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Mehr oder weniger Vertrauen in die Biotechnologie?  
  Das Vertrauen der Österreicher und Österreicherinnen in die Segnungen der Gen- und Biotechnik ist in den vergangenen Jahren etwas gestiegen, liegt aber noch weit unter dem EU-Durchschnitt - so eine internationale Studie, die science.ORF.at vor einigen Wochen vorgestellt hat. Eine neue Untersuchung sieht den Trend nun genau umgekehrt und behauptet, dass die Ablehnung gestiegen ist - und zwar dramatisch.  
Der aktuellen Umfrage des Wiener Instituts für Energie und Umwelt (IEU) zufolge glauben 64 Prozent der Befragten, dass die Biotechnik auf lange Sicht der Menschheit eher oder sehr schaden werde. 2001 - bei einer gleichlautenden Umfrage - seien 48 Prozent dieser Ansicht gewesen.
159 Interviews - wenig repräsentativ?
Für die Umfrage, die Vergleichsdaten zu einer Erhebung der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft aus dem Jahr 2001 liefern sollte, habe man aus Geldmangel nur 159 Interviews geführt, aber dennoch erhebliche Unterschiede feststellen können, erklärte Heinz Zeilhofer vom IEU laut APA.

Helge Torgersen, Wissenschaftler am Institut für Technikfolgenabschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, hält diese Anzahl für eine repräsentative Umfrage aber für zu wenig. "Die Zahlen sind schwierig zu interpretieren - bei dieser dünnen empirischen Grundlage", so Torgersen gegenüber science.ORF.at.
81 Prozent wollen keine Biotech-Lebensmittel
Folgt man den Zahlen der IEU-Studie, dann sprechen sie eine klare Sprache: Hatten 2001 67 Prozent der Befragten Bedenken bio- bzw. gentechnisch veränderte Lebensmittel zu konsumieren, seien es nun bereits 81 Prozent. Dennoch sei der Anteil jener, die für eine "kontrollierte Anwendung von Biotechnik" sind, von 56 auf 67 Prozent gestiegen. Für ein generelles Verbot hätten sich 31 Prozent (2001: 29 Prozent) ausgesprochen.

Für Zeilhofer zeigen diese Ergebnisse, dass die Meinung der Bevölkerung zum Thema Biotechnologie nach wie vor diffus und unbestimmt ist. Eine Ansicht, der sich auch Helge Torgersen vom ITA anschließen kann.
Eurobarometer-Studie: Leichter Skepsis-Rückgang
Das Institut für Technikfolgen-Abschätzung hat an der Eurobarometer-Untersuchung im Auftrag der Europäischen Kommission Ende 2002 teilgenommen. Die zentrale Aussage: Nachdem 1999 deutlich weniger Befragte als noch 1996 glaubten, dass Biotechnologie und Gentechnik das Leben verbessern werden, waren die positiven Erwartungen 2002 wieder höher.
->   Europaweite Umfrage zur Biotechnologie (28.3.03)
Widersprüchliche Gefühle
54 Prozent der Österreicher geben laut IEU-Studie an, "widersprüchliche" Gefühle beim Wort Biotechnik zu haben (2001: 46 Prozent), 14 Prozent haben eher positive (zehn Prozent) und 21 Prozent eher negative (32 Prozent) Gefühle.
Immer geringerer Informationsstand?
Eine Möglichkeit für diese Unsicherheit könnte im Informationsstand der Bevölkerung liegen: 80 Prozent der Österreicher fühlten sich nicht ausreichend über das Thema informiert, 2001 waren es nur 63 Prozent.

Helge Torgersen vom ITA glaubt hingegen, dass dies etwas mit einer geänderten Interessenslage zu tun hat. "Ich halte diesen erhöhten Informationsbedarf für einen indirekten Hinweis darauf, dass das Thema heute prinzipiell mehr Beachtung findet als noch vor zwei Jahren. Damals war das vielen noch gleichgültiger als heute."
Unterschiede von roter und grüner Gentechnik bestätigt
Der Wiener Biochemiker und Ex-Wissenschaftsminister Hans Tuppy, der eine Arbeitsgruppe des IEU zum Thema Biotechnologie leitet, verwies bei der Vorstellung der IEU-Studie auf die deutlichen Akzeptanzunterschiede zwischen "roter" Gentechnik, also im Medizin- und Arzneimittelbereich, und "grüner" Gentechnik, also in Landwirtschaft und Nahrungsmittel.

"Kein Mensch regt sich über die 'rote' Gentechnik auf, weil sie beispielsweise überzeugende Medikamente liefert, auf die man nicht verzichten kann und will," so Tuppy laut APA.

Diesen Akzeptanzunterschied kann man auch der Eurobarometer-Studie des ITA entnehmen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at
APA
 
 
 
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01.01.2010