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Personalökonomik: Der Mensch als Ressource  
  So genannte "Human Ressource Programme" sind seit geraumer Zeit in aller Untenehmensstrategen Munde. Nun nimmt sich auch die Wirtschaftswissenschaft verstärkt des Menschen als Ressource an: in der Personalökonomik, einem Wissenschaftszweig, der sich in den vergangenen Jahren zwischen Betriebs- und Volkswirtschaftslehre herausgebildet hat.  
Einstellungsstrategien und Vertragstheorien werden wissenschaftlich untersucht, Gehaltsmodelle, zumindest theoretisch, optimiert. Es wird analysiert, was - und in welchen Fällen - all die Motivationsanreize von Mitbestimmungsrecht bis zur leistungs- oder erfolgsorientierten Entlohnung wirklich können.
Funktioniert die Theorie auch in der Praxis?
Personalökonomen wie Kathryn Shaw von der Carnegie Mellon Graduate School of Industrial Administration versucht die theoretischen Überlegungen in der Praxis zu testen.

Shaw hat dabei zwei Ziele vor Augen: "Zum einen wollen wir den Managern Anhaltspunkte liefern, zum anderen aber genauso auch den Ökonomen, ob Human Ressource Praktiken wie Gehaltsanreize oder Problemlösungsteams, tatsächlich besonders effektiv darin sind, die Produktivität einer Firma oder die Leistung der Mitarbeiter zu erhöhen."
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Untersuchungen der Unternehmen: "Insider Ökonometrie"
Kathryn Shaw und ihre Kollegen untersuchen jeweils eine ganze Reihe von Unternehmen, die ähnliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Sie interviewen Mitarbeiter, studieren den Produktionsprozess, sammeln Daten über die unterschiedlichen Human Ressource Praktiken in den Unternehmen, sowie über deren Produktivität und Management-Methoden. Mit ökonometrischen und statistischen Methoden analysieren sie dann die Effekte, die die unterschiedlichen Human Ressource Praktiken auf die Leistung haben - Kathryn Shaw nennt das "Insider Ökonometrie".
->   Carnegie Mellon Graduate School of Industrial Administration
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Es kommt auf Firma und Produkt an
Wenig überraschend ist das grundsätzliche Ergebnis ihrer Arbeit: dass es nämlich auf Firma und Produkt ankommt, was wo funktioniert. Im Detail können die Ökonomen dann aber zeigen, warum welche Methoden wo Wirkung zeigen - oder weshalb nicht.
Balance zwischen Gruppen- und Einzelentlohnung
Individuelle Gehaltsanreize beispielsweise sind sinnvoll, wo Menschen auch individuell arbeiten.

Wenn aber Teamarbeit für ein gutes Produkt nötig ist - Kathryn Shaw nennt die Entwicklung großer Softwarepakete als Beispiel - dann muss es auch Anreizsysteme für die Gruppe geben. Geteilten Profit etwa, eine Art Preis für das vollendete Projekt oder einen Gruppenbonus.

Finanzielle Anreize scheinen - bei Personalökonomen wie Arbeitnehmern - die beliebteste Motivation im Zusammenhang mit Produktivitätssteigerung. Aber auch die Auswirkung "weicherer" Faktoren wie Ausbildungsmöglichkeiten, soziales Umfeld, Karrierechancen, Arbeitszufriedenheit u.s.w. werden untersucht.
Kulturelle Verschiedenheiten
Mit einer besonderen Art "weicher" Faktoren beschäftigt sich die Ökonomin Birgitta Wolff von der Universität Magdeburg: Sie untersucht, wie internationale Firmen damit umgehen, dass ihre Mitarbeiter oft deutlich unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben.

Da gibt es einerseits die beständig wachsende Branche interkultureller Trainings - Birgitta Wolffs Zugang jedoch ist ein anderer: Mittels ökonomischer Analysen und Berechnungen will sie "funktionale Äquivalente" herausarbeiten.
Beispiel: Englisch als Geschäftssprache
Englisch als Geschäftssprache ist für Birgitta Wolff ein etabliertes Beispiel eines funktionalen Äquivalents: Damit wird nicht nur das Verständigungsproblem entschärft.

Wenn für alle Beteiligten Englisch gleichermaßen Fremdsprache ist, wird mit der Sprache nicht so viel kultureller Hintergrund transportiert. Die Sprache würde so zum reinen Werkzeug für einen gemeinsamen Produktionsprozess.
->   Universität Magdeburg
Optimierter Homo oeconomicus?
Die Personalökonomik versucht vielfach, mit klassischen Kosten-Nutzen-Analysen die Leistung des Homo oeconomicus zu beschreiben und Systeme zu schaffen, diese Leistung zu optimieren.

Die Wirtschaftssoziologin Gertraude Mikl-Horke von der Wirtschaftsuniversität Wien sieht darin die Durchsetzung völlig liberaler Marktwirtschaft gespiegelt.

Ausgerichtet werden die Analysen immer am Wohl von Unternehmen - wie sehr das auch zum Wohl des einzelnen geschieht, hängt vor allem von dessen Leistungsfähigkeit ab.

Ein Beitrag von Birgit Dalheimer für die Sendung "Dimensionen" (18.6.03) um 19.05 Uhr in Ö1.
->   Radio Österreich 1
->   Wirtschaftsuniversität Wien
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Europäische Wissenschaftstage Steyr 2003
Die Europäischen Wissenschaftstage Steyr 2003 zum Thema "Arbeit, Lohn und Leistung. Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität" finden von 13. bis 18. Juli statt. Die öffentlichen Vorträge werden am 17. und 18. Juli im Museum Arbeitswelt in Steyr gehalten.
->   Nähere Informationen unter www.ewts.at
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01.01.2010