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Sweet Healing  
  Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen finden sich 2000 v. Chr. bei den alten Ägyptern: Honig heilt Wunden. Auch aus dem frühen Mittelalter sind in Europa Anweisungen überliefert, wie Wundbrand und äußerliche entzündliche Geschwüre mit Honigpflaster behandelt werden sollen.  
Hausmittel und Wundermittel
Diese Eigenschaften des Honigs werden nun neu entdeckt. Die wichtigsten Grundlagen dazu wurden an der "Honey Research Unit" der University Waikato in Neuseeland erarbeitet. Seit fast zwei Jahrzehnten erforschen dort Biochemiker die heilende Wirkung des Bienensaftes.

"Honig wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und vermag Eiter, Schorf und totes Gewebe aufzulösen. Honig bindet freie Radikale und unterstützt die Neubildung von Gewebe", weiß Prof. Peter Molen, Leiter der Honey Research Unit.
Der Fall Bernie
Genau dokumentiert ist unter anderem die tragische Geschichte eines 15jährigen Briten. Nach einem Brandunfall 1999 entwickelte der Jugendliche schwere Wundentzündungen und eine Blutvergiftung. Ihm mussten beide Beine bis zum Knie und Finger amputiert werden.

Doch auch danach schritt die Infektion fort, mehrere Hauttransplantationen und Behandlungen mit Antibiotika blieben ohne die erhoffte Wirkung.

Erst eine Behandlung mit Honig zeigte Heilungserfolge, es dauerte aber eineinhalb Jahre, bis die Haut des Patienten völlig verheilt war. "Zur Zeit kommt Honig nur dann zum Einsatz, wenn nichts anderes hilft", berichtet Molen, "es gibt aber gute Gründe dafür, Honig als therapeutisches Mittel erster Wahl zu verwenden."
->   Honey Research Unit der University Waikato in Neuseeland
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Erfahrungen auch in Österreich
Als altes Hausmittel wurde Honig immer wieder angewandt. "Man hat es in den Achziger-Jahren auch bei uns verwendet, vor allem auf Intensivstationen", berichtet Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann, Infektiologe am AKH Wien. "Ich habe selbst mit Pflegern gesprochen, die Honig vor allem für schlecht heilende, großflächige Wunden an der Hautoberfläche verwendet haben und damit sehr gute Effekte erzielen konnten. Aber systematisch erforscht hat man Honig vor allem bei uns noch nicht." Bisher fehlt es an wissenschaftlicher Standardisierung, denn Honig ist nicht gleich Honig, und so ist mit dem "Hausmittel" nicht die berechenbare Wirkung zu erzielen, wie mit herkömmlichen Medikamenten.
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Kampf gegen Superbugs
In Großbritannien laufen zur Zeit an fünf Spitälern klinische Studien, bei denen Honig sogar gegen die gefürchteten Superbakterien eingesetzt wird, die gegen alle bekannten Antibiotika resistent sind.

So konnte die Mikrobiologin Dr. Rose Cooper von der University of Wales zeigen, dass Manuka-Honig bereits in einer dreiprozentigen Lösung das Wachstum von Campylobakter-Stämmen, die in Magengeschwüren zu finden sind, wirksam verhindert. Sogar die gefürchteten "Superbugs" MRSA konnten in Kulturen mit Honiglösung erfolgreich bekämpft werden, während teure Medikamente versagten.
->   Wound Healing Research Unit, University of Wales
Teebaum-Öl im Honig
Honig vom Manuka-Strauch, einer in Neuseeland und Australien wild wachsenden Leptospermum Spezies, gilt derzeit als wirkungsvollster Honig für mögliche klinische Anwendungen. Die antimikrobiellen Eigenschaften der Ätherischen Öle dieser Pflanze sind als "neuseeländisches Teebaumöl" bekannt und erforscht. Welche Inhaltsstoffe für die Übertragung auf den Honig verantwortlich sind, ist derzeit aber noch unbekannt.
->   Manuka Honey Treatments
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Antibiotikum für die Zähne
Allen bisherigen Regeln - Süßes schade den Zähnen - zum Trotz, konnten die Wissenschaftler in Neuseeland kürzlich beweisen, dass Honig auch die Vermehrung von Plaque-Bakterien auf den Zähnen stoppt. Zusätzlich soll er die bakterielle Säurebildung reduzieren und so die Entstehung von Dextran hemmen, ein Sekret, mit dessen Hilfe die Bakterien an der Zahnoberfläche haften. Bisher hat man hauptsächlich die hohe Zuckerkonzentration für die antibakterielle Wirkung des Honigs verantwortlich gemacht. Diese Eigenschaft verliert er aber, wenn er verdünnt wird. Nun haben die Forscher einen neuen Wirkmechanismus entdeckt: "In den meisten Honigsorten haben wir auch Wasserstoffperoxide gefunden. Die werden aber erst dann von Enzymen gebildet, wenn Honig gelöst ist." Sinkt also der Bakterienhemmer Zucker durch Verdünnung, steigt gleichzeitig der Gehalt an Wasserstoffperoxiden.
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Thomas Azade
->   Modern Times
 
 
 
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01.01.2010