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Sind Österreichs Arbeitnehmer "Leistungsmuffel"?  
  Die Österreicher sind nur teilweise bereit, mehr Leistung am Arbeitsplatz zu erbringen. Tendenzielle Grundhaltung der Befragten einer aktuellen Studie: "Ich könnte mehr leisten, will aber nicht, weil es nichts bringt."  
Das ergab eine repräsentative Studie des SORA-Institutes im Auftrag der Europäischen Wissenschaftstage in Steyr und des Instituts für Unternehmensberatung Wentner Havranek. Die Studie zeigt aber auch Maßnahmen auf, mit denen sich Arbeitnehmer doch zu mehr Leistung motivieren ließen.
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Europäische Wissenschaftstage Steyr 2003
Die Europäischen Wissenschaftstage Steyr 2003 zum Thema "Arbeit, Lohn und Leistung. Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität" finden von 13. bis 18. Juli statt. Die öffentlichen Vorträge werden am 17. und 18. Juli im Museum Arbeitswelt in Steyr gehalten.
->   Nähere Informationen unter www.ewts.at
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Nicht Geld allein zählt
Nicht Geld allein zählt, das gilt auch für den Arbeitsplatz. Spontan gefragt, was das wichtigste in der Arbeit sei, nennen die meisten Befragten Betriebsklima, Zusammenarbeit, Kommunikation und Anerkennung ihrer Arbeit. Diese "soft facts" werden auch als die wichtigsten Motivationsanreize bezeichnet.

Karrierechance, Weiterbildung und der härteste aller "hard facts", die Bezahlung rangieren überraschenderweise weiter hinten, sind aber keineswegs unwesentlich. Die Studienautorin Edith Enzenhofer vom SORA-Institut sieht das im Zusammenhang mit zwei verschiedenen Interpretationen des Leistungsbegriffs.
Verschiedene Leistungsinterpretationen
Leistung würde von den Befragten einerseits im Sinne von Verantwortung, Engagement oder Identifizierung mit dem Unternehmensziel verstanden - und andererseits einfach in Form der Zahl der Arbeitsstunden.

Erstere bezeichnet Edith Enzenhofer als die "weichen" Leistungsfaktoren, und letztere als die "harten". Geld spiele bei beiden eine unterschiedlich wichtige Rolle.

"Weiche Anreize wie Lob, Mitarbeitergespräch oder Förderung der allgemeinen Organisationskultur eines Unternehmens wirken sich stark auch auf Engagement, die Bereitschaft sich weiterzubilden und Identifikation aus. Wenn es aber darum geht, Leistung wirklich im Sinne von Mehrarbeit, von mehr Arbeitsstunden zu fördern, dann ist es sehr wohl das Gehalt, das eine sehr starke Bedeutung hat", interpretiert Edith Enzenhofer die Ergebnisse der Studie.
Maximal 30 produktive Stunden pro Woche
Auf die Frage, wie viele Stunden pro Woche Arbeitnehmer so richtig produktiv seien, antworteten die Betroffenen: "30 Stunden". Die befragten Geschäftsführer und Personalverantwortlichen sehen das ähnlich, sie glauben, dass ihre Mitarbeiter 32 Stunden pro Woche richtig produktiv sein könnten.

Es setzt sich also das Verständnis durch, dass Leistung nicht mit maximaler geleisteter Stundenzahl gleichzusetzen ist. Das sei schon ein positives Kriterium, meint Edith Enzenhofer - auch wenn es noch kaum Niederschlag in realen Arbeitsverhältnissen findet.
Österreicher keine Leistungsmuffel
Was die Leistungsbereitschaft betrifft, so sind die Österreicher besser als ihr Ruf, meint Edith Enzenhofer. Ein sehr modernes Leistungsverständnis drücke sich darin aus, dass die Befragten Punkte wie Verantwortung, berufliche und persönliche Weiterentwicklung oder Umgang mit neuen Technologien als Kriterien für Leistung anführten.

Zeitdruck und Überlastung werden gleichzeitig nach wie vor als größte Belastungsfaktoren genannt - hier sind Befragten nur sehr eingeschränkt bereit, über ihre derzeitigen Leistungsgrenzen hinauszugehen. Egal, mit welchen Anreizen man sie dazu zu bewegen versucht.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
->   SORA-Institut
->   Institut für Unternehmensberatung Wentner-Havranek
 
 
 
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01.01.2010