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Klonen von Menschen wäre ''kriminell''  
  Reproduktionsmediziner treffen sich heute in Rom, um die technischen Details menschlichen Klonens zu besprechen. Kritiker - unter ihnen der Schöpfer des Klonschafs Dolly - bezeichnen dies als "kriminell".  
Die bisherigen Klonexperimente an fünf Säugetierarten - Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Mäuse - hätten in 95 bis 97 Prozent aller Fälle in einem Desaster geendet, warnten der Veterinär Mark Westhusin von der Universität Texas A&M und sein Kollege Rudolf Jaenisch vom Whitehead-Institut für biomedizinische Forschung in Cambridge in der "Washington Post".

Ensprechende Experimente mit Menschen seien daher in höchstem Maße unverantwortlich.
Klon-Treffen in Rom
Anlass für die Kritik der Experten ist ein heute in Rom beginnendes Klon-Treffen, bei dem die technischen Details der neuen Reproduktionstechnik beraten werden sollen.

Unter den Konferenzteilnehmern befindet sich auch der österreichische Spezialist für künstliche Befruchtung, Wilfried Feichtinger. "Star" der Veranstaltung ist aber der italienische Reproduktionsmediziner Severino Antinori, dessen Rede mit Spannung erwartet wird.
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Severino Antinori
Der italienische Fortpflanzungs-Spezialist Severino Antinori ist der weltweit vielleicht umstrittenste Vertreter seiner Branche. Schon Anfang der neunziger Jahre erregte er Aufsehen, als er einer über 60-jährigen Italienerin durch künstliche Befruchtung zu einem Kind verhalf. Ende Jänner 2001 ließ er mit der Ankündigung aufhorchen, binnen 18 Monaten einen Menschen zu klonen. Gemeinsam mit dem US-Fortpflanzungsforscher Panayiotis Zavos wollen sie nach eigenen Angaben damit kinderlosen Paaren zu einem Kind verhelfen. Zavos bekannte in Anspielung auf das weltweit erste Klonschaf: "Wir klonen einen Menschen und versuchen nicht, eine Dolly zu schaffen." Überhaupt wolle man "kein Monster schaffen."
->   Mehr zu den Klon-Plänen Antinoris auf science.orf.at
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Erste Klon-Geburt 2002?

Severino Antinori
Zehn Paare hat Severino Antinori ausgesucht, die sich geklonte Kinder wünschen. "Wir werden voraussichtlich Ende gegen Ende des Jahres beginnen, die Geburt wäre dann im Sommer 2002.", sagte er kürzlich in einem Interview mit dem Spiegel.

In der europäischen Union stehen dem Star-Gynäkologen freilich die Gesetze im Wege, das Klonen von Menschen zur Zeugung von Nachkommen ist verboten. Er werde daher auf "ein Mittelmeerland" ausweichen, hält sich Antinori bedeckt bei der Frage nach dem Ort, an dem das erste geklonte Baby das Licht der Welt erblicken soll.
->   "Spiegel"-Interview mit Severino Antinori
Gegnerschaft in Italien
Seine Heimat wird es jedenfalls nicht sein. Die italienische Ärztekammer drohte Antinori unmittelbar vor Konferenzbeginn mit weit reichenden Maßnahmen, falls er tatsächlich einen Menschen klonen sollte. "Unser Nein zum menschlichen Klonen ist absolut", warnte Kammerpräsident Giuseppe Del Barone nach Angaben der Zeitung "Il Messaggero" vom Freitag.
Körperliche Anomalitäten, spontane Fehlgeburten
Sollte Antinori seine Vorhaben tatsächlich umsetzen, würde die überwiegende Mehrheit der geklonten Föten durch genetische oder körperliche Anomalitäten in spontanen Fehlgeburten enden, so die amerikanischen Kritiker Westhusin und Jaenisch.

Von dem halben Dutzend menschlicher Klone, die
das Licht der Welt erblicken könnten, wären die meisten "monströs groß" mit einem Geburtsgewicht von sieben bis acht Kilogramm, hätten eine Fettleber, unterentwickelte Lungen und ein gestörtes Immunsystem. Fast alle würden in den ersten zwei Wochen ihren Herz- und Kreislaufproblemen erliegen, prophezeiten die Experten.
Dolly-Vater: ''Zynischer Versuch''

Ian Wilmut
Der schottische Forscher Ian Wilmut, Schöpfer des Klon-Schafs "Dolly", hatte schon zuvor Versuche zum Klonen von Menschen kategorisch abgelehnt.

Vorhaben wie jene von Severino Antinori seien "in krimineller Weise verantwortungslos". Trauernde Eltern mittels geklonter Säuglinge zu trösten hält der Wissenschaftler im Interview der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" für einen "zynischen Versuch".
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Ian Wilmut
Anfang 1997 wurde der schottische Wissenschaftler Ian Wilmut schlagartig berühmt. Als Studienleiter einer Forschungsgruppe am Roslin Institute in Edinburgh gelang es ihm zum ersten Mal, ein erwachsenes Säugetier zu klonen. Das zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits sieben Monate alte - nach einer Country-Sängerin benannte - Schaf "Dolly" ist mittlerweile ebenso in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen wie sein Schöpfer.
->   Mehr über Ian Wilmut
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Für Forschung an geklonten Embryonen
Die Entscheidung des britischen Parlaments, das die Forschung an geklonten Embryonen erlaubt hatte, verteidigte Wilmut hingegen. Obwohl er ethische Einwände prinzipiell versteht, glaubt er, dass die EU-Länder trotz derzeitiger unterschiedlicher Rechtsansichten innerhalb der nächsten zehn Jahre zu ähnlichen Lösungen gelangen werden.
Therapien gegen unheilbare Krankheiten
Wilmut hofft, mit geklonten Embryozellen künftig Therapien gegen bisher unheilbare Erkrankungen entwickeln zu können. Deutschlands Festhalten an dem Verbot jeglicher Embryonenforschnung bezeichnete Wilmut als "ungewöhnlich" und aus der Vergangenheit heraus motiviert.
Traum oder Alptraum?
Prinzipiell hält er die an Schaf Dolly erstmals durchgeführte Klontechnik, die in Hinkunft auch "Herstellung von Designermenschen benutzt werden kann" für einen "Traum - ein Alptraum, wenn Sie mich fragen."
->   Das ZEIT-Interview mit Ian Wilmut
->   Das Roslin Institute
 
 
 
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01.01.2010