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Cholesterinsenker helfen speziell Diabetikern  
  Diabetiker haben ein deutlich erhöhtes Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Eine aktuelle Studie mit fast 6.000 Patienten weist nun auf eine Möglichkeit, dieses Risiko erheblich zu vermindern: Demnach sollten Zuckerkranke auch routinemäßig eines der modernen Cholesterin-senkenden Medikamente (Statine) einnehmen. Denn laut Studie lässt sich so eine Verringerung der Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen um ein Drittel erreichen.  
"Diabetikern muss man auch zu einer Behandlung mit einem Statin raten. Dabei sollte man sich aber auf die vorhandenen Studiendaten verlassen", erklärte am Donnerstag der Wiener Diabetologe Guntram Schernthaner vom Krankenhaus Rudolfstiftung gegenüber der APA.

"Die Substanz 'Simvastatin' zum Beispiel hat offenbar auch einen anti-entzündlichen Effekt, von dem auch Patienten profitieren, deren 'böses' LDL-Cholesterin nicht erhöht ist."
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Hintergrund: Diabetes beschleunigt Gefäßverkalkung
Bei Zuckerkranken kommt es zu einer enormen Beschleunigung jener Prozesse, die zur Gefäßverkalkung (Atherosklerose) führen. Deshalb ist jede dritte Herzinfarktpatientin eine Diabetikerin, ebenso jeder vierte männliche Infarktpatient. Doch es sollten nur drei bis fünf Prozent sein. Ebenso sind 29 Prozent der Schlaganfallpatienten in Österreich Zuckerkranke. Dagegen hilft ausschließlich die Bekämpfung der Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Bewegungsarmut.
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Statine reduzieren Blutfette
Immer mehr wird bei der Behandlung von Diabetikern auch auf Statine gesetzt: Diese senken die Konzentration der Blutfette, sie reduzieren dabei das "böse" LDL-Cholesterin, manche der Arzneimittel erhöhen auch das "gute" HDL-Cholesterin.
Studie untersuchte Wirkung von "Simvastatin"
Doch offenbar besitzen sie auch noch andere Effekte, die über die Blutfette hinaus gehen.

Erst vor wenigen Tagen sind in der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" die Resultate der englischen MRC/BHF Herz-Schutz-Studie mit dem Statin Simvastatin bei 5.963 Diabetikern erschienen.

Hinzu kamen noch 14.573 Probanden ohne Zuckerkrankheit, aber mit diagnostizierter Atherosklerose. Die Hälfte der Testpersonen bekam fünf Jahre lang täglich die relativ hohe Simvastatin-Dosis von 40 Milligramm, die andere Hälfte ein Scheinmedikament (Placebo).
Ergebnis: Signifikant niedrigeres Infarkt-Risiko
"Sowohl bei den Diabetikern als auch bei den Nicht-Diabetikern zeigte sich eine signifikante Verringerung des Risikos für eine erste akute Herz-Kreislauf-Erkrankung (Infarkt, Schlaganfall) oder für den Bedarf an Eingriffen zur Wiederherstellung des Blutflusses (Bypass-Operationen oder Ballon-Dilatationen von Herzkranzgefäßen, Anm.) um rund ein Viertel", schreiben die Wissenschaftler.
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Die Ergebnisse der Studie im Detail
Unter 2.912 Diabetikern ohne diagnostizierte Herz-Kreislauf-Erkrankung sank demnach die Rate der Herz-Kreislauf-Ersterkrankungen um 33 Prozent. Selbst bei Zuckerkranken mit einem niedrigen LDL-Cholesterin-Spiegel (weniger als 115 Milligramm pro Deziliter Blut) zeigte sich noch eine Verringerung dieses Risikos um 27 Prozent. Schernthaner: "Bei Diabetikern ist das 'gute' HDL oft besonders niedrig." Simvastatin erhöhe diesen Wert und bremse offenbar auch chronisch entzündliche Prozesse in den Blutgefäßen.
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Zweite Studie zur Wirkung bei Nieren-Transplantierten
In der selben Ausgabe des "Lancet" wurde von einer norwegischen Wissenschaftlergruppe der Effekt einer rund fünf Jahre dauernden Behandlung von 2.102 Patienten nach Nierentransplantation mit dem Cholesterinsenker Fluvastatin publiziert.

Auch Nieren-Transplantierte haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen - abgesehen davon, dass sich unter ihnen überproportional viele Diabetiker befinden.

Laut den Wissenschaftlern senkte Fluvastatin die Werte an "bösem" LDL-Cholesterin um 32 Prozent. Allerdings waren die Unterschiede zwischen jener Hälfte der Patienten, die das echte Medikament bekamen, und jener, welche nur ein Placebo erhielten, bezüglich der Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen mit einem minus von 17 Prozent statistisch nicht signifkant.
Ähnlich positive Effekte bei "Atorvastatin"?
Ähnlich positive Effekte bei Diabetikern werden auch dem marktmäßig weltweit erfolgreichsten Statin "Atorvastatin" nachgesagt. Zehn Milligramm der Substanz in der CARDS-Studie (2.800 Typ-2-Diabetiker) - so eine Aussendung von Pfizer - sollen einen signifikanten Nutzen für die Betroffenen bringen.

Allerdings wird die dabei verwendete niedrige Dosierung von zehn Milligramm Atorvastatin von Fachleuten wie dem Wiener Diabetologen Schernthaner in Zweifel gezogen. Es kommt offenbar immer auf Dosis und Art der Wirksubstanz an.
->   "The Lancet"
->   Alles zum Stichwort Diabetes in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010