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Älteste Überreste des modernen Menschen entdeckt  
  Die bisher ältesten Überreste des modernen Menschen hat ein internationales Forscherteam in Äthiopien ausgegraben. Die Schädelknochen von drei Angehörigen der Art Homo sapiens sind rund 160.000 Jahre alt.  
Bild: Nature
"Nature"-Cover
Der Fund erhärtet die Vermutung, dass die modernen Menschen in Afrika entstanden sind und sich von dort aus über die ganze Welt ausgebreitet haben.

Die drei Schädel haben Kratzspuren von Steinwerkzeugen, was vermutlich auf einen Totenkult hinweist, schreiben die Wissenschaftler um Tim White von der Universität von Berkeley in Kalifornien und Berhane Asfaw vom Rift Valley Research Service in Addis Abebba in Äthiopien in "Nature".
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Zu dem Thema sind zwei Studien unter den Titeln "Pleistocene Homo sapiens from Middle Awash, Ethiopia" und "Stratigraphic, chronological and behavioural contexts of Pleistocene Homo sapiens from Middle Awash, Ethiopia" in "Nature" (Bd. 423, S. 742 bzw. S. 747, Ausgabe vom 12. Juni 2003) erschienen.
->   Die "Nature"-Coverstorys
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Ein gut erhaltener Männerschädel
Bild: David L. Brill \ Brill Atlanta
Die Fossilien des
Homo sapiens idaltu von vorne
Der Fundort der Fossilien liegt in der äthiopischen Awash-Region nahe dem Dorf Herto auf der Halbinsel Bouri, rund 230 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Addis Abeba. Einer der drei Schädel, die bereits 1997 ausgegraben worden sind, gehörte zu einem männlichen Erwachsenen und ist sehr gut erhalten.

Von einem weiteren Erwachsenen ist nur die Schädeldecke erhalten, der Schädel eines Kindes war in kleine Teile zersprengt und wurde von den Wissenschaftlern in mühevoller Puzzlearbeit wieder zusammengesetzt.
Zählen zu Homo sapiens
Die Ähnlichkeit von Schädelform und -größe der "Herto-Hominiden" zu den heute lebenden Menschen (Homo sapiens sapiens) ist so groß, dass die Forscher sie zur Art Homo sapiens zählen, allerdings als eigene Unterart: Homo sapiens idaltu.
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Film über die Funde
Die Universität Berkeley hat mehrere Kurzfilme über die Fossilien veröffentlicht.
->   Schädel des Herto-Mannes (Real-Media-Datei)
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Unterstützung der "Out of Africa"-These
Unter Fachleuten ist umstritten, ob sich die modernen Menschen von Afrika aus über die gesamte Welt ausgebreitet haben ("Out of Africa"-These) oder sich auf verschiedenen Kontinenten parallel entwickelt haben. Die neuen Funde sprechen für die erste Hypothese, schreiben die Wissenschaftler.
Bindeglied zwischen älteren und jüngeren Fossilienfunden
Bild: J. Matternes
Rekonstruktion des
Homo sapiens idaltu
Die neuen Funde seien zudem ein bisher fehlendes Bindeglied zwischen älteren Fossilienfunden in Afrika und neueren beziehungsweise dem heute lebenden modernen Menschen. Neben Schädelfragmenten und Zähnen von weiteren sieben Menschen fanden die Forscher auch Steinwerkzeuge und Tierknochen.

Überreste von Antilopen und Flusspferden geben dabei einen Hinweis auf den Speiseplan der damaligen Menschen. Eine Analyse der Umgebung ergab, dass die Herto-Hominiden an den Ufern eines Süßwassersees gelebt haben.
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Stammbaum der Hominiden
Als "Homo sapiens" (verständiger Mensch) ist der Mensch die einzige heute lebende Art aus der Familie der Hominiden (Menschenartige). Die meisten Hominiden sind jedoch keine direkten Vorfahren des Menschen, sondern starben wie der Neandertaler aus.

Als ältestes bisher bekanntes Mitglied der Menschenfamilie gilt der "Sahelanthropus tchadensis" mit einem Alter von sechs bis sieben Millionen Jahren. Der auf den Spitznamen "Toumai" getaufte Hominide wurde im Juli 2001 in der Sahelzone in Zentralafrika entdeckt und dürfte aus der Zeit der Trennung der Affen- und Menschenartigen stammen.
->   Mehr dazu in: Ältester "Menschenvorfahre" gefunden (11.7.02)
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Weitere spektakuläre Funde der Region
In der Awash-Region wurden bereits zahlreiche spektakuläre Fossilienfunde gemacht: So wurde etwa 1999 der Fund des 2,5 Millionen alten Australopithecus garhi bekannt gegeben. Dieser frühe Hominid war vermutlich der erste, der Steinwerkzeuge benutzte, um das Fleisch erlegter Tiere zu bearbeiten.

Im Jahr 2002 berichteten Wissenschaftler vom Fund eines Homo-erectus-Schädels, anhand dessen die gemeinsame Abstammung von Asiaten und Afrikanern gezeigt werden konnte.
100.000 Jahre: Bislang ältester Homo-sapiens-Fund
Die zuvor ältesten bekannten Überreste des Homo sapiens waren 1969 in der Qafzeh-Höhle in Israel gefunden worden. Insgesamt entdeckten Forscher dort 21 Skelette, die etwa 100.000 Jahre alt sind.
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Als die Menschheit vor dem Aussterben stand (10.6.03)
->   Streit um Abstammung des Menschen beendet? (7.3.02)
->   Homo sapiens früh zu abstraktem Denken fähig (12.1.02)
->   Stammbaum der Hominiden (21.3.01)
 
 
 
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01.01.2010