News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Alarmierende EU-Studie  
  Alarmierend ist das Ergebnis einer von der Europäischen Union in Auftrag gegebenen Studie, die in den 15 Mitgliedsländern durchgeführt wurde: Die Hälfte aller EU-Bürger spricht ausschließlich die Muttersprache. Die EU setzt dagegen, mit 2001 als dem internationalen "Jahr der Sprachen".  
Jahr der Sprachen ausgerufen
An die 6.000 Sprachen gibt es auf der Welt. Allein in Europa sind es 220. Dennoch spricht die Hälfte der EU-Bürger lediglich die eigene Muttersprache. Anlass für die EU, das Jahr 2001 als "Jahr der Sprachen" auszurufen. Montag Abend wurde es in Österreich offiziell eröffnet - mit einer großen Veranstaltung im RadioKulturhaus, die den entsprechenden Programmschwerpunkt des ORF für das heurige Jahr einleitete.
->   Der ORF und das Jahr der Sprachen
Projekte sollen animieren
Mit 300 verschiedenen Projekten will die Europäische Union die "sprachfaulen" EU-Bürger dazu animieren, Sprachen zu lernen.

110 Millionen Schilling stehen zur Verfügung, um in eine großangelegte Informationskampagne die Notwendigkeit der Mehrsprachigkeit plausibel zu machen.

Erklärtes Ziel der EU: Jeder junge Europäer soll künftig neben seiner Muttersprache noch zwei weitere Sprachen beherrschen.
->   Informationen zum Europäischen Jahr der Sprachen
...
Appell an die Jugend
Allein 25 der 300 EU-Projekte zum "Jahr der Sprachen" werden an Schulen durchgeführt. Dies geschieht, um vor allem auch bei den heranwachsenden Generationen das entsprechende Bewusstsein und die Bereitschaft für Mehrsprachigkeit zu wecken.

Europaweit wurde zum Beispiel ein Video-Wettbewerb für Schüler initiiert. Unter dem Titel "Trans-Mission" soll in diesem Wettbewerb bei den Jugendlichen das Interesse für Sprachen geweckt werden. Zugleich will die EU auf diesem Weg die Medienkompetenz der Schüler steigern. Dies auch im Sinne der heutigen Informationsgesellschaft.

Auskunfts- und Anlaufstelle ist hierfür in Österreich das für Bildungsfragen zuständige Zukunftsministerium. Die eingesandten Videos werden im September prämiert und sind per Internet abrufbar.
->   Informationen zu "Trans-Mission"
...
Sprachwissenschaftler warnen
International warnen Experten und Sprachwissenschaftler schon lange vor den Folgen der Globalisierung und weltweiten Vernetzungen wie dem Internet. Sie sehen hierin eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Vielfalt der Sprachen.
Englisch dominiert das WWW
Denn der internationale Datenhighway tendiert immer mehr zu Englisch als Einheitssprache.

Hinzu kommt, dass Sprachen von Minderheiten, wie zum Beispiel das Bretonisch in Frankreich oder das Slowenisch in Österreich im offiziellen Leben ausgegrenzt werden. Diese Sprachen verarmen allmählich und sterben schließlich aus.
Rückgang der Sprachenvielfalt
Experten rechnen deshalb damit, dass es weltweit in diesem Jahrtausend statt 6.000 nur noch 600 Sprachen geben wird. Nur zehn Prozent der Sprachen werden diesen Expertisen zufolge künftig überleben.
Deutsch wird überleben

Ruth Wodak
Die großen Nationalsprachen wie Englisch, Französisch, Spanisch oder Deutsch werden auf jeden Fall überleben, meint die österreichische Sprachwissenschaftlerin und erste Wittgenstein-Preisträgerin Ruth Wodak.

Doch Englisch werde die führende Weltsprache sein und die internationale Kommunikation dominieren, so Wodak.
->   Ruth Wodak
Die Zukunft hat längst begonnen
Aus Sicht der Expertin hat die Zukunft längst begonnen. In vielen Bereichen dient Englisch bereits international als gemeinsame Sprache. So in der Wissenschaft und in der Technologie.

"Das ist eine Realität, mit der wir leben müssen. Und die einzige Möglichkeit hierbei Schritt halten zu können, sind intensive Sprachstudien," meint Ruth Wodak.
Englisch als EU-Sprache
Auch in der EU habe sich English bereits als die führende gemeinsame Sprache durchgesetzt, so die Linguistin. Dies auch aus wirtschaftlichen Gründen. Denn in Zukunft werde es nicht mehr finanzierbar sein, jedes Dokument, jede Konferenz, jeden Vertrag weiterhin in alle Sprachen zu übersetzen.

Dieses Problem wird sich ihrer Ansicht nach vor allem auch im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung verschärfen.
Sprachen fördern Mobilität
Dennoch ist es aus Sicht der Expertin notwendig, dass in allen EU-Mitgliedsstaaten Mehrsprachigkeit gefördert und verlangt wird. Denn im Zuge der Globalisierung wird es auch weiterhin zu einer verstärkten Mobilität in der Berufswelt kommen.

Perfekte Englischkenntnisse sind zwar notwendig für die internationale Kommunikation. Englisch bleibt die Verhandlungssprache. Doch bei der Job-Suche werden vor allem gute Kenntnisse der jeweiligen Landessprachen vorausgesetzt.
Vorurteile abbauen

Walter Schwimmer
Dementsprechend betont der Generalsekretär des Europarates in Strassburg, Walter Schwimmer, die Bedeutung der Sprachen in unserer zunehmend multikulturellen Gesellschaft.

Vielsprachigkeit ermögliche das bessere Verstehen des Anderen in Europa und trüge dadurch mehr zu Toleranz auf unserem Kontinent bei, meint Schwimmer. Vielsprachigkeit diene auch dazu, Vorurteile gegenüber Anderssprachigen abzubauen.
Sprachenpass für EU-Bürger
In einem Pilotprojekt will nun der Europarat in allen Mitgliedsstaaten einen Sprachenpass einführen. In diesem Dokument sollen die individuellen Sprachkenntnisse und praktische Erfahrungen festgehalten werden.

Geplant ist, dass diese Sprachenpässe künftig auch im Berufsleben als Referenzdokument eine selbstverständliche Notwendigkeit werden.

Elke Weiss
->   Europäisches Jahr der Sprachen
->   Österreichische Seite des Europäischen Jahrs der Sprachen
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010