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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
20 Jahre Entdeckung des HI-Virus  
  Vor 20 Jahren berichteten Forscher erstmals über die Isolierung des HI-Virus. Während die Anzahl der Neuerkrankungen und Todesfälle in Österreich in den letzten Jahren stark gesunken ist, breitet sich AIDS speziell in Afrika und in Osteuropa nach wie vor aus. Trotz 20 Jahren Forschung ist noch keine Heilung der Krankheit in Sicht. Immerhin: Im Juni wird auch in Österreich ein neuer Wirkstoff angeboten, der die Auswirkungen der Krankheit lindert.  
20 Millionen Tote in 20 Jahren
Am 20. Mai schrieben die Arbeitsgruppen der beiden Mediziner Luc Montagnier (Frankreich) und Robert Gallo (USA) im US-Fachblatt "Science" gleichzeitig über die Entdeckung und Isolierung des AIDS-Virus.

Mehr als 20 Millionen Menschen sind seither daran gestorben, 42 Millionen tragen das HI-Virus heute im Blut.
->   Aktuelle AIDS-Zahlen vom Welt-AIDS-Tag (1.12.02)
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Deutsch-österreichischer Experten-Kongress
Vom 14. bis 17. Mai findet in Hamburg der erste gemeinsame Kongress österreichischer und deutscher AIDS-Spezialisten statt. Erwartet werden rund 1.500 Teilnehmer, unter ihnen die Entdecker des HI-Virus, Robert Gallo und Luc Montagnier.
->   Mehr über den Kongress
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Neuer Wirkstoff ab Juni
Trotz aller Bemühungen hat die Medizin aber bisher noch kein Medikament gefunden, mit dem Menschen von einer HIV-Infektion geheilt werden können. Auch Versuche mit Schutzimpfungen verliefen bislang enttäuschend.
->   Mehr zu der Studie mit dem Aids-Impfstoff (24.2.03)
Doch mittlerweile vier verschiedene Klassen von Wirkstoffen können in der Form von Kombinationstherapien Aids zu einer Art chronischer Erkrankung machen. In den westlichen Industriestaaten sind dadurch die Todeszahlen in Folge von HIV stark zurück gegangen.

Gravierender Nachteil: Diese Therapien sind in der Regel sehr teuer - zu teuer für die Menschen in den ärmeren Ländern etwa der Subsahara, in denen es (neben Osteuropa) die stärksten Zuwachsraten an HIV-Infizierten gibt.
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Reverse-Transkriptase-Hemmer
Das Aidsvirus bringt seine Erbinformation nicht in Form von DNA (Desoxyribonukleinsäure) mit in die Zelle. Es enthält die chemisch verwandte RNA (Ribonukleinsäure). Das Virus-Enzym Reverse Transkriptase (eine Polymerase) schreibt diese RNA erst in der infizierten Zelle in DNA um. Nur diese wird in das Erbgut des Menschen eingebaut und dient als Bauanleitung für neue Viren. In die Funktion der Reversen Transkriptase greifen die ersten beiden Klassen an Aids-Medikamenten ein, die nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer und die nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer.
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Kombinationstherapie Mitte der 1990er Jahre
Den Durchbruch in der Behandlung von Aids brachte ab Mitte der neunziger Jahre die Kombination der Reverse Transkriptase-Hemmer mit den damals neuen Protease-Inhibitoren, ebenfalls Enzym-Blocker.

Diese greifen in den letzten Schritt der Virusvermehrung ein. Um aus den in der Zelle entstandenen einzelnen Virus-Komponenten neue, vollständige Partikel zusammenzubauen, ist eine Protease notwendig.

Wenn dieses Werkzeug - in der Funktion einer Schere ähnlich, welche die richtigen Bausteine für neue Viren "schneidert" - blockiert ist, können keine neuen Viren zusammengebaut werden.
Neuer Weg: Fusionsinhibitoren
Erst vor kurzem erstmals zugelassen wurde die erste Substanz aus der Reihe der Fusionsinhibitoren. Sie greifen ein, bevor das Virus in die Zellen gelangt, indem sie die Anlagerung von HIV an der Außenseite der Immunzellen verhindern.
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Ab Juni in Österreich
Der erste HIV-Fusionshemmer ("Fuzeon", ehemals T-20) wird ab Juni dieses Jahres auch in Österreich erhältlich sein. Dies wurde am Dienstag (13.5.03) bekannt. Das Medikament, das vor allem dann eingesetzt werden dürfte, wenn AIDS-Patienten auf die herkömmlichen Arzneimittel auf Grund von Resistenzen nicht mehr ansprechen, war Mitte März in den USA zugelassen worden. T-20 muss allerdings injiziert werden. Es wurde vom Schweizer Pharmakonzern Roche in Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Trimeris entwickelt.
->   Mehr über das neue Medikament (16.10.02)
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Patientenfreundlichere Therapien
In der praktischen Therapie der Patienten hat sich in den vergangenen Jahren einiges geändert. Sie wird laut dem AIDS-Experten und Kongress-Vizepräsidenten Erwin Tschachler erst dann eingesetzt, wenn sie wirklich notwendig ist.

"Es ist zu einem positiven Wettbewerb gekommen, die Behandlung patientenfreundlicher zu machen," so Tschachler. Durch Kombination von Wirkstoffen in Kapseln etc. müssten nicht mehr täglich bis zu 30 Pillen zu unterschiedlichen Zeiten geschluckt werden.
Routinemäßige Durchführung von HIV-Tests?
Grafik: APA
Bei den HIV-Tests kündigt sich ebenfalls eine Änderung der Strategie an. Der Wiener Spezialist: "Die US-Zentren für Krankheitskontrolle haben mehr oder weniger empfohlen, HIV-Tests routinemäßig durchzuführen. Massentests sind nicht sinnvoll. Aber die Ärzte sollten so viel darüber wissen, dass sie bei einem Patienten, der mit wiederkehrenden Fieberschüben oder einem Hautausschlag und/oder Lymphknotenschwellungen zu ihnen kommt, im Rahmen ihres ganz normalen medizinischen Prozederes auch einen HIV-Test durchführen lassen."

Logisches Ziel ist es, Betroffene früher zu erkennen. Der AIDS-Spezialist: "Noch immer diagnostizieren wir bei einem großen Prozentsatz der HIV-Positiven die Infektion erst, wenn schon eine AIDS-Symptomatik aufgetreten ist." - Dann setzt die Therapie schon sehr spät an.
->   Spezial-Seiten von "Science" zum Thema AIDS
->   Mehr über AIDS in science.ORF.at
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Buch-Tipp
Siegfried Hetz/Maritta Teufl-Bruckbauer: Befund: positiv.
Ratgeber HIV und Aids, 172 Seiten, Springer Verlag 2003
->   Mehr über das Buch (Springer Verlag)
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01.01.2010