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DNA-Strichcode für Gentech-Lebensmittel  
  Britische Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, mit der der Nachweis gentechnisch veränderter Organismen erleichtert werden soll. Es handelt sich um eine Art Strichcode im Erbgut, bestehend aus einem Stück künstlich hergestellter DNA.  
Der DNA-Strichcode wird direkt in die Erbsubstanz von Pflanzen eingebaut und besteht aus den Bausteinen des Lebens, den Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin, abgekürzt mit a, c, g und t.

Die einzelnen Basen werden nach einem vorgegebenen Muster aneinandergefügt, aus dem dann eine Zahl ausgelesen werden kann. Die Methode wurde von Wissenschaftlern des National Institute of Agricultural Botany (NIAB) in Cambridge entwickelt und patentiert.
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Synthetische DNA
Künstliche DNA-Stücke können bereits heute mit DNA-Geräten hergestellt werden. Mittels organischer Chemie werden dabei einzelne Basen aneinandergefügt und diese so genannten Oligonukleotide dann vermehrt. Mit dieser Methode können DNA-Stücke mit einer Länge bis zu 120 einzelnen Basen erzeugt werden. Synthetische DNA-Abschnitte werden für die medizinische Diagnostik wie zum Beispiel den Nachweis von Erbkrankheiten oder Viren benötigt.
->   Synthese und Aufarbeitung von Oligonukleotiden (pdf), FU Berlin
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Eins und Null in der DNA
Für den DNA-Strichcode werden Dreiergruppen der Erbsubstanz-Basen verwendet, und zwar t-g-t und t-a-c. tgt steht dabei für die Zahl Eins, tac für die Zahl Null.
Tgt tgt ergibt demnach die Zahl 11, tgt tac tac die Zahl 100 und so weiter.

Zwischen die Dreierkombinationen kommt zur eindeutigen Lesbarkeit eine chemische Markierung, ebenso wie an den Anfang und das Ende des künstlichen DNA-Stücks.

Aus einer Aneinanderreihung dieser beiden Dreiergruppen ergeben sich also mehrere Zahlen bestehend aus Nullen und Einsen. Nach dem binären Code lässt sich aus dieser Kombination eine natürliche Zahl bilden.
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Ein Beispiel:
Die Basenanordnung tgt tgttac tgttgt tgttactac steht für die Zahlen 1 10 11 100, was nach dem binären Code die natürliche Zahl 1234 ergibt.
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Auch kodierte DNA wird vererbt
Durch weitere Marker und Kombinationen soll - ähnlich wie bei einem Strichcode aus gedruckten schwarzen Balken - garantiert werden, dass die Zahl immer richtig ausgelesen wird, selbst wenn der Code in der DNA beschädigt ist.

Für Sicherheit sorgt auch, dass das kodierte DNA-Stück gemeinsam mit der natürlichen Erbinformation in allen Zellen des Organismus vorhanden ist und weitervererbt wird.
Zentrale Datenbank als Ziel
"Die Idee ist, dass wir eine Datenbank gentechnisch veränderter Organismen haben müssten - irgendwo zentral in Europa," erklärt der Leiter des Projektes, John White, den Zweck des Systems. "Jedem Organismus würde ein eindeutiger Nummerncode zugeordnet, mit dem er identifiziert werden könnte. Dieser Code würde in der DNA verborgen. Wenn wir also die Markierung mit dem Code finden, wüssten wir, was an dem Produkt verändert wurde."
Die Suche nach gentechnisch veränderten Lebensmitteln
Der Nachweis gentechnisch veränderter Organismen ist schon heute möglich und wird durchgeführt, um die Einhaltung der Bestimmungen zur Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel oder dem derzeit in Österreich gültigen Verbot, gentechnisch verändertes Saatgut anzubauen, zu garantieren.

In Zukunft wird die Zahl der Varianten der Manipulationen am Erbgut jedoch zunehmen und damit der Nachweis, was verändert wurde, immer aufwendiger und teurer werden.
Neue Gesetze erforderlich
Wäre in den Organismen ein DNA-Strichcode enthalten, könnte einfacher und schneller nachgewiesen werden, was von welcher Firma manipuliert wurde, so die Wissenschaftler des NIAB.

Für die Umsetzung der Methode in die Praxis müssten aber erst die entsprechenden Gesetze geschaffen werden, die Firmen verpflichten, den DNA-Strichcode in gentechnisch veränderte Pflanzen einzubauen.

Ein Beitrag von Sonja Bettel für die Sendung "Modern Times" am Freitag (6.6.2003) um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
->   Institute of Agricultural Botany (NIAB)
Weitere Beiträge in science.ORF.at zum Thema "gentechnisch veränderte Lebensmittel"
->   Gentech-Kennzeichnung: Was heißt das für Verbraucher?
->   Genmanipulierte Lebensmittel als Nahrung der Zukunft?
->   Mit und ohne Gentechnik: Zukunft der Lebensmittel
 
 
 
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01.01.2010