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Premiere: Bypass mit Stahlröhrchen direkt ins Herz  
  Weltweit erstmals haben Münchner Herzchirurgen ein verengtes Herzkranzgefäß mit einem Edelstahl-Röhrchen direkt an die linke Herzkammer angeschlossen.  
Es handle sich um eine vielversprechende neue Methode, die seit dem Frühjahr bei bisher fünf Patienten erfolgreich angewendet worden sei, berichtete der Herzchirurg Bruno Reichart am Dienstag im Universitätsklinikum München-Großhadern. Das Verfahren war zuvor fünf Jahre lang an Schweinen erprobt worden.
Verbindung direkt in die linke Herzkammer
Das Einsetzen des so genannten V-Stents (Ventrikulokoronaren Stents) sei eine neue Form des Bypasses, erläuterte Peter Boekstegers. Bisher wurden solche Röhrchen (Stents) nach einer Ballonaufweitung verengter Herzkranzgefäße lediglich in die Gefäße selbst implantiert, um die Engstelle dauerhaft offen zu halten.

Neu im jetzt vorgestellten Verfahren ist die Verbindung direkt in die linke Herzkammer, aus der sauerstoffreiches Blut in den ganzen Körper gepumpt wird. Eine andere etablierte Behandlung ist der normale Bypass zur Umgehung der Engstelle.
Nachteil herkömmlicher Bypässe
Verengte Herzkranzgefäße können wegen der dadurch verminderten Durchblutung des Herzmuskelgewebes zu Herzkrankheiten wie Angina pectoris und Herzinfarkt führen. Der Nachteil herkömmlicher Bypässe ist, dass relativ lange körpereigene Adern (zehn bis zwölf Zentimeter) etwa aus der Beinvene zur Umgehung des verengten Herzkranzgefäßes eingesetzt werden.
V-Stents nur 17 bis 28 Millimeter lang
Der neue V-Stent ist dagegen nur 17 bis 28 Millimeter lang. "Je kürzer der Bypass ist, um so niedriger ist das Risiko eines erneuten Verschlusses", erläuterte der Herzchirurg Calin Vicol. Die Methode eignet sich den Angaben zufolge vor allem für ältere Patienten mit schlechten Venen, die eine herkömmliche Bypass-Operation schwierig machen, sowie für Fälle mit mehreren verengten Herzkranzgefäßen.
Weitere klinische Tests in Europa
Der V-Stent wird bei geöffnetem Brustkorb mit einer Kanüle zwischen linker Herzkammer und verengtem Gefäß verankert. Das Verfahren wird von der US-Firma Percardia in Merrimack (US-Bundesstaat New Hampshire) betreut.

Im Rahmen einer europäischen Studie soll das neue Verfahren in mehreren Kliniken weiter erprobt werden. Es soll nach den Worten Reicharts so weiter entwickelt werden, dass der V-Stent eines Tages bei nur einem kleinen Schnitt mit einem Herzkatheter eingesetzt werden kann.
->   Mehr über die Technik (Percardia)
->   Percardia
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01.01.2010