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Anti-Terror-Maßnahmen gefährden US-Wissenschaft  
  Die Maßnahmen der USA in ihrem Kampf gegen den Terrorismus betreffen alle gesellschaftlichen Bereiche. Besonders stark sind die Auswirkungen auf die Wissenschaft, meint ein hochrangiger Vertreter der amerikanischen Forschervereinigung AAAS. Unter der Umschichtung der Gelder leidet ihm zufolge die Grundlagenforschung, die Einschränkungen im Publikationswesen grenzten an Zensur und strikte Visa-Vorschriften würden den Zutritt ausländischer Forscher erschweren.  
"Forschungsklima schwer beeinträchtigt"
Wie Albert H. Teich, der Leiter des "Directorate for Science and Policy Program" der "American Association for the Advancement of Science" (AAAS), in der Süddeutschen Zeitung vom 5. Mai 2003 schreibt, ist das "Klima für die Wissenschaft von den Maßnahmen in Folge des 11. September schwer beeinträchtigt" worden.
Umschichtung der Budgets in Richtung Bioterror
Unmittelbar nach den Attentaten wurde Wissenschaft und Technologie in den Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung des Terrorismus aufgenommen - und die Geldmittel v.a. zur Erforschung von Bioterrorismus drastisch erhöht.

Das ging laut Teich zu Lasten der Grundlagenforschung, etwa bei den National Institutes of Health, deren Budget nicht vergrößert, sondern umgeschichtet wurde. Hauptbetroffen davon sei die Forschung zu Krankheiten wie AIDS oder Herzinfarkt.
->   National Institutes of Health
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Kontrolle von "Risikomaterialien"
Ein weiterer Punkt: der durch den "Public Health Security and Bioterrorism Preparedness Act" neu geregelte Umgang mit "Risikomaterialien" - wie z.B. Krankheitserregern. Alle Forscher, die mit ihnen zu tun haben, werden vom Justizministerium kontrolliert. Da sich dies in der Praxis oft als sehr umständlich herausstellte, hätten laut Teich einige Universitäten ganze Forschungsbereiche komplett aufgegeben.
->   Public Health Security and Bioterrorism Preparedness Act
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Freiwillige Selbstkontrolle der Journals - oder Zensur?
Von essenzieller Bedeutung seien auch Änderungen im Publikationswesen. Noch ehe der "Homeland Security Act" von 1992 greifen konnte, der u.a. die Nichtverbreitung von Informationen sicherstellt, welche die "nationale Sicherheit" gefährden, beschlossen die Herausgeber der führenden Wissenschafts-Journale eine Art freiwilliger Selbstkontrolle.

In dem "Statement on Scientific Publication and Security" wurde u.a. festgestellt, "dass manchmal das potenzielle Risiko, das von der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Entdeckung ausgehen könnte, den gesellschaftlichen Nutzen überwiege und dass unter diesen Umständen ein Artikel vor der Veröffentlichung modifiziert oder gar nicht erst publiziert werden sollte" - was laut Teich von einigen Forschern als "Schritt in Richtung Zensur" kritisiert wurde.
->   Homeland Security Act
->   Statement on Scientific Publication and Security
Ausländische Forscher haben es schwer
Last but not least betroffen ist der - nun nicht mehr so - freie Zugang ausländischer Forscher und Studenten zu den amerikanischen Universitäten. Umfassende Überwachungs- und Kontrollsysteme, die auf klingenden Namen wie SEVIS oder IPASS hören, dazu strengste Einreise- und Visa-Bestimmungen, würden die Einreise in die USA erschweren.

Zwar gebe es noch keine genauen Zahlen, aber "unzählige Hinweise" auf betroffene Studenten und Gastwissenschaftler. Einer davon: Am Weltkongress für Weltraumforschung in Houston im vergangenen Oktober hätten 102 Astronomen wegen Visaproblemen nicht teilnehmen können.

Teichs Resümee: In Zukunft gelte es, Vorsicht walten zu lassen, damit "nicht die Wissenschaft ein weiteres Opfer des 11. September wird".
->   Student and Exchange Visitor Information System (SEVIS)
->   Mehr über Al Teich
->   AAAS
->   Süddeutsche Zeitung
->   Mehr zum Thema Terror in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010