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Masern: Noch immer Todesopfer in Österreich  
  Die gute Nachricht: Vergangenes Jahr gab es in Österreich relativ geringe Erkrankungszahlen, was die Masern betrifft. Die schlechte: Bei drei Kindern wurde eine langfristig tödlich verlaufende Komplikation diagnostiziert.  
Nach Angaben der Fachleute vom Institut für Virologie der Universität Wien erkrankten im Jahr 2002 drei Kinder an der so genannten subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) als schwerste Komplikation der Masern.

Ein Mittel dagegen gibt es nicht. Ein Kind starb. Dies geht aus der neuesten Virusepidemiologischen Information des Instituts hervor.
2002 nur geringe Erkrankungszahlen in Österreich
Therese Popow-Kraupp und Heidemarie Holzmann vom Institut für Virologie der Universität Wien über die Situation im vergangenen Jahr:

"Zum Glück war auch im vergangenen Jahr in Österreich die Masernvirus-Aktivität wieder sehr gering. Im Rahmen des freiwilligen Masern-Meldesystems (Stichprobe) wurden im Verlauf des Jahres 2002 nur 17 Fälle von niedergelassenen Ärzten gemeldet."
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Ein großer Schritt hin zur Ausrottung der Masern
Die geringen Erkrankungszahlen in Österreich im Jahr 2002 passen den Expertinnen zufolge "derzeit ganz gut zur Entwicklung der epidemiologischen Masernsituation in Europa". Obwohl man noch bei weitem nicht an den 'Musterschüler' Amerika herankomme, habe Europa in der letzten Dekade durch den erfolgreichen und forcierten Einsatz der Masernimpfstoffe und der Implementierung von Überwachungsnetzwerken einen großen Schritt in Richtung Masern-Eradikation gemacht.
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Rückgang auf 36.000 Fälle in ganz Europa
Das Ergebnis laut den beiden Expertinnen: "So konnte (in Europa, Anm.) nach den Angaben der WHO ein Rückgang der Erkrankungszahlen von mehr als 300.000 Fällen im Jahr 1991 auf etwa 36.000 Fälle im Jahr 2000 erreicht werden."
Situation noch nicht optimal
Doch diese Situation ist noch nicht optimal: Lange Perioden mit niedriger Virusaktivität werden von heftigen und relativ plötzlich auftretenden lokalen Ausbrüchen unterbrochen.

Beispiele dafür wären laut den Fachleuten die bis ins Jahr 2002 reichenden großen, regionalen Ausbrüche in Deutschland (Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen) mit insgesamt 10.681 gemeldeten Fällen, davon 4.657 im Jahr 2002, wobei in fünf Fällen auch eine Enzephalitis auftrat.
Impfraten von mehr als 90 Prozent erforderlich
Für Europa sind demnach auf jeden Fall Impfraten bei Kindern von mehr als 90 Prozent zu fordern.

Nur dann seien auch Länder wie Finnland, Norwegen und Schweden, denen die Masernvirus-Elimination bereits weitgehend gelungen ist, vor neuerlichen Ausbrüchen durch aus Zentraleuropa eingeschleppte Viren sicher.
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Eingeschleppte Viren als Problem in den USA
Auch auf dem amerikanischen Kontinent, der seit dem Jahr 2000 Masernvirus-frei ist, stellen eingeschleppte Infektionen immer wieder ein Problem dar. So wurden in den USA im Jahr 2003 bisher 42 Masernerkrankungen registriert, die auf importierte Viren zurückzuführen waren. Unter anderem stammten diese auch aus Italien. Auch für zwei große Masern-Ausbrüche in den Grenzregionen von Venezuela und Kolumbien waren aus Australien/Indonesien und möglicherweise auch aus der Schweiz bzw. Deutschland importierte Virusstämme verantwortlich. In den Entwicklungsländern sind die angesteckten Kinder oft besonders arg von schweren Krankheitsverläufen betroffen.
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WHO strebt weltweite Durchimpfungsraten an
"Jedes Land muss daher unbedingt die Bemühungen der WHO unterstützen, weltweite Durchimpfungsraten von mehr 90 Prozent zu erreichen."

Nur dadurch können auch jene Personengruppen vor den Masern geschützt werden, die nicht, oder noch nicht geimpft werden können (Kinder unter zwei Jahre, immunsupprimierte Personen) und die ein erhöhtes Risiko haben, an der immer tödlich verlaufenden Spätfolge einer Maserninfektion, der SSPE (subakut sklerosierende Panenzephalitis), zu erkranken.
Tragisch: Drei Fälle von SSPE in Österreich
Eine tragische Angelegenheit: Auch im Jahr 2002 mussten durch das Wiener Institut - wie im Vorjahr - drei neue Fälle von SSPE diagnostiziert werden.

Alle drei Kinder, geboren zwischen Dezember 1993 und November 1994, wurden in der Zeit der sehr starken Masernwildviruszirkulation in Österreich 1995 bis 1997 infiziert, eines dieser Kinder ist mittlerweile bereits an den Folgen der Erkrankung verstorben.
->   Institut für Virologie der Universität Wien
->   Alles zum Stichwort Masern in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010