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Entspannungstechniken in der Medizin  
  Spannungszustände, vor allem in Form von langandauerndem Stress, schaden der Gesundheit. Ihre Auswirkungen reichen von Muskelverspannungen und Schlaflosigkeit über Schmerzsyndrome bis zur Schwächung des Immunsystems. Der Abbau von Stress kann aber nicht nur eine prophylaktische Wirkung für die Gesundheit haben, sondern auch eine wesentliche Rolle in der Therapie spielen. Der Ö1-Radiodoktor begibt sich auf die Spuren von Muskelentspannung nach Jacobson, autogenem Training, Hypnosetherapien, Yoga & Co.  
Die meisten Menschen denken bei dem Wort "Entspannungstechniken" zunächst einmal an autogenes Training, Yoga, meditative Übungen und andere Formen, bei denen der Entspannungszustand über den mentalen Weg erreicht wird.
Wenn sich der Geist entspannt, folgt auch der Körper
Dieser Gedanke liegt auch nahe, denn wenn sich die Psyche entspannt, folgt immer auch der Körper - und umgekehrt. Entspannung kann also über Gedanken/Konzentration oder über den Körper (Muskulatur, Atmung usw.) eingeleitet werden. Dies kann man mit alltäglichen Methoden, wie mit einem Spaziergang, Lesen, Dösen ebenso erreichen wie mit speziellen Entspannungstechniken.
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Mehr über "Entspannungstechniken" im Ö1-Radiodoktor
Mehr über die verschiedenen Formen der Entspannungstechnik und ihren Anwendungsgebieten in der Medizin erfahren Sie in der Ö1-Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 19.5.2003.
Die Experten bei "Radiodoktor" Wolfgang Enenkel:
Renate Pichelhofer, Physio- und Psychotherapeutin
Sepp Porta, Stressforscher, Endokrinologe am Institut für Pathophysiologie an der Universität in Graz
Reinhard Scholze, Psychotherapeut und Yoga Lehrer
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Die vielfältigen Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit
Verschiedene Untersuchungen konnten einen starken Einfluss psychischer Faktoren auf das Immunsystem nachweisen. Demnach sind Immun-, Nerven- und Hormonsystem zu einem koordiniert reagierenden Verbund zusammengeschaltet, dem so genannten "immunoneuroendokrinen Netzwerk". Reize, die Stress auslösen, haben bei dauerhafter oder übermäßig hoher Freisetzung hemmenden Einfluss auf die Immunabwehr.

Ständiger Stress hat aber nicht nur einen großen Einfluss auf den Ausbruch und Verlauf verschiedener Krankheiten, sondern kann auf vielfältige Weise die Gesundheit beeinflussen: Muskelverspannung, chronische Schmerzzustände, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Panikattacken, seelische und körperliche Erschöpfungszustände sind nur einige der Folgen.
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Eustress - der positive Stress
Im Gegensatz zum chronischen Stress kann kurzzeitiger, akuter Stress sogar die Gesundheit fördern. So haben Immunbiologen nachgewiesen, dass ein "dosierter", so genannter positiver Stress (wie z. B. lockerer Dauerlauf) das Immunsystem stimuliert.
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Physio- und Psychotherapie
In der Medizin werden Entspannungstechniken vor allem in der Physio- und der Psychotherapie angewandt. Wobei die Methoden der Physiotherapie Entspannung über die Körperarbeit, Bewegung hervorrufen, während die psychotherapeutischen Methoden die mentale Arbeit in den Mittelpunkt stellen.
Unbewusste Bewegungsabläufe
"In der Physiotherapie geht es darum, Bewegungen neu zu erlernen", meint die Physio- und Psychotherapeutin Renate Pichelhofer. So müssen z. B. bei Schmerzen, die auf Grund von Verspannungen entstehen, Ruhepositionen und Bewegungsmöglichkeiten gefunden werden, die schmerzfrei sind.

"Dabei handelt es sich meistens um Veränderungen im Bewegungsablauf, die der Betroffene nicht willentlich verändern kann", sagt Pichelhofer. "Bei Bandscheibenvorfällen, Cervikal- oder Peitschenschlagsyndromen muss der unbewusste Bewegungsablauf verändert werden, damit sich Erfolge einstellen."
Selbst- und Fremdwahrnehmung
Bei der psychotherapeutischen Entspannungsarbeit ist der wesentliche Schlüssel die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Der Patient wird dazu angeleitet, seine Aufmerksamkeit, seine Konzentration auf sich und seinen Körper zu lenken.

