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Erfolg für Walschützer bei IWC-Tagung  
  Walschützer haben bei der 55. Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) einen wichtigen Erfolg erzielt: Nach kontroverser Debatte nahm die IWC am Montag in Berlin eine Resolution zur Einrichtung eines speziellen Ausschusses für den Schutz der bedrohten Meeressäuger an. Damit wird erstmals der Schutzgedanke ausdrücklich in der seit Jahren zerstrittenen IWC verankert. Die Walfang-Länder Japan und Norwegen kündigten bereits an, dem neuen Komitee nicht beizutreten.  
Für die so genannte "Berliner Initiative" stimmten 25 Mitglieder bei 20 Gegenstimmen.

Die deutsche Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) sprach von einem großen Erfolg. "Damit wird der Walschutz als ein Kernanliegen in der IWC anerkannt und erhält einen eindeutig höheren Stellenwert als bisher." Die Annahme der Resolution sei ein wichtiger Schritt zur "Modernisierung und damit zur Stärkung der IWC".
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Die Internationale Walfangkommission
Die Internationale Walfangkommission (IWC), gegründet 1946 unter der "International Convention for the Regulation of Whaling", soll den Walfang regulieren und dafür sorgen, dass keine Walart ausgerottet wird. Sie ist jedoch keine Walschutzorganisation, die ein Fangverbot um seiner selbst willen durchsetzen soll. Ähnlich wie Fischerei-Organisationen soll sie vielmehr Fangquoten festlegen, die den Bestand der Großwale nicht gefährden und den Walfang damit langfristig sichern. Die Kommission steht allen Staaten offen, Kriterium ist der Mitgliedsbeitrag.
->   IWC: International Convention for the Regulation of Whaling (1946)
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"Schritt in die richtige Richtung"
Auch Umwelt- und Artenschutzorganisationen begrüßten den Beschluss als Schritt in die richtige Richtung. Trotz des bestehenden Walfangverbots werden jedes Jahr von Japan und Norwegen Wale gejagt.

Beschlüsse der IWC werden seit Jahren wegen der unversöhnlichen Positionen der Walfangbefürworter und -gegner blockiert.
Japan und Norwegen wollen nicht beitreten
Japan und Norwegen kündigten an, dem neuen Schutz-Komitee nicht beizutreten. Zum Auftakt der Tagung, die erstmals in Deutschland stattfindet, war Japan mit dem Antrag gescheitert, die Schutz-Initiative von der Tagesordnung zu nehmen.
WWF: "Meilenstein für den Walschutz"
Die Umweltorganisation WWF verurteilte die Blockade Japans und Norwegens. Der WWF-Artenschutzexperte Volker Homes bezeichnete die Annahme der Initiative aber dennoch als "Meilenstein für den Walschutz".

Die Kommission erkenne jetzt an, dass außer den Großwalen auch die kleinen Walarten geschützt werden müssten. Jetzt werde auch endlich das "größte Problem" des Beifangs angegangen, durch den Zehntausende Wale, vor allem kleinere Arten, in den Fischernetzen verenden.
Greenpeace: "Konkrete Maßnahmen müssen folgen"
Der Greenpeace-Experte Thilo Maack sagte der dpa: "Die Annahme der Berliner Initiative ist der erste Schritt auf dem langen Weg, aus der Walfang-Kommission eine Schutzkommission zu machen." Jetzt müssten konkrete Maßnahmen folgen.
Fotokamera statt Harpune
Künast, die Gastgeberin der Tagung ist, hatte Japan und Norwegen zu Beginn der Sitzung aufgefordert, sich in Richtung Walschutz zu bewegen. "Die beste Art, Wale zu nutzen, ist nicht die Harpune, sondern die Fotokamera", sagte sie.

Die Berliner Initiative sei ein Hauptanliegen der IWC-Tagung, sagte Künast. In den vergangenen Jahren standen Fangquoten für Großwale im Mittelpunkt der IWC-Verhandlungen.
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Hintergrund: Die Berliner Initiative
Mit der so genannten "Berliner Initiative" wollen rund 20 Länder in der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) den Schutz der Meeressäuger verankern. Hauptelement ist die Einrichtung eines speziellen Schutzkomitees in der IWC. Dieses soll eng mit dem Wissenschaftsausschuss der Kommission zusammenarbeiten und Empfehlungen zum Schutz der Wale geben.

Unter anderem soll die IWC auf diesem Weg künftig auch "Walsafaris" und Umweltgefahren für Wale wie die Verschmutzung der Meere, Schiffslärm und Auswirkungen des Klimawandels behandeln. Auch der Tod von jährlich bis zu 300.000 Walen, darunter Delfine und Tümmler, als Beifang in den Fischernetzen soll so zum Gegenstand der Verhandlungen der Kommission werden. Insbesondere soll sich die IWC künftig nicht mehr nur auf Großwalarten konzentrieren, die für die Walfänger von besonderem Interesse sind, sondern sich auch um Kleinwale wie Delfine und Tümmler kümmern.
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Resolution gegen wissenschaftlichen Walfang?
Während der viertägigen IWC-Sitzung soll auch eine Resolution gegen den umstrittenen wissenschaftlichen Walfang eingebracht werden, den Japan betreibt und mit dem auch Island beginnen will.

Artenschutzorganisationen warfen Island, das 500 Wale innerhalb von zwei Jahren angeblich zu Forschungszwecken fangen will, ein "Täuschungsmanöver" vor. Künast forderte Japan auf, sich im Interesse des Walschutzes von "lieb gewordenen Traditionen" zu verabschieden. Walfleisch gilt in Japan als Delikatesse und wird dort zu hohen Preisen verkauft.
->   Das IWC-Treffen in Berlin
->   International Whaling Commission (IWC)
->   Alles zum Stichwort Walfang in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010