News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Wissen und Bildung 
 
EU: Neue Labor-Tests sollen Kaninchen retten  
  Mit neuen Arzneimitteltests will die EU bis zu 200.000 Kaninchen im Jahr das Leben retten. Anstatt Tierversuchen sollen neue In-vitro-Testverfahren in den Mittelpunkt der Forschung gestellt werden.  
EU-Forschungskommissar Philippe Busquin hat am Montag in Brüssel ein neues Testverfahren vorgestellt, bei dem Fieber erzeugende Stoffe - so genannte Pyrogene - nicht mehr durch Tierversuche, sondern durch eine sechsteilige Versuchsreihe an menschlichen Blutzellen ermittelt werden können.

Auch für Pilze sollen die Test demnächst adaptiert werden, sagte Busquin bei einer Pressekonferenz.
Entwicklung mit Innsbrucker Unterstützung
Entwickelt wurde die neue Methode mit Unterstützung der EU von einem europäischen Forschungsteam - unter anderem auch mit Unterstützung des Instituts für Medizinische Chemie und Biochemie an der Universität Innsbruck. Die Kommission hat das Verfahren bereits validiert. In weltweit 200 Labors werden die neuen Tests schon eingesetzt.
->   Institut für Medizinische Chemie und Biochemie, Uni Innsbruck
2009: EU-Verbot für Tierversuche bei Kosmetika
Busquin betonte, dass sich die Industrie in manchen Bereichen darauf einstellen müsse, von Tierversuchen Abstand zu nehmen. Ab 2009 dürfen nach einer im März verabschiedeten Richtlinie EU-weit etwa keine Tierversuche für Kosmetika mehr durchgeführt werden.

Auch die geplante neue Chemie-Richtlinie, an der die Kommission derzeit feilt, sieht mehr Überprüfungen, aber ebenfalls eine Reduktion der Tierversuche vor.
->   Mehr zu dem EU-Verbot (15.1.03)
Vier Pfoten fordert mehr
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten forderte in dem Zusammenhang bei der Übergabe von rund 16.000 Unterschriften an EU-Kommissar Günter Verheugen zur Weiterleitung an dessen für Tierschutz zuständigen Kollegen David Byrne die Einstellung aller Tierversuche.

Diese seien nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch unsicher. Tiere würden auf Teststoffe häufig ganz anders als Menschen reagieren, daher könnten Nebenwirkungen auf die Menschen oft nicht festgestellt bzw. verhindert werden, hieß es am Montag in einer Aussendung.
Alternativen zu Tierversuchen sind weit billiger
Forschungskommissar Busquin unterstrich auch den wirtschaftlichen Aspekt der neuen Methoden. Jährlich würden für Tierversuche drei Mrd. Euro ausgegeben. Die alternativen Tests seien in der Regel deutlich günstiger.
Komplett-Verzicht noch nicht absehbar
Ein vollständiges Abgehen von Tierversuchen kann sich Busquin derzeit aber noch nicht vorstellen. Zur Gewährleistung der menschlichen Gesundheit seien Arzneimittelversuche an Tieren noch unverzichtbar.

Die Wissenschaft sei - ausgehend von den nun vorliegenden neuen Technologien - zwar im Wandel, so der Forschungskommissar. Ein Abgehen von den Tiertests in der Krebsforschung etwa sei derzeit aber noch schwierig vorstellbar, sagte auch Projektleiter Thomas Hartung. Bis Primatentests ersetzt werden könnten würde es "noch ein paar Jahre dauern", so Busquin.
->   Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch
->   Mehr über Tierversuche in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010