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Studie: Immer mehr Frauen sterben an Herzinfarkt  
  Die seit geraumer Zeit laufenden Aufklärungs- und Informationskampagnen haben wenig genützt: Ärzte nehmen Frauen mit Herzbeschwerden nach wie vor weniger ernst als Männer - parallel dazu steigt allerdings die Zahl weiblicher Infarkt-Opfer.  
Während die Zahl der an Herzinfarkt verstorbenen Männer innerhalb von fünf Jahren um knapp zehn Prozent zurückging, stieg die Todesrate bei den Frauen um ziemlich genau den gleichen Prozentsatz an.
Rotlicht und Beruhigungsmittel gegen Herzbeschwerden
Es klingt fast wie schlecht erfunden, was Frauen auch heute noch so erleben, wenn sie mit Herzbeschwerden den Arzt aufsuchen. Die Innsbrucker Internistin Margarethe Hochleitner hat es in einer Studie erhoben:

Eine Frau berichtete demnach von ganz typischen Herzschmerzen - sie bekam Rotlichtbestrahlungen verordnet, bis sie 14 Tage später einen Herzinfarkt erlitt. Anderen Patientinnen wurde Valium verschrieben - "Das Übliche. Frauen bekommen Beruhigungsmittel", so Hochleitner.
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Der andere Umgang mit den Männern
Mit Männer geht man - so die Erfahrungen der Innsbrucker Wissenschaftlerin - ganz anders um: "Ein typisches Beispiel auch aus dieser Studie: ein Mann der nicht gerade sportlich aktiv war, macht bei schönem Wetter einen 'Gewaltmarsch', spürt dann leichte Übelkeit am Gipfel - und wird sofort mit dem Hubschrauber abgeholt. Man weiß ja nie."

Es wurden keine pathologischen Befunde erhoben, wie die Internistin weiter berichtet. Am nächsten Tag sei aber eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt worden. "Jetzt weiß man - der Mann war gesund, bloß untrainiert."
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"Frau muss Herzuntersuchung verlangen"
Ein "Man weiß ja nie" zieht man bei den Frauen nicht in Erwägung, so Margarethe Hochleitner - und rät zu mehr Initiative der Frauen.

"Ich glaube in der derzeitigen Situation muss Frau selbst sich wehren. Es klingt zwar nicht gut in einem öffentlichen Gesundheitssystem, aber es ist unvermeidlich - Frau muss Herzuntersuchung verlangen."

Wenn sie Beschwerden haben - und seien sie unspezifisch wie plötzliche Übelkeit mit Schwindel. Auch derart kann sich ein krankes Frauen-Herz bemerkbar machen.
Seltener Behandlung mit modernsten Methoden
Selbst wenn Frauen dann das "Glück" haben, auf Herz und Nieren untersucht zu werden, sieht man sich die Frau offensichtlich anders an:

Wie Margarethe Hochleitner ausführt, werden weibliche Herzpatienten wesentlich seltener mit modernsten Methoden wie Herzkatheter oder Bypass-Operation behandelt.
Recht auf Untersuchung und Behandlung
Andererseits hat man Frauen noch vor einiger Zeit mit Herz-Medikamente behandelt, die nur an Männern getestet waren. Es kam sogar zu Todesfällen, weil die Substanzen sich mit den weiblichen Hormonen nicht vertrugen.

Das zumindest gehört der Vergangenheit an. Aber noch liegt einiges im Argen - so Margarethe Hochleitner. Man werde jetzt die Fortbildung bei den Ärzten in diesem Punkt verstärken, aber vordringlich sei jetzt, dass Frauen, die Herzbeschwerden haben, sich für ihr Recht auf Untersuchung und Behandlung selbst stark machen.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft

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01.01.2010