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Schwarze Löcher: Erster Blick auf Staubringe  
  Besonders massereiche Schwarze Löcher sind von einer ringförmigen Struktur aus Gas und Staub umgeben. Die Gebilde mit herkömmlichen Teleskopen abzubilden, war bislang nicht möglich. Einem europäischen Astronomenteam ist nun mit Hilfe von Infrarot Interferometrie ein wichtiger Schritt in die Richtung gelungen.  
Kerne Aktiver Galaxien
Die Kerne Aktiver Galaxien (Active Galactic Nuclei, AGN) sind eines der energiereichsten und rätselhaftesten Phänomene im Kosmos. Einige der bekannten AGN setzen zehn- bis hundertfach höhere Energiemengen um, als normale Galaxien wie unser Milchstraßensystem.
Schwarzes Loch im Zentrum
Die enorme Aktivität der AGN wird durch ein massereiches Schwarzes Loch ausgelöst, das in ihrem Zentrum sitzt. Aufgrund verschiedener Indizien wird vermutet, dass diese massereichen Schwarzen Löcher von einer dicken, ringförmigen Struktur - einem so genannten "Torus" - aus Gas und Staub umgeben sind.
Torus nicht direkt abzubilden
Allerdings ist das Auflösungsvermögen auch der größten heute verfügbaren Teleskope - mit Öffnungen von bis zu zehn Metern - nicht ausreichend, um diese Tori direkt abzubilden.

Das in den letzten Jahren in Betrieb gegangene VLT-Interferometer, in dem das Licht von mindestens zweien der vier 8-Meter-Teleskope der ESO (European Southern Observatory) zusammengeführt wird, um noch besonders feine Strukturen nachweisen zu können, sollte aber solche Beobachtungen ermöglichen.
VLT-Interferometer: Erster Beweis der Strukturen
Mit Hilfe des kürzlich fertiggestellten Instrumentes MIDI ist es nun einer Gruppe europäischer Astronomen um Ch. Leinert vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg erstmals gelungen, in einem der uns am nächsten gelegenen Aktiven Galaktischen Kerne, der für ihre Aktivität berühmten Galaxie NGC 1068, Strukturen im Bereich des Staubtorus nachzuweisen.
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Bild: Aurore Simonnet, Sonoma State Univ.
NGC 1068: ein Prototyp der Aktiven Galaktischen Kerne
NGC 1068, auch als Messier 77 bekannt, gehört zu den hellsten und nächsten Aktiven Galaxien. Sie befindet sich im Sternbild Walfisch in einer Entfernung von etwa 60 Millionen Lichtjahren. Sie ist eine der Größten in Messiers Katalog, ihre Spiralstruktur wurde als eine der ersten erkannt.

Bild: Künstlerische Darstellung einer Aktiven Galaxie. Im Zentrum steckt das massereiche Schwarze Loch, umgeben von einer schnell rotierenden Akkretionsscheibe und eingebettet in eine torusförmige dichte Staubhülle. Von diesem Zentralbereich gehen nach beiden Seiten in Polrichtung Jets aus.
->   Mehr über NGC 1068
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Größe von zehn Lichtjahren
Die Strukturen des Staubtorus haben eine Größe von etwa 0.03 Bogensekunden, was am Ort der Galaxie einer Strecke von etwa zehn Lichtjahren entspricht. In der Entfernung des Mondes entspräche diese Winkelgröße einer Strecke von 50 Metern.
Neues astronomisches Forschungsgebiet
Bild: NOAO/AURA/NSF
Die Aktive Galaxie NGC 1068, aufgenommen im sichtbaren Licht.
Die beschriebene Messung stellt laut der Aussendung der Max-Planck-Gesellschaft die erste jemals durchgeführte interferometrische Beobachtung eines extragalaktischen Objektes im thermischen Infrarot dar.

Dieser Erfolg eröffne den Zugang zu einem völlig neuen astronomischen Forschungsgebiet: der Untersuchung der räumlichen Verteilung von Gas und Staub in der Umgebung der gigantischen Schwarzen Löcher in fernen Galaxien.
->   MIDI
->   Max-Planck-Institut für Astronomie
->   European Southern Observatory
 
 
 
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01.01.2010