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ORF ON Science :  News :  Leben .  Umwelt und Klima 
 
Klimaerwärmung schädigt Tiere aus Warmgebieten  
  Dass die globale Klimaerwärmung bisweilen dramatische Auswirkungen auf die Fauna des Erdballs hat, wurde bereits in mehreren ökologischen Studien nachgewiesen. Intuitiv würde man erwarten, dass Tiere aus Warmgebiete weniger mit der steigenden Temperatur zu kämpfen haben als solche aus kalten Klimaten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Untersuchungen eines amerikanischen Forschers zufolge befinden sich gerade die wärmeliebenden Arten hart an der Grenze ihrer Temperaturtoleranz. Dies gilt zumindest für einige Krabbenarten.  
Zu diesem Schluss kommt der Meeresbiologe Jonathon Stillman von der Stanford-Universität, der die Reaktion verschiedener Porzellankrabben der Gattung Petrolisthes auf einen Temperaturanstieg untersucht hat.
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Die Studie "Acclimation Capacity Underlies Climate Change Susceptibility" von J. H. Stillman wurde im aktuellen Heft des Fachmagazins "Science" veröffentlicht (Band 301, S.65, Ausgabe vom 4.7.03).
->   Science
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Krabben verschiedener Klimate im Aquarium untersucht
Bild: J.H. Stillman
Petrolisthes cinctipes, heimisch im östlichen Pazifik, von Alaska bis Chile.
Stillman untersuchte vier Arten von Porzellankrabben. Zwei davon leben an der Küste von Oregon in einer durchschnittlichen Umgebungstemperatur von acht bis 15 Grad Celsius.

Die anderen beiden kommen am Golf von Kalifornien in Mexiko vor, wo das Wasser in der Regel zwischen zwölf und 30 Grad warm ist.

Die Krabben wurden in ein Aquarium gesetzt, mit einem Sensor zur Messung ihrer Herztöne versehen, und Stillman ließ die Wassertemperatur allmählich ansteigen - bis der Herzschlag der Tiere aussetzte.
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Mehr zur Systematik der Krabben
Als echte Krabben im biologischen Sinne versteht man die so genannten "Brachyura", die zu der Großgruppe der Panzerkrebsen gehören. Sie sind mit knapp 5000 Arten und ca. 47 Familien die formenreichste und ökologisch vielgestaltigste Gruppe der Zehnfußkrebse. Brachyuren sind stark gepanzert sowie bauch- bzw. rückenseitig abgeflacht. Als Krabben im umgangssprachlichen Sinn bezeichnet man mitunter auch die Nordseegarnelen. Diese werden aber nach der biologischen Systematik zu den "Crangonidae" gestellt.
->   Mehr zu Porzellankrabben (Moterey Bay Aquarium)
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Mexikanische Arten tolerieren nur ein Grad plus
Bild: J.H. Stillman
Petrolisthes hirtipes, eine verbreitete Spezies in der Gezeitenzone des Golfs von Mexiko.
Die Ergebnisse des Experiments bezeichnete Stillman als Überraschung: Die mexikanischen Krabben können sich schlechter an steigende Temperaturen anpassen als die Oregon-Arten, obwohl ihr Lebensraum in einer wesentlich wärmeren Klimazone liegt.

Sie starben bereits bei 41,2 Grad, weniger als ein Grad über der Temperatur, die auch in ihrer natürlichen Umgebung erreicht werden kann.

Dagegen hielt eine der Krabben-Arten aus Oregon, die normalerweise an eine Höchsttemperatur von lediglich rund 18 Grad gewöhnt ist, einer Temperatur von mehr als 30 Grad stand.
Ergebnis widerspricht Intuition
"Das widerspricht definitiv unseren intuitiven Erwartungen", kommentiert Stillman das Studienresultat:

"An sich würde man erwarten, dass hitztolerante Arten am ehesten der globalen Erwärmung widerstehen können. Aber offensichtlich haben gerade diese die größten Schwierigkeiten, wenn die Temperaturen in ihren Habitaten steigen."
"Krabben kommen in echte Schwierigkeiten"
Wenn die Wassertemperatur durch die Erderwärmung wie vorhergesagt steige, wären die Krabben an der Küste des Golfs von Kalifornien "in echten Schwierigkeiten", sagte Stillman.

"Tiere, die hoch oben in der Gezeitenzone leben, sind sehr nah an ihrer physiologischen Wärmetoleranzgrenze", erklärte der Meeresbiologe. Sie seien damit anfällig für die Folgen des Klimawandels, was wiederum ernsthafte Auswirkungen auf die Nahrungskette haben könnte, deren Teil sie sind.
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01.01.2010