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Buben als Erstgeborene erhöhen Fehlgeburt-Risiko  
  Wenn eine Frau als erstes Kind einen Buben zur Welt bringt, erhöht sich offenbar das Risiko künftiger Fehlgeburten. Männliche Föten, so die These einer aktuellen Studie, greifen die Immunabwehr an.  
Der dänische Mediziner Ole Christiansen stellte auf der jährlichen Tagung der "European Society for Human Reproduction and Embryology" (ESHR) die Ergebnisse seiner Untersuchung von Frauen mit mehreren Fehlgeburten vor.

Demnach kommen Serien-Fehlgeburten zwar auch bei Frauen vor, die zunächst ein Mädchen geboren haben. Aber die Wahrscheinlichkeit steigt drastisch an, wenn das erste Kind ein Bub war.
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Die Studie von Ole Christiansen und B. Pedersen mit dem Titel "Negative impact of male birth before recurrent miscarriage" wurde auf der ESHR-Tagung in Madrid vorgestellt (Abstract Nr. O-163).
->   Die Tagung
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Immunsystem leidet unter männlichen Föten
Als Ursache für den statistisch messbaren Unterschied nimmt Christiansen an, dass während der Schwangerschaft mit dem Erstgeborenen das Immunsystem der betroffenen Mütter eine dauerhafte Schädigung erleidet.

Der männliche Fötus würde demnach bei der Bildung der Plazenta die Immunabwehr seiner Mutter angreifen. Der mütterliche Körper könne den Fötus in dieser Phase nicht mehr abstoßen, behalte aber die Abwehrreaktion, die dann bei weiteren Schwangerschaften zu Fehlgeburten führe.
Daten von 204 Frauen
Christiansens Untersuchung beruht auf Daten von 204 Frauen, die nach der Geburt eines Kindes jeweils mindestens drei Fehlgeburten in Folge erlitten. Nur 54,4 Prozent von ihnen gebaren bis zum Abschluss der Studie im Jänner 2002 ein weiteres Kind, wenn der Erstling ein Bub war. War das Erstgeborene ein Mädchen, lag der Prozentsatz bei 73 Prozent.

Wenn die von Mehrfach-Fehlgeburten betroffenen Frauen überhaupt noch ein Kind zur Welt brachten, so gelang dies nach einer männlichen Erstgeburt im Schnitt erst nach 3,9 Fehlgeburten, im Falle einer weiblichen Erstgeburt nach 3,5 Fehlgeburten. Auch lag das Geburtsgewicht der weiteren Babys höher, wenn das Erstgeborene ein Mädchen war.
Mögliche Behandlung: Bekämpfung männlicher Antigene
"Unter meinen Patientinnen gibt es mindestens 50, die nach der Erstgeburt eines Buben niemals ein zweites Kind bekamen, aber nur 20 Patientinnen mit einem Mädchen als erstem Kind, die dann nie wieder ein Kind bekamen", sagte Christiansen.

Offenbar gebe es im Immunsystem der Mutter eine Art "Gedächtnis", mit dessen Hilfe spätere Embryonen abgestoßen würden. Eine Behandlungsmethode für die betroffenen Frauen bestünde vermutlich darin, sie gegen die typisch männlichen Antigene immun zu machen.
->   European Society for Human Reproduction and Embryology
 
 
 
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01.01.2010