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Relaunch der Boltzmann-Gesellschaft  
  Die seit mehr als 40 Jahren bestehende Ludwig Boltzmann-Gesellschaft (LBG) mit derzeit rund 135 Instituten wird völlig neu strukturiert. Es soll weniger, größerer und "schlagkräftigere" Institute geben.  
Ziel der Reform, die am Montag vom Vorstand beschlossen wurde, sei es "Boltzmann-Institute zu schaffen, die international konkurrenz- und kooperationsfähig sind und Spitzenleistungen erbringen", erklärte LBG-Vizepräsident Ferry Maier am Freitag im Gespräch mit der APA.

Damit verbunden ist eine deutliche Reduktion der Zahl der Institute. Ab Herbst werden sich auch alle bestehenden Boltzmann-Institute an einer Neuausschreibung beteiligen müssen, wenn sie weiter bestehen wollen.
Bisher keine systematische Evaluierung
Nach dem Wechsel im Präsidium und Vorstand der LBG im August 2000 - damals übernahm Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad den Chef-Sessel - habe sich bald die Frage gestellt, ob die Strukturen der Gesellschaft noch zeitgemäß seien, sagte Maier. So habe es bisher keine systematische Evaluierung der Institute gegeben.

Außerdem hätten die 135 Boltzmann-Institute mehr als 200 ehrenamtliche administrative und wissenschaftliche Leiter, die beispielsweise als Arzt an einer Klinik tätig seien und sich daher unmöglich intensiv um das Institut kümmern könnten.

50 Boltzmann-Institute hätten keinen hauptberuflich angestellten Mitarbeiter, über 50 Prozent der Mitarbeiter in den Einrichtungen der Gesellschaft seien teilzeitbeschäftigt. Und 32 Boltzmann-Institute haben 2002 keinerlei Drittmittel lukriert.
Ausschreibungen im Herbst 2003
Im Rahmen eines "Sounding Board", dem neben Maier die LBG-Vizepräsidenten Franz Löschnak und Herbert Schimetschek sowie namhafte Wissenschafter angehörten, wurde im vergangenen Jahr der Relaunch vorbereitet und mit den Subventionsgebern (Bund und Stadt Wien) akkordiert.

Im Herbst sollen eine Ausschreibung und Richtlinien für die Gründung von Ludwig-Boltzmann-Instituten veröffentlicht werden, an der sich alle bestehenden Institute und neue Interessenten beteiligen können. Nach einer internationalen, externen Begutachtung der Bewerbungen wird eine Jury, deren Zusammensetzung noch nicht fest steht, über die Genehmigung entscheiden.
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"Fallfrist" 31. Dezember 2005
Als "Fallfrist" wurde laut Maier der 31. Dezember 2005 festgelegt. Bis dahin müssten alle bestehenden Institute einen Antrag auf Neugründung gestellt haben. Andernfalls würden sie mit diesem Stichtag auslaufen. Die Gesellschaft habe sich keine Vorgabe gesetzt, wie deutlich die Reduktion sein werde. Maier rechnet aber künftig mit einer zweistelligen Zahl, "wahrscheinlich mit einem Zweier davor". Das bedeute aber nicht, dass kleinere Forschungseinheiten künftig keine Berechtigung hätten, sie könnten etwa in Form von Projekten eingebettet in größeren Instituten weiter tätig sein.
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Verstärkte Beteiligung an EU-Programmen
Die künftigen Richtlinien sollen noch gemeinsam mit der Jury diskutiert werden, die Eckpunkte stehen aber bereits fest: Boltzmann-Institute sollen künftig nur noch auf sieben Jahre eingerichtet werden (Maier: "Manche Institute wurden 1965 gegründet, und es gibt sie immer noch."), der Leiter müsse hauptamtlich tätig sein, und sie sollten über mindestens rund 20 Mitarbeiter verfügen.

Von der Konzentration personeller, finanzieller und infrastruktureller Ressourcen erwartet sich die LBG auch, dass sich die Boltzmann-Institute verstärkt an den EU-Forschungs- und Förderungsprogrammen beteiligen.
Einheitliche Budgetierung - Schwerpunkt Drittmittel
40 Prozent des Budgets der einzelnen Institute sollen künftig von der LBG kommen, der Rest durch Drittmittel eingeworben werden. Derzeit ist die Budgetierung der Institute sehr unterschiedlich, manche erhalten 100 Prozent ihres Budgets von der LBG, andere keinen Cent.

Trägerorganisation der Institute soll künftig eine GesmbH werden, die als 100-prozentige Tochter der als Verein organisierten Boltzmann-Gesellschaft gegründet wird, sagte Maier.

Derzeit verfügt die LBG über ein Budget von jährlich mehr als 12 Mill. Euro inklusive den von den Instituten eingeworbenen Drittmittel. 3,4 Mio. Euro davon kommen vom Bildungsministerium, 1,2 Mio. Euro von der Stadt Wien.
->   Ludwig Boltzmann-Gesellschaft
 
 
 
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01.01.2010