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Mars Express: Europas Mars-Sonde  
  Sie gehört zu den ambitioniertesten Projekten der europäischen Raumfahrt: Die Raumsonde "Mars Express", die auf dem Roten Planeten nach Wasser und vor allem nach möglichen Lebensspuren suchen soll.  
Rund 300 Millionen Euro kostet das Projekt der Europäischen Weltraumagentur ESA - und gehört dabei durchaus nicht zu den teuersten Mars-Missionen. Nach Angaben der Herstellerfirma handelt es sich gar um die "bisher billigste Mission zum Mars".
Die Frage, die alle bewegt: Leben auf dem Mars?
Die Ziele der Wissenschaftler sind dennoch höchst ambitioniert: Mars Express soll nähere Erkenntnisse über den Mars bringen und dabei vor allem eine Frage klären: Gab es einst Leben auf dem Mars - oder existiert es dort sogar noch heute?

Zwar herrschen auf der Oberfläche des Planeten recht unwirtliche Bedingungen, dennoch gilt der Mars als bislang wahrscheinlichster Kandidat für extraterrestrische Lebensformen.
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Der Mars: Benannt nach einem Kriegsgott
Der Mars hat die menschliche Fantasie stets beflügelt. Wegen seiner roten Farbe (der Boden besteht zu 16 Prozent aus Eisen - daher rührt die rotbraune Färbung, die ihm den Namen "Roter Planet" beschert hat) und der starken Helligkeitsunterschiede, die an aufflackerndes Feuer erinnern, benannten die Römer ihn nach ihrem Kriegsgott. Seine beiden Monde tragen die Namen Phobos und Deimos - zu deutsch Furcht und Terror.

Der Durchmesser des Mars ist mit 6794 Kilometern nur etwa halb so groß wie der unseres Heimatplaneten. Ein Tag auf dem Mars dauert 37 Minuten länger als auf der Erde. Dagegen erstreckt sich die mittlere Umlaufzeit um die Sonne - das Marsjahr - auf 687 Tage. Da der Marsäquator ähnlich geneigt ist wie der irdische, gibt es auch auf dem Nachbarplaneten Jahreszeiten. Ähnlich wie die Erde hat der Mars Polkappen. Die Temperaturen schwanken etwa zwischen minus 125 und plus 35 Grad Celsius. Es toben gewaltige Stürme mit Windgeschwindigkeiten bis zu 400 Stundenkilometern.
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Bislang keine Spuren, aber viele Gerüchte
Organisches Leben bzw. organische Moleküle konnten bisher auf dem Mars nicht eindeutig nachgewiesen werden - auch wenn Gerüchte über solche Spuren nie ganz verstummten, seit erstmals am 20. Juli 1976 die NASA-Sonde "Viking 1" auf einem Geröllfeld nahe dem Mars-Äquator landete.

So erklärte etwa im Juli 2001 der Neurobiologe Joseph Miller von der University of Southern California auf einer Fachtagung, lange verschollene Daten von der Viking-Mission deuteten auf Mikroben hin. Und pünktlich zum Start von Mars Express meldete sich ein ehemaliges Mitglied der Forschungsgruppe mit ähnlichen Erkenntnissen in BBC Online zu Wort.
->   Forscher: NASA übersah Anzeichen für Mars-Leben
->   BBC Online: Historic Mars lander 'did find life'
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Fanden die NASA-Sonden Spuren von Leben?
Bei einem der Versuche nahm 1976 ein Roboterarm eine Probe der Mars-Oberfläche und brachte sie mit einer Nährlösung zusammen. Die Kohlenstoffatome in dieser Lösung waren radioaktiv markiert. Über den Verlauf von neun Wochen wurde nun gemessen, ob aus der Probe Gas mit dem radioaktiven Kohlenstoff aufstieg. Dies sollte ein Zeichen sein, dass sich in der Probe Lebewesen befanden, die die Nährlösung aufnahmen. Tatsächlich wurde Gas gemessen. Die Wissenschaftler der NASA führten das Ergebnis jedoch auf eine unbelebte chemische Reaktion zurück.
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"Beagle 2" sucht nach Wasser und Leben
Europas Forscher wollen es nun genau wissen: Wenn "Mars-Express" im Dezember den Nachbarplaneten erreicht, soll die Mini-Sonde "Beagle 2", die auf dem Mars landen wird, Aufschlüsse über Wasser und eventuelles Leben auf dem Roten Planeten geben.

Bei kaum einem Meter Durchmesser ist das Herzstück der Mission ein technisches Wunderwerk. Mit einer Art mechanischem Maulwurf wird Beagle Proben der "Marserde" nehmen und in einem winzigen Chemielabor an Ort und Stelle analysieren.
Beagle 2 im Original - und dereinst auf dem Mars
 
Bild: ESA/ EPA

Die Proben werden langsam bis auf etwa 800 Grad Celsius erhitzt. Dabei registrieren Messgeräte laufend die freigesetzten Gase. Besonderes Augenmerk legen die Wissenschaftler dabei auf Methan - als ein Indikator für organische Aktivitäten.

Aber das Vorhandensein von Methan allein genügt nicht, vielmehr kommt es auf die entsprechende Temperatur an. Sollte bereits bei 100 bis 150 Grad Methan aus den Marsproben dringen, wäre dies nach Ansicht der beteiligten Forscher ein deutlicher Hinweis auf biologische Substanzen.

Wenn allerdings erst bei Temperaturen von 300 Grad oder mehr Methan freigesetzt wird, spricht dies für einen mineralogisch-chemischen Ursprung.
Beteiligung österreichischer Wissenschaftler
Insgesamt sieben wissenschaftliche Präzisionsinstrumente - darunter etwa eine hochauflösende Kamera sowie ein Oberflächenradar - sollen zudem weitere Messungen durchführen. Die Wissenschaftler wollen unter anderem eine detaillierte Karte der Mars-Oberfläche erstellen sowie nach Wasser suchen.

An der Mission sind auch österreichische Wissenschaftler und Ingenieure maßgeblich beteiligt. So stammt die thermische Isolation des Satelliten vom Weltraumunternehmen Austrian Aerospace und vom Grazer Joanneum Research kommt Bildverarbeitungssoftware.

Die Technische Universität (TU) Wien ist an der Verarbeitung der Daten beteiligt und am Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) werden unter anderem Untersuchungen über die Mars-Atmospäre angestellt.
Leiter der Mission: Der Österreicher Rudolf Schmidt
Die Leitung der ganzen Mission wurde von der ESA in die Hände eines Österreichers gelegt. Rudolf Schmidt, 1949 in Graz geboren, ist erfahrender Weltraum-Experte.

Er arbeitete etwa für Österreichs mittlerweile pensionierten Weltraumpapst Willibald Riedler (ÖAW), 1982 wechselte er zu ESA. Schmidt hat die Gesamtverantwortung über das 300-Millionen-Euro-Projekt Mars Express. Er leitet ein 15-köpfiges Ingenieurs-Team.
Start im Juni 2003

Der Start der Mission war von der ESA für den 2. Juni festgelegt worden - ein idealer Zeitpunkt: Der Rote Planet näherte sich damals der Erde und war am 27. August nur mehr 55.758.006 Kilometer entfernt sein - so nah wie zuletzt vor 73.000 Jahren, als noch Neandertaler auf Erden wandelten.
->   "Mars Express"-Homepage
->   Image Gallery der NASA-Sonde "Mars Global Surveyor"
->   www.innovatives-oesterreich.at
->   Alles zum Stichwort Mars in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010