"Panikattacken kündigen sich z. B. durch Herzpochen, Schweißausbrüche an, der Körper schreit sozusagen auf. Daher ist es wichtig, im Vorstadium der Attacke die möglichen inneren Auslöser für die Attacke zu finden," erklärt Renate Pichelhofer. Solche Auslöser können von Tagträumen bis zu bestimmten Gerüchen reichen, meistens werden Panikattacken und Angstzustände aber nicht nur von einer Ursache ausgelöst.
Das Aufzeigen neuer Möglichkeiten
"Die Übung gegen diese Zustände besteht aus einem langsamen Umlernen mit Hilfe von Außen. Diese Hilfe besteht aus Wahrnehmungs- und Lernübung", erklärt Pichelhofer. "So kann z. B. der Vorstellung vor einem steilen Abhang zu stehen, verbunden mit dem Gefühl, da hinein stürzen zu müssen, die Möglichkeit gegenübergestellt werden, dass man an diesem Abhang vorsichtig vorbeigehen kann, ohne hinunter zu fallen."
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Entspannungstechniken
Systemische und integrative Bewegungslehre
Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
Rolfing
Osteopathie
Manuelle Therapien
Atemtechniken
Autogenes Training
Hypnose
Qi Gong
Shiatsu
Yoga
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Indirekte und direkte Methoden
"In der Psychotherapie muss man zwischen zwei Anwendungsformen unterscheiden: Die direkte und die indirekte Methode", meint der Psychotherapeut und Yogalehrer Reinhard Scholze.

Bei den direkten Methoden trägt der Patient aktiv zu seiner Heilung bei. Er nimmt das Gezeigte sozusagen auf und erwirbt durch selbsttätiges Üben seine individuelle Praxis, die es ihm erlaubt, auf seine Weise die gewünschten Effekte zu erzielen.

Bei den indirekten Methoden, der Patient verhält sich passiv, wird mit ihm, an ihm gearbeitet. Solch eine Methode wäre, wie der Name schon sagt, Shiatsu (Fingerdruck). Ein Vertreter der aktiven Methoden ist Yoga.
Zwei Beispiele: Autogenes Training ...
Autogenes Training ist eine psychotherapeutische Selbstentspannungsmethode, bei der sowohl Autosuggestion als auch Übung eine Rolle spielen.

Es ist eine Art Autohypnose, bei der ein Patient lernt, bestimmte Körperfunktionen wie Herz-Kreislauf-, Atmungs- und Verdauungsreaktionen, die normalerweise unwillkürlich ablaufen, zu beeinflussen.

Zu den Zielen dieser Technik gehört es, die Körpermuskulatur zu entspannen, Schmerzen zu lindern oder abzustellen, Ängste zu beruhigen und über regelmäßige Erholungsphasen die allgemeine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern.
... und progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
Die vom amerikanischen Physiologen Edmund Jacobson entwickelte progressive Muskelrelaxation beruht auf der Erkenntnis, dass Muskelkontraktionen und darauffolgende Entspannung eine nervöse Erregung der Großhirnrinde verursachen und - systematisch angewendet - zu einer Beruhigung des Zentralnervensystems führen.

Mit dieser Technik soll der Übende lernen, seine Muskelverspannungen zu lokalisieren, die während nervöser Gereiztheit und Erregung auftreten, um sie durch Entspannung zu beseitigen.

Walter Gerischer-Landrock, Ö1-Radiodoktor
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Ö1-Radiodoktor: Infomappe bestellen
Eine kostenlose Infomappe zur Sendung vom 19.5.03 kann bestellt werden unter: ORF Redaktion Radiodoktor, Postfach 1000, Kennwort Entspannungstechniken, 1040 Wien oder E-Mail: radiodoktor@orf.at
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Einige Links zu Entspannungstechniken:
->   Europäisches Shiatsu Institut
->   Österreichische Gesellschaft für autogenes Training und allgemeine Psychotherapie
->   Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
->   Rolfing in Österreich
->   Wiener Schule für Osteopathie
->   Qi Gong
->   Biofeedback
 
 
 
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01.01.2010