News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Rektorenkonferenz: Ein Studiensystem für Europa  
  Vergangene Woche trafen sich in Graz mehr als 500 Rektoren zur Europäischen Rektorenkonferenz. Beschlossen wurde die rasche Umsetzung eines europaweit einheitlichen Studiensystems.  
Bei einer Pressekonferenz am Montag berichtete der Vorsitzende der österreichischen Rektorenkonferenz und Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, von den Ergebnissen der Grazer Konferenz.

Die mehr als 2.000 Universitäten, Fachhochschulen und pädagogischen Akademien Europas wollen in den nächsten fünf Jahren Bachelor- und Masterstudien einführen.
...
Tagung: Weiterentwicklung des Europäischen Hochschulraums
Graz stand von Donnerstag bis Samstag (29.-31.Mai) im Mittelpunkt der europäischen Hochschulpolitik: Die European University Association (EUA) veranstaltete die Europäische Rektorenkonferenz. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Weiterentwicklung des Europäischen Hochschulraums.
->   Website der Europäischen Rektorenkonferenz in Graz
...
Die Sorbonne-Erklärung von 1998
Schon in der Sorbonne-Erklärung 1998 wurden die gemeinsamen Studiengänge und Abschlüsse festgelegt: das Bachelor-Studium mit drei bis vier Jahren Studiendauer und das Master-Studium mit insgesamt fünf Jahren.
Abschluss nach Punkten
Ein Jahr später definierte die Bologna-Erklärung ein Leistungspunktesystem, das eine einheitliche Anrechnung in ganz Europa ermöglichte. Das so genannte ECTS-System.

Pro Semester müssen 30 Punkte gesammelt werden, sodass der Bachelor bei einer Anzahl von 180 bis 240 Punkten und der Master bei 300 Punkten erreicht ist. Für das Doktorat werden weitere 180 Punkte benötigt.

Das einheitliche Leistungspunktesystem ermöglicht den Studenten, an jeder Universität Europas zu studieren und während des Studiums auch das Land zu wechseln. Länder, die derzeit noch andere Punktesysteme haben, müssen diese dem ECTS-System angleichen.
Zusätzlich Einstufung nach Kompetenzen
In Graz wurde nun beschlossen, dass es zusätzlich output-orientierte Kriterien geben wird, die eine Einstufung der Kompetenzen der Studierenden ermöglichen. Diese Kriterien sollen bei der Aufnahme der Studenten an anderen Universitäten maßgeblich sein und nach dem Studium werden die Arbeitsmarktchancen davon abhängen.

"Wichtig ist", sagt der Vorsitzende der österreichischen Rektorenkonferenz Georg Winckler, "dass Bologna nicht nur mit Arbeitsbelastung der Studierenden zu tun hat, sondern auch mit den Lernzielen und Kompetenzen, die Studierende am Ende des Studiums haben sollen."
Kriterien für die Programme fehlen noch
Woran man noch arbeiten müsse, sei die Beschreibung der Ziele der Studierenden - "und welche Kompetenzen in den einzelnen Studienrichtungen vermittelt werden sollen", so Winckler weiter.

"Das heißt, wir müssen die Kriterien, worin ein professional-master-Programm oder ein academic-master-Programm besteht, festlegen. Die Curriculae der einzelnen Studienrichtungen müssen an den Universitäten danach aufgebaut werden."
...
Englisch oder Landessprachen?
Geklärt werden soll noch, in welchen Sprachen studiert werden kann. Studenten in den ersten Semester sollen es leichter haben. Für sie soll es Angebote in Englisch geben. Fortgeschrittene sollen auch die Sprache des Landes beherrschen, in dem sie studieren. Der Grund ist die Wahrung des sprachliches Vielfalt in Europa, die in der Schlussdeklaration der Grazer Konferenz festgelegt wurde.

Ab welcher Leistungsstufe die Landessprache erforderlich ist, hängt noch von den so genannten Niveau-Deskriptoren ab. Diese sollen beschreiben, was ein Grundkurs, ein Kurs auf der Zwischenebene und ein Kurs für Fortgeschrittene ist.
...
Ziel: Stärkere Wettbewerbsfähigkeit
Das Ziel ist ein Universitätsmodell, das sich von den USA und Asien abgrenzt, um wettbewerbsfähiger zu werden. Dazu sollen Lehre und Forschung stärker verbunden werden.
Europa fehlen rund 500.000 Forscher
Eine Untersuchung der EU-Kommission hat ergeben, dass Europa 500.000 Forscher zusätzlich benötigt, wenn das Ziel einer Forschungsquote von drei Prozent in den nächsten sieben Jahren erreichen will. Allein in Österreich werden fast 50.000 Forscher mehr benötigt. Besonders der Anteil der Frauen in der Forschung soll erhöht werden.

Damit diese mobiler werden, muss auch noch das Problem der Arbeitsverträge, die in den Ländern unterschiedlich sind, gelöst werden.
->   Mehr dazu: EU benötigt 500.000 zusätzliche Forscher
Finanzierung durch die öffentliche Hand
In Graz wurde auch beschlossen, dass der Hauptteil der Finanzierung von der öffentlichen Hand kommen und jede Universität ein gutes Management aufbauen muss. Dazu müssen die Universitäten eine hohe Autonomie bekommen. Die Kontakte zu den Ministerien sollen die Universitäts-Räte halten.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   European University Association (EUA)
->   www.bologna.at
->   "Bologna follow-up Conference" im September 2003 in Berlin
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010