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Gifttiere im Meer: Wie man sich davor schützen kann  
  Wenn auch die Chance, durch einen Hai attackiert zu werden, zumindest in den europäischen Randmeeren gegen Null geht, so gibt es doch genug andere Meeresbewohner, denen man besser ausweicht. Der hautnahe Kontakt mit Quallen, Giftfischen und Seeigeln hat schon so manchen Badeurlaub gründlich verdorben. Mit Tipps aus dem Fundus der Meeresbiologen lässt sich das Risiko allerdings minimieren. Gegen nesselnde Quallen gibt es jetzt außerdem eine wirksame Vorbeugung.  
Quälende Quallen
Auch wenn es - entsprechend dem Fortpflanzungszyklus, Strömungen oder Klimaeinflüssen - zum massenhaften Auftreten von Quallen an den Badestränden kommt, ist nicht gleich ein Grund zu Panik gegeben. Im Mittelmeer sind die meisten Quallen, im Gegensatz zu tropischen Arten, relativ harmlos.

Auch wenn man an ein mit Nesselkapseln bestücktes Tier gerät, werden sich die Folgen auf Hautrötung und Blasenbildung beschränken, die relativ schnell abklingen.

Anders in tropischen Meeren. Der Kontakt mit Seewespen, Feuerquallen und anderen kann neben schweren Hautschäden zu allergischen Reaktionen mit Todesfolge führen. Diese gefährlichen Quallen treten gehäuft in den Küstengewässern Australiens und der Phillippinen auf.
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Die Waffen der Quallen
Auf den Tentakeln und Armen der räuberischen Quallen sitzen Tausende der gefürchteten Nesselkapseln. Sie lähmen die Beute - Planktontiere und kleine Fische - und schützen die Quallen vor Feinden. Selbst abgerissene Tentakelstücke und tote Quallen nesseln noch - jedoch nicht auf der Oberseite des Schirmes, die man gefahrlos berühren kann.

Das Wirkprinzip des Nesselgiftes besteht darin, dass kleine giftgefüllte, unter Druck stehende Kapseln dem Opfer (oder dem Feind) entgegengeschleudert werden, sich durch eine Art Pfeil mit Widerhaken in die Haut bohren und ihr Gift dort entleeren.
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Erste Hilfe: Salzwasser, Essig oder Sand
Auf keinen Fall darf die vernesselte Stelle mit Süßwasser gespült werden, da dies die Nesselzellen erst recht zum Platzen bringt. Großzügige Spülungen also nur mit Salzwasser. Auf keinen Fall versuchen, die Nesselzellen abzureiben - ein Platzen noch intakter Zellen mit vermehrtem Giftausstoß wäre die Folge.

Als Sofortmaßnahme Essig auf der Haut verteilen und 30 Minuten wirken lassen, dies reduziert den Schmerz. Anschließend spülen (Salzwasser) und erneut Essig für 20-30 Minuten einwirken lassen.

Sollte weder Essig noch Salmiaklösung vorhanden sein, kann nach dem Spülen mit Meerwasser auch trockener Sand auf die vernesselten Hautstellen aufgetragen werden. Nach dem Antrocknen des Sandes sollte dieser vorsichtig abgeschabt werden.
Ein Fisch als Arzthelfer
Dem Anemonenfisch ist es zu danken, dass es nun eine vorbeugende Salbe gegen nesselnde Quallen gibt. Ein Wissenschaftler aus Israel ist dem Rätsel auf die Spur gekommen, wie dieser kleine Fisch zwischen den Tentakeln von nesselnden Anemonen überleben kann.

Das Geheimnis liegt in einem besonderen Hautsekret, dass die Nesselfäden abstößt. Auf Grundlage dieses Sekrets entstand eine schützende Lotion, die nun auch in Österreich im Handel ist. Die Wirksamkeit der Salbe hat der Wissenschaftler in eindrucksvollen Selbstversuchen bewiesen, trotzdem ist es allemal besser Distanz zu den Quallen zu wahren, als es auf ein Experiment anzulegen.
->   Die Salbe: Quallenschutz safesea
Giftfische in tropischen und warmen Meeren
Zwischenfälle mit so genannten aktiv giftigen Fischen, wie Rotfeuer-, Stein-, Skorpionfisch, Drachenkopf, Petermännchen sind zum Glück weit seltener als Begegnungen mit Nesselqualen. Diese Fische, so verschieden sie auch sind, haben eines gemeinsam: Giftführende Stacheln, die auf den Kiemendeckeln, in Rücken-, Bauch- oder Afterflossen sitzen.

Die meisten dieser Giftfische kommen nur in tropischen und warmen Meeren vor. Das Petermännchen tritt allerdings auch im Mittelmeer auf und kann sich bis an die Strände der Nordadria verirren.
Gegenmittel: Trockene Hitze, Gegengift
Die Nervengifte dieser Tiere können tödlich sein! Besonders Stiche durch den Steinfisch sind äußerst gefährlich. Als erste Hilfe am besten geeignet ist trockene Hitze, wie z. B. durch trocken erhitzte Kompressen oder durch auf 45 Grad erhitztes Wasser. Durch die Hitze wird das Gift, das aus Eiweißstoffen besteht, zerstört.


Ärztliche Behandlung ist in jedem Fall ein Muss. Ein Antivenin, ein Gegengift, gibt es nur für den Steinfisch. Da dieses jedoch nur in Australien hergestellt wird und eine extrem kurze Haltbarkeitsdauer hat, ist eine Behandlung außerhalb Australiens sehr kompliziert.
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Rochen: Gefährlich auch in Buchten
Rochen haben die Angewohnheit, sich im Sand einzugraben, und zwar auch in Flachwassergebieten. Deshalb sind auch Schnorchler und Schwimmer in den Badebuchten gefährdet. Ein leicht schlürfender Gang ist die beste Vorbeugung gegen Verletzungen durch den Stachelrochen.

Auch seine Giftstacheln können lebensbedrohlich wirken. Behandlung ähnlich wie bei den Giftfischen: Auswaschen, tieflagern, desinfizieren, Heißluftbehandlung, gegebenenfalls Stachelreste entfernen, viel trinken lassen, Schmerzmittel verabreichen, Herz-Kreislauf-Unterstützung, falls erforderlich, und ab zum Arzt. Wunde nur locker verbinden, nicht verschließen, damit sie sich nicht infiziert.
->   Stechrochen
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Seeigel: Ungiftig, aber schmerzhaft
Die Stacheln des Seeigels sind ein häufiges Mitbringsel von Badeurlaubern und Tauchern/Schnorchlern aus warmen Gefilden. Die meisten Seeigel sind ungiftig, dennoch sind Verletzungen durch ihre Stacheln äußerst schmerzhaft.

Beim Versuch, sie zu entfernen, brechen sie fast immer ab. Behandlung: Gegebenenfalls Schmerzmittel und Entfernung herausragender Stacheln, ohne in der Haut zu bohren. Desinfektion gegen Entzündungen.

Ein Beitrag von Gerhard Roth für die Sendung "Modern Times" am Freitag, 27. Juni 2003, um 22.35 Uhr in ORF2.
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01.01.2010