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Geteilte Autos noch wenig gefragt  
  Im Schnitt 23 Stunden am Tag stehen die meisten Autos ungenutzt herum. Naheliegend wäre also die Idee, Autos zu teilen. Aktuelle Umfragen zeigen allerdings, dass das organisierte Carsharing bei der Bevölkerung noch nicht allzu gut ankommt.  
Etwas mehr als 3.000 Kunden hat Österreichs zentrale Carsharing-Organisation Denzeldrive zur Zeit. Verglichen mit der Schweiz, in der sich fast 40.000 Menschen geteilter Autos bedienen, ein sehr geringer Anteil.

Dabei kann ein Carsharing Auto im Schnitt fünf private PKWs ersetzen - was mehr Platz auf den Straßen und eine erhebliche Entlastung bei der Parkplatzsituation bedeuten würde.
Zu wenig öffentlicher Verkehr
Der geringe Kundenanteil hat vor allem einen Grund - die Qualität des öffentlichen Verkehrs, sagt Wolfgang Rauh vom Verkehrsclub Österreich gegenüber dem ORF-Radio. "Solange viele Gegenden Österreichs mit öffentlichen Verkehrmitteln höchstens einmal am Tag zu erreichen sind, wird sich Carsharing dort nicht durchsetzen."
Freiheitsfaktor eigenes Auto
Noch einen wichtiger Faktor, der das Carsharing-Verhalten beeinflusst, zeigt eine aktuelle Umfrage in Deutschland, durchgeführt im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, einem Institut der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz: Die Gewohnheit, ohne Vorausplanung jederzeit ein Auto zur Verfügung zu haben, hält viele vom Auto-Teilen ab.
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Studienergebnis
Studienautorin Sassa Franke: "Ein Grund dafür ist die Macht der Gewohnheit. Gewohnheiten verringern den Zwang zu ständigen Entscheidungen im Alltag und tragen dazu bei, wiederkehrende Aufgaben schnell bewältigen zu können. Die Komplexität des Alltags wird vermindert." Erst wenn sich diese Gewohnheiten ändern, ständige Mobilität nicht mehr selbstverständlich ist und die meisten Wege im Alltag mit Bus, Bahn oder Fahrrad zurückgelegt werden, ist ein Umsteigen auf Carsharing denkbar.
->   Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
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Einfachere Handhabung
Diesem Argument versuchen die Autovermieter auch durch immer bessere Organisation zu entgegnen. Mittels einer einzigen Chipkarte kann man sich für das Mietauto anmelden, es dann öffnen und in Betrieb setzen - abgerechnet wird automatisch, das mühselige Schlüssel abholen und Fahrtenbücher ausfüllen gehört der Vergangenheit an.
Zentrale Vermietung
In Österreich gibt es im Gegensatz zu Deutschland mit Denzeldrive außerdem einen zentralen Anbieter, der mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben und der ÖBB kooperiert. Damit kann an jedem Standort Österreichs mit dem gleichen System ein Auto abgeholt oder zurückgebracht werden.
Nutzung hauptsächlich in Städten
Genutzt wird das Carsharing-Angebot zur Zeit auch hauptsächlich in den Ballungsräumen. Zwei Drittel aller Kunden wohnen in Wien, gefolgt von Salzburg und Vorarlberg.
Volkswirtschaftlicher Nutzen
Schließlich gäbe es auch einen klaren volkswirtschaftlichen Nutzen des Carsharing: Berechnungen des VCÖ zufolge erspart ein geteiltes Auto allein im Wirtschaftsverkehr durch vermiedene Staukosten in Ballungsräumen bis zu 25.000 Schilling pro Jahr.

Pro Carsharing-Auto könnten außerdem jährlich 50.000 kWh Energie und 10 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß eingespart werden.
->   Denzeldrive
->   Verkehrsclub Österreich
 
 
 
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01.01.2010