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Baby-Schaf nach Eierstock-Implantierung  
  Tierexperimentelle Weltpremiere von Wissenschaftern am AKH: Erstmals wurde ein Baby-Schaf von einem Muttertier geboren, dem man zuvor die Eierstöcke entfernt, tief gefroren, wieder aufgetaut und eingepflanzt hatte.  
Das soll in Zukunft Frauen mit Krebs im gebärfähigen Alter eine Chance auf Nachwuchs geben. "Wir frieren bei solchen Frauen auch schon die Eierstöcke ein", erklärte am Mittwoch der Leiter des Forschungsteam an der Universitäts-Frauenklinik, Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber, gegenüber der APA.
Neue Möglichkeit spart Chemotherapie
Der Hintergrund: Frauen, die bereits im relativ frühen Alter an Krebs erkranken, müssen nach der Operation oft auch noch eine Chemotherapie erhalten. Doch die dabei verwendeten Zytostatika schädigen die Eierstöcke.

Ähnliches kann auch bei einer Strahlentherapie geschehen. Durch die Belastung bricht die Östrogen-Produktion in den Eierstöcken zusammen. Die Frauen können keine Kinder mehr bekommen. Sie kommen in einen künstlichen Wechsel. Das alles sind die Gründe dafür, warum die Wissenschafter nach Auswegen suchen
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Ankündigung bereits 1998
Bereits bei der Van Swieten-Tagung im Oktober 1998 in Wien hatte Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber, Chef der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Sterilitätsbehandlung an der Wiener Universitäts-Frauenklinik, solche Tierversuche mit der Entnahme und der Kryokonservierung (Tieffrieren, Anm.) von Eierstock-Material angekündigt. Huber, der das Projekt gemeinsam mit einen Kollegen Univ.-Prof. Dr. Rene Wenzl und Dr. Martin Imhof realisierte: "Das Tier wurde bereits im August vergangenen Jahres geboren. Wir mussten allerdings sieben Monate abwarten, um etwaige Missbildungen auszuschließen."
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'Sehr diffizile Methode'
So waren die Wissenschafter am Wiener AKH vorgegangen: Dem Muttertier waren zunächst die Eierstöcke entfernt worden. Dann wurden sie eingefroren. Der Gynäkologe: "Das ist eine sehr diffizile Technik." So müssen die Eierstöcke gänzlich von Blut befreit und mit einer Art Frostschutzmittel durchspült werden, damit das plötzliche Einfrieren keine Schäden an den Zellen anrichtet.

Nach einiger Zeit wurden die Eierstöcke des Mutterschafes wieder aufgetaut und dem Tier eingepflanzt. Dadurch kam der normale hormonelle Status wieder zustande. Es bildeten sich erneut Eizellen. Die Befruchtung führte schließlich zu einer Schwangerschaft. Am Ende stand vor den Wissenschaftern das Baby-Schaf, das auf Umwegen zur Entwicklung einer solchen Technik für die Humanmedizin geschaffen worden war.
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Bereits bei jüngeren Krebs-Patientinnen
Nicht zu unterschätzen sind die möglichen Auswirkungen der
Etablierung einer solchen Technik in der Gynäkologie: So wendet man das Verfahren bereits bei den ersten Krebs-Patientinnen im jüngeren Alter an. Die Eierstöcke werden vor einer Chemo- oder Strahlentherapie entnommen, konserviert und sollen ihnen dann wieder implantiert werden. Eine Schwangerschaft beim Menschen steht aber nach einer solchen Behandlung noch aus.
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Auch eine gesellschaftliche Frage
Doch es gibt noch andere mögliche Anwendungsformen. "Eine Frau könnte sich mit 40 Eierstöcke einfrieren und zum Beispiel mit 60 wieder auftauen lassen", sagte der Wiener Gynäkologe. Das könnte die Möglichkeiten für Frauen bieten, auch noch in einem hohen Lebensalter Kinder zu bekommen. Daran knüpfen sich natürlich auch gesellschaftliche Fragen.
->   AKH Wien
 
 
 
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01.01.2010