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Geschwollener Hinterteil strahlt Sex aus  
  Pavianweibchen mit größeren Schwellungen am Hinterteil erreichen die Geschlechtsreife früher, können sich häufiger vermehren und ihre Jungen haben bessere Chancen zu überleben.  

Über diesen Zusammanhang von geschwollenen Pavian-Hinterteilen und ihrer Geschlechtsreife sowie ihrem Fortpflanzungserfolg berichtet die jüngste Ausgabe des Nature Magazine.

Leah Domb von der Harvard University, Massachusetts, sowie Mark Pagel von der University of Reading, entdeckten, dass der Schwellungsgrad der Geschlechtsorgane des weiblichen Pavians während der Paarungsbereitschaft ein guter Hinweis auf ihr Vermehrungspotenzial ist.

Weibchen mit größeren Schwellungen am Hinterteil erreichen die Geschlechtsreife früher und können sich häufiger vermehren. Sie haben zudem mehr Nachkommen, wovon wiederum mehr überleben. Die Pavianmännchen scheinen dieses Signal wahrzunehmen - sie kämpfen erbitterter miteinander, wenn es darum geht, sich mit Weibchen mit großem Hinterteil paaren zu können.
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Kampf um die 'Angebetete'
Pavianweibchen wollen umworben werden. Also müssen sich die Männchen so einiges einfallen lassen, um ihre Angebetete zu beeindrucken: Sie schmücken sich mit bunten Farben, schmettern Liebeslieder am Abend oder jagen Nebenbuhler mit furchteinflößendem Gehabe in die Flucht. Dementsprechend gebühren ihnen die meisten sexuellen Zierden.

Die Ausnahme hier bilden die Gesäßschwielen der Pavianweibchen. Sie werden dick und rot, sobald sie paarungsbereit sind.
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Interesse entscheidend
13 Monate lang vermaßen die Biologen im Gombe National Park die geschwollenen Hinterteile weiblicher Paviane und verfolgten das Interesse, mit dem die Tiere von ihren männlichen Artgenossen umworben wurden.

Diese Daten verknüpften sie mit den langjährigen Aufzeichnungen über das Alter, wann die Pavianweibchen zum ersten Mal Mutter wurden, wie viele Junge sie hatten und wie hoch deren Überlebensquote lag.
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Schwellungsgrad als Aushängeschild
Den Daten zufolge scheint der Schwellungsgrad ein wahres Aushängeschild für die Fruchtbarkeit und damit die "Güte" des Erbgutes zu sein, berichten die Wissenschaftler. Denn je größer und leuchtender das Hinterteil strahlte, desto früher wurde das erste Junge geboren, desto größer war insgesamt die Zahl der Nachkommen, und desto mehr von ihnen überlebten.
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Streit um offensichtliche Mütter heftiger
Solch eindeutige Signale bleiben selbst den Männchen nicht verborgen. Dementsprechend stritten sie sich auch heftiger und bereitwilliger um die offensichtlich erfolgreichen Mütter - und verwöhnten sie auch geduldiger bei der gegenseitigen Fellpflege.

Aber warum der Aufwand? Eigentlich haben es die Paviandamen gar nicht nötig, ihre Qualität derart anzupreisen, da sie sich während der fruchtbaren fünf bis zwölf Tage sowieso mit mehreren Männchen paaren. Wollen sie den Konkurrenzkampf anheizen? Und sich dadurch die am besten geeigneten Partner herauspicken? "Es ist nicht klar, was sie damit beabsichtigen", kommentiert Domb.
Originalartikel im Nature Magazine unter dem Titel "Sexual swellings advertise female quality in wild baboons".(Nature410, pp 204-206; 2001). (kostenpflichtig)
->   Originalartikel im Nature Magazine
->   Harvard University
->   University of Reading
 
 
 
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01.01.2010