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Mit Peilsendern auf der Spur von Donaufischen  
  Geht es dem Fisch gut, geht es auch dem Fluss gut. Das ist - verkürzt - die Basis für die Wasserrahmenrichtlinie der EU. Die Mitgliedstaaten sollten bis 2015 für einen guten ökologischen Zustand ihrer Fließgewässer sorgen. Dabei zählt vor allem auch die Lebensqualität von Fisch & Co. Das klingt allerdings einfacher als es ist: Fische leben im Wasser, aber dort sind sie schlecht beobachtbar. Mit implantierten Peilsendern versucht nun die Abteilung für Hydrobiologie der Universität für Bodenkultur die Wanderbewegungen von Fischen in Donau und Marchfeldkanal aufzuklären.  
Zur Zeit sind je 25 Barben und Nasen in der Wachau, zwischen den Donaukraftwerken Melk und Altenwörth, mit Radiosendern unterwegs. Die Sender mit wurden bereits im letzten Sommer implantiert.
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Zwei Ausfälle - durch Fischer und Kormoran
Dazu war eine kleine Operation notwendig. Den Eingriff haben alle "Patienten" gut überstanden. Nach einem Jahr gab es nur zwei Ausfälle: Einmal war es ein Fischer , dem eine implantierte Barbe an die Angel gegangen war, das zweite Mal ein Kormoran.
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Signale aus der Tiefe
Regelmäßig werden die Radio-Fische von den festen Empfangstationen auf Donaubrücken registriert. Noch genauer wird auf dem Boot des Forscherteams gearbeitet. Die Standorte der angepeilten Fische werden mit Hilfe des satellitengestützten Orientierungssystems GPS kartiert, die Tiefe dieser Standorte über Echolot ermittelt.

Über das Jahr entstehen aus der Summe der Detaildaten genau Bewegungsprofile - ein erstes Bild der Wanderbewegungen von Nasen und Barben.
Beide Arten auf der roten Liste
Barben und Nasen sind zwar die so genannten Leitfischarten der österreichischen Donau, zählen aber zu den wenig populären Fischarten, weil sie die wegen ihrer vielen Gräten kaum gegessen werden. Trotzdem sind diese Fische in der Donau und ihren Nebenflüssen wie der Pielach am Aussterben.

Der Hydrobiologe Günther Unfer, er leitet das Projekt Wien, ist wenig optimistisch, was die Zukunft dieser Arten angeht:

"Mittlerweile ziehen zwar noch 3.000 bis 4.000 Nasen die Pielach aufwärts - vielleicht noch 20.000 Barben, die ebenso im Frühjahr die Pielach als Laichgewässer nutzen. Aber verglichen mit dem historischen Zustand, als wirklich noch gewaltige Bestände dieser Fischarten aufgetreten sind, kann man nur mehr von einer Restpopulation dieser Arten in der Wachau sprechen."
Fische des Jahres in Österreich und Deutschland
Um die dringend nötige PR für die unterschätzte Nase zu machen, haben sie die österreichischen Fischereiverbände zum Fisch des Jahres erklärt - die deutschen im Gegenzug die Barbe.
->   Informationen zur Barbe in www.angeltreff.org
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Biologie der Nase (Chondrostoma nasus)
Die Nase ist ein in Gruppen lebender Bodenfisch. Sie kommt in ganz Mitteleuropa vor. Neben der Barbe stellt sie eine der Hauptfischarten der österreichischen Donau dar und gilt auch als Nahrungsgrundlage für Raubfische wie den Huchen (Hucho hucho). Ihr Name leitet sich vom "nasenartig" verlängerten Rostrum ab. Dieses Merkmal ist bei der Nase grau gefärbt.. Zur Laichzeit von März bis April sammeln sich die Fische in Schwärmen an Schotterbänken kleiner Seitenbäche oder in der Donau selbst. Hier legt der Rogner 20.000 bis 100.000 Eier ab, der am Kies kleben bleibt.
->   Informationen zur Nase in www.angeltreff.org
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Gebremste Wanderschaft
Die ersten Ergebnisse der Forschungen zeigen, dass vor allem die Nasen auf freie Fließstrecken wie die Wachau angewiesen sind. Auch die Barben legen bei ihren saisonalen Wanderzügen große Strecken zurück. Dabei wird jede Staumauer zum unüberwindlichen Hindernis.

Die bestehenden Fischtreppen oder andere "Wanderhilfen" haben sich als wenig sinnvoll erweisen und werden von den Fischen nicht angenommen. Das Überleben der beiden Arten wie auch vieler anderer hängst also von der Erhaltung der letzten Fließstrecken ab.
Zentrale Bedeutung für Biosystem Donau

Die zentrale Bedeutung der Nase für das Biosystem Donau unterstreicht Projektleier Unfer, wenn er sagt: "Wenn es der Nase gut geht, wenn die Nase die entsprechenden Lebensbedingungen vorfindet, sollten die Lebensbedingungen auch für die anderen Donauarten stimmen."

Natürlich ist es undenkbar, der Donau freies Spiel zu lassen und den Urzustand wieder herzustellen. Das wissen auch die Biologen. Sie würden sich aber schon damit zufrieden geben, wenn die letzten freien Fließstrecken der Donau - wie etwa die Wachau - nicht nur erhalten, sondern auch wirksam geschützt werden.
Ein Beitragt von Gerhard Roth für die Sendung "Modern Times" am Freitag (6.6.2003) um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
->   BOKU Abteilung für Hydrobiologie, Fischereiwirtschaft und Aquakultur
->   www.innovatives-oesterreich.at
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   FAME: Fische als Indikatoren für die Wasserqualität
 
 
 
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01.01.2010