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Alkoholabhängigkeit: Nur Langzeittherapie hilft  
  Allein in Österreich sind 330.000 Menschen alkoholkrank. Doch eine Therapie wirkt nur, wenn sie langfristig erfolgt. Denn der Missbrauch verändert laut einer Studie langfristig den Wasser- und Elektrolyt-Haushalt des Körpers.  
Das haben Wissenschaftler es Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin und der Georg-August-Universität Göttingen herausgefunden. Die Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift "Alcoholism: Clinical & Experimental Research" (ACER) veröffentlicht.
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Ausmaß der Erholung bei Abstinenz bislang unbekannt
"Obwohl seit langem bekannt ist, dass chronischer Alkoholkonsum schwere gesundheitliche Probleme verursacht, wusste man bisher nicht, in welchem Ausmaß sich Alkoholgeschädigte bei langfristiger Abstinenz von den Alkoholfolgeschäden erholen können", hieß es jetzt in einer Aussendung der Max-Planck-Arbeitsgruppe Klinische Neurowissenschaften und der Universität Göttingen.

Der Artikel "Persistent Alterations of Vasopressin and N-Terminal Proatrial Natriuretic Peptide Plasma" ist in ACER, Bd. 27 erschienen.
->   "Alcoholism: Clinical & Experimental Research" (ACER)
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Veränderungen von Schlüsselhormonen
Demnach zeigt die Arbeit, dass tiefgreifende Veränderungen der Schlüsselhormone für die Steuerung des Wasser- und Elektrolyt-Gleichgewichts (Vasopressin und Atriales Natriuretisches Peptid - ANP) im menschlichen Organismus für wesentliche Entzugssymptome mitverantwortlich sind.

Sie führen zudem zu zahlreichen körperlichen und psychischen Störungen alkoholabhängiger Menschen, die auch während der Abstinenz noch lange bestehen bleiben. Dazu gehören exzessiver Durst und extreme Flüssigkeitsaufnahme, Craving (starkes Verlangen nach Alkohol) sowie Beeinträchtigungen der Nierenfunktion.
Entgiftungstherapien nicht ausreichend
Insgesamt bestätigt die Studie, dass Alkohol nicht nur Leber- und Hirnschäden verursacht, sondern alle Organe des menschlichen Körpers beeinträchtigt. Entgiftungstherapien seien daher ein zwar notwendiger, aber nicht ausreichender Schritt, um die schweren organischen und psychischen Störungen bei Alkoholpatienten zu beseitigen und einem erneuten Rückfall vorzubeugen.
Langzeitstudie: Regeneration dauert Monate
Die Arbeitsgruppe "Klinische Neurowissenschaften" des Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin (Göttingen) hat in den vergangenen zehn Jahren umfangreiche Studien durchgeführt, um den Langzeitverlauf körperlicher und psychiatrischer Störungen bei abstinenten alkoholkranken Patienten zu untersuchen.

Die Forscher stellten dabei fest, dass die meisten der durch Alkoholmissbrauch hervorgerufenen Beeinträchtigungen sehr lange fortdauern und die Regenerationsprozesse viele Monate benötigen.

Im Rahmen der Studie waren die Werte verschiedener Marker für den Wasser- und Elektrolythaushalt und für die Nieren- und Leberfunktion von Alkoholkranken auf "Entzug" mit jenen von Gesunden verglichen worden.
->   Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin
->   Georg-August-Universität Göttingen
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01.01.2010