sterben um vierzig Prozent.
->   Mehr über die COMPANION-Studie (Guidant Corporation)
Uni Graz: Herz im Bild
Nicht alle Patienten profitieren von dem Schrittmacher. Eine neue Untersuchungstechnik könnte in Zukunft dabei helfen, die richtigen Kandidaten für ein solches Stimulations-System auszuwählen. An der Universität in Graz wurde jetzt eine weltweit einzigartige Technik entwickelt, die den Blutfluss im Herz vierdimensional misst.
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MRI zeigt schlagendes Herz
Mit Hilfe eines ultraschnellen Magnetresonanz-Tomographen können Experten im Landeskrankenhaus Graz faszinierende Aufnahmen vom schlagenden Herzen machen. Das Gerät liefert bis zu vierzig Bilder pro Sekunde. Das ist schnell genug, um schon während der Untersuchung bewegte Bilder vom schlagenden Herzen zu sehen. Der große Vorteil für den Patienten: Für die völlig schmerzlose Untersuchung ist kein Kontrastmittel nötig. Er wird auch keinen radioaktiven Strahlen ausgesetzt.
->   Landeskrankenhaus Graz
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Blutfluss in vier Dimensionen
Mit der neuen Methode gelingt es jetzt, den Blutfluss im Herzen vierdimensional, das heißt räumlich und zeitlich zu visualisieren. Aus diesen Rohdaten der Magnetresonanztomographie berechnen die Physiker mit einer speziellen Software Geschwindigkeit und Richtung des Blutflusses.

Erstmals kann so das Herz in seiner Funktion als Blutpumpe genau dargestellt werden, erklärt der Physiker Gert Reiter: "Wir messen die Größe des Blutes an sehr vielen Punkten und können daraus ein Blutflussmuster rekonstruieren. Und hoffen, dann in weiterer Folge vor dem Einsetzen einer künstlichen Herzklappe dem Chirurgen sagen zu können, wie er seine Klappe richtig positionieren kann."
Herzbilder verbessern Operation
Schon vor einer Operation sollen Herzchirurgen abschätzen können, ob künstliche Herzklappen auch gut funktionieren werden. Das charakteristische Blutfluß-Muster gesunder Menschen und Abweichungen der Daten zeigen, wie sich Herzkrankheiten auf das Herz in seiner Funktion als Blutpumpe auswirken.

Das wird auch helfen, künstliche Herzklappen zu verbessern meint der Radiologe Rainer Rienmüller: "Wir gehen davon aus, dass in bestimmten Situationen wahrscheinlich die Klappen-Art und die Klappen-Position dafür verantwortlich ist, dass es gelegentlich nach Klappenersatz zu keiner entscheidenden Verbesserung des Zustandes des Patienten kommt. Und wir hoffen, dass wir in Zukunft auch auf diesem Gebiet etwa beitragen können."

Sylvia Unterdorfer, Modern Times Gesundheit
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Mehr zu dem Thema in Modern Times Gesundheit, 2. Mai 2003, ORF 2, 22. 35 Uhr
->   Modern Times Gesundheit
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01.01.2010