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Forschungsbericht: Österreich ist Durchschnitt  
  Österreich ist, was seine Leistungsfähigkeit im Bereich Forschung und Innovation betrifft, ein "höchst durchschnittliches Land". Mit diesem ernüchternden Satz wird im "Forschungs- und Technologiebericht 2003", der am Dienstag den Ministerrat passierte, das Ergebnis eines EU-Benchmarking über Forschungs- und Entwicklungs(F&E)-Indikatoren zusammengefasst. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) und Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FPÖ) gaben sich dennoch optimistisch - und betonten die insgesamt "erfreuliche" Entwicklung der heimischen F&E-Quote.  
Österreich weise in der zweiten Hälfte der 90er Jahre eine "zu geringe Veränderungsdynamik" sowohl bei F&E-Ausgaben und Humanressourcen als auch beim Anteil forschungsintensiver Produkte und Dienstleistungen sowie Patente auf, so die Benchmarking-Ergebnisse.
Leichtes Wachstum ohne nachhaltige Verbesserungen
Das leichte Wachstum der F&E-Ausgaben in dieser Zeit habe nicht zu einer merklichen und nachhaltigen Verbesserung der generellen österreichischen Position geführt.
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"Bloß durchschnittliche F&E-Ausgaben"
Österreich weise immer noch "bloß durchschnittliche F&E-Ausgaben auf", heißt es in dem Bericht. Dies sei zu einem guten Teil durch die Industriestruktur, etwa die geringe Zahl großer forschungsintensiver Firmen, erklärbar, Hauptproblem sei der relativ geringe Anteil privat finanzierter Forschung.
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Problematische Humanressourcen
Problematisch sehe es auch bei den Humanressourcen aus. So liegt der Anteil der Wissenschaftler am Arbeitskräftepotenzial in Europa und auch in Österreich unter jenem der USA oder Japans.

Hierzulande falle insbesondere der niedrige Anteil von F&E-Beschäftigten und der EU-weit niedrigste Anteil weiblicher F&E-Beschäftigter auf. Dieses Problem werde sich in Zukunft noch verschärfen, heißt es in dem Bericht.

Da in Österreich die Zahl der Studienanfänger und -abschlüsse in technisch-naturwissenschaftlichen Studienrichtungen sinke, sei abzusehen, dass dies in wenigen Jahren zu erheblichen Engpässen auf dem Weg zu einer höheren Wissens- und Technologieintensität der österreichischen Wirtschaft führen werde.
Bericht der Ministerien: F&E-Quote "erfreulich"
Trotz dieser ernüchternden Benchmarking-Ergebnisse wird im "Forschungs- und Technologiebericht 2003", den Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) und Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FPÖ) dem Ministerrat vorgelegt haben, die Entwicklung der F&E-Quote, also die Forschungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), in Österreich als "erfreulich" beschrieben.
Forschungsquote 2002 von 1,95 Prozent
Die Wachstumsrate der F&E-Ausgaben sei über dem BIP-Wachstum gelegen, was zu einer Erhöhung der Forschungsquote auf 1,95 Prozent (in Absolutzahlen: 4,2 Mrd. Euro) im Jahr 2002 geführt hat.

Eine Globalschätzung der F&E-Ausgaben des laufenden Jahres und damit der aktuellen Quote ist - wohl auf Grund der späten Verabschiedung des Budgets - im Bericht nicht enthalten.
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Mehr öffentliche Gelder - mehr Publikationen
Der Anstieg sei vor allem auf eine Steigerung der F&E-Ausgaben des öffentlichen Sektors zurückzuführen, der Finanzierungsanteil der inländischen Unternehmen betrage nur 39 Prozent und liege damit deutlich unter dem EU-Schnitt. Die F&E-Ausgaben des Bundes hätten 2002 mit 1,457 Mrd. Euro einen Höchststand erreicht, das sei um 7,4 Prozent mehr als im Jahr davor und um 19 Prozent mehr als im Jahr 2000, erklärte Gehrer nach dem Ministerrat.

Gesteigert werden konnte laut Bericht auch die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit Österreichs: Über die letzten beiden Jahrzehnte konnte Österreich eine Verdreifachung der Publikationen auf 135.000 Beiträge in wissenschaftlichen Journalen erzielen.
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3,2 Mrd. Euro mehr für 2,5 Prozent F&E-Quote
Um das von der Regierung gesteckte Ziel zu erreichen, bis 2006 die F&E-Quote auf 2,5 Prozent zu steigern, sei ein kumulierter Mehraufwand von 3,2 Mrd. Euro nötig.

In dem Bericht ist auch eine Szenariorechnung enthalten, wie die Forschungsausgaben steigen müssten, um - wie von der EU gefordert - bis 2010 die Forschungsquote auf drei Prozent anzuheben.

Demnach müssten 2010 die Forschungsausgaben real um 3,1 Mrd. oder rund drei Viertel höher sein als 2002. Jährlich müssten dafür die Forschungsausgaben um durchschnittlich 390 Mio. Euro zunehmen, 130 Mio. davon finanziert durch die öffentliche Hand, 260 Mio. Euro durch die Industrie.
Gorbach erwartet weitere Steigerung der Quote
Infrastrukturminister Hubert Gorbach erwartet sich von der ab 2004 vorgesehenen zweiten Tranche an Forschungssondermittel der Regierung (600 Mio. Euro) wieder eine deutlichere Steigerung der heimischen F&E-Quote, insbesondere eine Finanzierungsgarantie für die laufenden Forschungsprojekte.

Wichtig sei es auch, den Anteil der Wirtschaft an den Forschungsinvestitionen anzuheben, so der Minister laut Parlamentskorrespondenz am Dienstag.
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"Ambitioniertes Ziel": Top fünf der Forschungsländer Europas
Die Regierung will, wie Gorbach betonte, am Ziel einer F&E-Quote von 2,5 Prozent bis 2006 festhalten. Man könne diese Marke zwar nicht auf Punkt und Beistrich hinter dem Komma prognostizieren, bis zum Ende der Legislaturperiode solle der Wert jedenfalls als Zwischenschritt erreicht werden. Bis 2010 soll die Quote, dem EU-Ziel entsprechend, auf drei Prozent angehoben werden.

Als "ambitioniertes Ziel" bezeichnete Gorbach den Plan, Österreich bis 2006 unter die Top fünf der Forschungsländer Europas zu bringen. "Dafür müssen wir uns noch kräftig anstrengen", sagte der Infrastrukturminister.
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SPÖ und Grüne geben sich skeptisch
Für den Wissenschaftssprecher der SPÖ, Josef Broukal, erscheint angesichts des aktuellen Budgetkurses die Erreichung der 2,5 Prozent nicht realistisch. Auch der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald sieht keinen Anlass für Euphorie.
->   Bildungsministerium
->   Infrastrukturministerium
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->   Wissenschafts- und Bildungsbudget: 2003 hartes Jahr für die Unis (7.5.03)
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01.01.2010