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Stand der Herzinfarkt-Behandlung in Österreich  
  Die Stammzelltherapie als Ergänzung der etablierten Methoden der Infarktbehandlung. Mängel in der flächendeckenden Versorgung von Infarktpatienten. Diskussionspunkte der Jahrestagung der österreichischen Kardiologen.  
"Es gibt erste, wirklich interessante Ergebnisse. Ich nehme an, dass wir in eineinhalb Jahren unsere Infarkttherapie verändern und die Stammzelltherapie noch 'draufsetzen' könnten", sagte der Wiener Kardiologe Helmut Glogar (AKH- Wien) bei einer Pressekonferenz.
Von der Ballon-Dilatation zur Stammzellentherapie
Vor mehr als 25 Jahren erfand der Wissenschafter Andreas Grüntzig die Methode der Ballon-Dilatation (PTCA) zur Aufdehnung verengter Herzkranzgefäße durch einen an die Engstelle geführten aufblasbaren Katheter. Dies erfolgt jetzt zunehmend als optimale Methode auch beim akuten Infarkt.

Dann kamen die Thrombolyse-Medikamente als Alternative. Doch mit einer zusätzlichen Stammzell-Therapie wollen die Wissenschafter die Infarktnarbe am Herzen noch zusätzlich reduzieren bzw. die Muskelfunktion wieder verbessern. Dabei werden Stammzellen aus dem Beckenkamm oder dem Blut als "Ersatzmaterial" gewonnen und über Katheter in das Infarktareal und/oder angrenzende Blutgefäße injiziert.
Verbesserung bis zu 60 Prozent
"Erste Fälle haben gezeigt, dass man damit in der (Infarkt-)Randzone die Durchblutung verbessert werden kann", sagt Glogar. Die Funktion der linken Herzkammer ließe sich wieder von 50 auf 60 Prozent erhöhen. Im kommenden Herbst wird auch die kardiologische Abteilung an der Wiener Universitätsklinik an einer internationalen Studie teilnehmen, in der erstmals objektiv der Effekt dieser Methoden untersucht werden soll.
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Weitere Tagungshighlights
Wiener Kardiologen haben herausgefunden, dass beim Herzinfarkt die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin offenbar die körpereigeneProduktion von Metalloproteinase-Enzymen erhöhen. Sie "tauen" in den Blutgefäßen das Gewebe an und lassen dann "Kalkbeläge" aufreißen, was zum Infarkt führt.

Durch die Ausschaltung des Faktors NFkappaB bei Versuchstieren
lässt sich die Narbenbildung bei einem Infarkt begrenzen.

Das im Herzen bei erhöhter Wandspannung (Stress, Fehlfunktion) gebildete Neurohormon Nt-proBNP ist mit seiner Konzentration im Blut nicht nur ein exakter Marker für das Vorliegen einer Herzinsuffizienz, sondern auch ein gutes Richtmaß, wie gefährdet Patienten mit einem drohenden Infarkt sind. Das könnte in Zukunft die Aggressivität der Behandlung je nach Patient beeinflussen.
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Unzureichende Versorgung
Nicht geschafft hat es Österreich bisher, flächendeckend eine Versorgung zur akuten Ballon-Dilatation-Behandlung von "frischen" Infarktpatienten zu etablieren. "Im Durchschnitt bekommen in Österreich 13 bis 14 Prozent der Patienten eine solche Akut-PTCA. Am Wiener AKH sind es 80 Prozent," meint Kurt Huber vom Wilhelminenspital.

In Innsbruck beträgt die Rate laut dem Tiroler Experten Franz Weidinger 50 Prozent. In Wien wird derzeit versucht, regelmäßig zwei Herzkatheter-Labors dafür 24 Stunden bereit zu halten. Das funktioniert aber derzeit nur an vier Wochentagen (montags bis donnerstags). In den Bundesländern ist die Situation schlechter.
Behandlung und Sterblichkeit
Die Art der Behandlung beim akuten Infarkt macht einen enormen Unterschied in der Sterblichkeit der Patienten. Laut Wiener Zahlen sterben mit einer Akut-PTCA nur 4,5 Prozent der Betroffenen im Spital. Bei einer Thrombolyse als Alternative sind es neun Prozent - und ohne beides 20 Prozent.
->   Österreichische kardiologische Gesellschaft
->   Mehr Information zum Thema 'Herzinfarkt' in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010