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Zukunftskommission: "Masterplan" für die Schule  
  Zu raschen Ergebnissen soll die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) eingesetzte Zukunftskommission für das Schulsystem kommen. Am 4. Oktober soll bei einem Symposium der Entwurf eines "Masterplans" vorgestellt werden. Dies gaben Gehrer und der Vorsitzende der vierköpfigen Steuerungsgruppe des "Think Tanks", der Salzburger Bildungsforscher Günter Haider, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag bekannt. Noch heuer sollen auch erste Leistungsstandards für die vierte, achte und zwölfte Schulstufe vorliegen.  
"Große Aufgabe" der Kommission sei es, die "Steuerungsphilosophie" des Schulwesens von einer Input- zu einer Outputsteuerung umzustellen, so Gehrer. Die Qualität des Schulsystems würde damit über die Definition von Zielen geregelt und damit nicht mehr über die Vergabe von Mitteln.
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Die Aufgaben der Zukunftskommission
Inhaltlich soll sich die Kommission unter anderem mit dem Aufbau eines umfassenden Qualitätsmanagementsystems beschäftigen, wichtigstes Element dabei ist die Erarbeitung von Leistungsstandards: Diese sollen an den Schnittstellen (Volksschule-Hauptschule bzw. AHS-Unterstufe; Hauptschule bzw. AHS-Unterstufe-weiterführende Schulen; Matura) vorgeben, was die Schüler dieser Altersstufe können sollen. Außerdem sollen die pädagogischen Aufgaben der Lehrer gestärkt werden, etwa durch eine Reform der Aus- und Fortbildung.
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Die vier Mitglieder der Steuerungsgruppe
Gehrer verwies auf die Erfahrungen der vier Mitglieder der Steuerungsgruppe: Haider ist unter anderem Leiter des österreichischen PISA-Zentrums und verfügt als ehemaliger Lehrer und Vater von zwei schulpflichtigen Kindern auch über "Insider"-Erfahrung im Schulwesen.

Auch Christiane Spiel, Vorstand der Abteilung für Bildungspsychologie und Evaluation am Institut für Psychologie der Uni Wien, hat bereits als Lehrerin gearbeitet.

Der Bildungsforscher Ferdinand Eder (Uni Linz) wiederum kann neben wissenschaftlicher Qualifikation auf fünf schulpflichtige Kinder und eine Tätigkeit als Elternvertreter verweisen.

Werner Specht, Leiter des Bereichs Evaluation und Schulforschung am Zentrum für Schulentwicklung in Graz sowie an der Uni Salzburg tätig, wiederum soll als "Link" zum Ministerium fungieren.
Ein Ziel: Verbesserung im internationalen Vergleich
 
Bild: APA

Die Mitglieder der Zukunftskommision (v.l.n.r.) Ferdinand Eder, Werner Specht, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, Günter Haider und Christiane Spiel während der Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

Als Ziel gab Haider auch die Verbesserung Österreichs bei internationalen Bildungs-Vergleichsstudien und die Platzierung im Spitzenfeld an. Dies will er auf Grund der langen Vorlaufzeiten bis spätestens 2020 erreichen.
Wesentlichen Änderungen werden dauern
Viele Ziele seien überhaupt erst langfristig zu verwirklichen. Während man die Leistungsstandards relativ rasch erarbeiten und in zwei bis vier Jahren erhebliche Änderungen bei der Qualitätssicherung verwirklichen könne, dauerten wesentliche Änderungen am Unterricht selbst deutlich länger.

Diese müssten nämlich erst in die Lehreraus- und -fortbildung eingebracht werden, bevor sie tatsächlich greifen könnten - auch hier sah er aber " einen erlebbaren zeitlichen Horizont".
Qualitätsüberprüfung und -entwicklung
In der Kommission werden sich Haider und Spiel vor allem des Themas Qualitätsüberprüfung annehmen, während Eder und Specht sich um die Qualitätsentwicklung kümmern sollen.
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Kurssystem für die Oberstufe?
Nachgedacht werden soll laut Haider auch über die Einführung eines Kurssystems in der Oberstufe - Ziel sei es, möglichst viele junge Menschen an die Unis und Fachhochschulen zu bringen. Auch andere Fragen sollen aufgeworfen werden. Als Beispiel nannte Gehrer das Festhalten an der Zahl von drei Schularbeiten in einem Semester.
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SPÖ sieht "nichts Konkretes"
"Viele Pläne, aber nichts Konkretes" sieht dagegen SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser nach der Präsentation.

Zwar konstatierte er bei den Bildungswissenschaftlern die Bereitschaft zu Reformen, und es sei auch erfreulich, wenn Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) diesen bei ihrer Arbeit freie Hand gewähre.

"Zu einer verbindlichen Aussage, dass sie diese Ergebnisse auch ernsthaft umsetzen wolle, konnte sich Gehrer jedoch nicht durchringen", kritisierte Niederwieser in einer Aussendung.
Grüne fürchten "Abwürgen" innovativer Ideen
Die Zusammensetzung der Zukunftskommission lässt beim Grünen Bildungssprecher Dieter Brosz wiederum "Hoffnung aufkeimen". Allerdings sei der bisherige Umgang von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer mit innovativen Ideen mehr als enttäuschend.

Es sei zu befürchten, "dass diese wieder mit Sparargumenten abgewürgt werden", so Brosz in einer Aussendung.

Außerdem könne der Prozess nur erfolgreich sein, wenn auch Schüler Lehrer und Eltern eingebunden würden und die Ergebnisse umgesetzt werden, betonte der Grün-Politiker.
Erwartungen von Elternvertretern und Industrie
Hoffnungen setzen auch Elternvertreter in die Zukunftskommission. Allerdings erwartet sich etwa der Verband der Elternvereine laut einer Aussendung an den höheren und mittleren Schulen Wiens, dass man auch als Experten in die Kommission eingeladen werde.

Und hohe Erwartungen setzt schließlich auch die Industriellenvereinigung in die Zukunftskommission.

Es müsse gelingen, die Institution Schule, Lehrinhalte und -methoden sowie die Rolle der Lehrer verstärkt an gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu orientieren und höchsten internationalen Standards zu entsprechen, hieß es in einer Aussendung.
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
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01.01.2010