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Forscher kreiert zweigeschlechtliche Embryonen  
  Ein aus Österreich stammender Forscher hat ein Patent auf die Erzeugung zweigeschlechtlicher Embryonen angemeldet. Der für das Zentrum für menschliche Reproduktion in New York und Chicago arbeitende Genetiker Norbert Gleicher hatte in dieser Woche mitgeteilt, dass er Zellen einem drei Tage alten männlichen Embryo entnommen und weiblichen Embryonen eingepflanzt habe.

Damit wollte er nach eigenen Angaben kein Kind entstehen lassen, sondern eine theoretische Alternative zur bisherigen Gentherapie testen.
 
Bisherige Gentherapie umstritten
Dies berichtete am Donnerstag das britische Magazin "New Scientist" in seiner Online-Ausgabe. Die Embryonen wurden nach wenigen Tagen vernichtet. Die Tests hatten eine neue Debatte über die ethischen Grenzen der Gentechnik ausgelöst.

Bei der Gentherapie wird meist ein deaktiviertes Virus benutzt, um ein gesundes Gen in den Körper zu schleusen, das dort ein krankhaftes ersetzen soll.

Zweifel an der zwar vielversprechenden, aber auch umstrittenen Gentherapie waren zuletzt aufgekommen, als ein amerikanischer Versuchspatient starb und Kinder nach einer Behandlung Krebs bekamen.
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Gendefekt an Embryo behoben, dann eingepflanzt
Gleicher, seit 1975 in den USA wissenschftlich tätig, wollte deshalb prüfen, ob er Gene auch direkt in einen Embryo einbringen kann. Dahinter steht die Idee, bei Embryonen festgestellte Gendefekte im Labor zu beheben und anschließend den Embryo wieder in die Gebärmutter einzupflanzen. Einige der von Gleicher behandelten Versuchsembryonen entwickelten sich normal zum Blastozysten-Stadium, vier hörten auf zu wachsen, fünf entwickelten sich abnormal.
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Kritik: Untersuchungen "voller Fehler"
Gleichers Untersuchungen seien offensichtlich "voller Fehler", sagte der australische Wissenschafter Alan Trounson. Es bleibe keine Zeit zu untersuchen, ob die guten Gene sich tatsächlich ausgebreitet hätten, bevor der Embryo eingepflanzt würde.

Damit seien Kinder bisher unbekannten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. "Solange man nicht sicher ist, dass man Gutes tut, sollte man nichts tun, was schaden könnte", sagte er der BBC.
Umstrittenes Forschungszentrum
Das Zentrum für menschliche Reproduktion hatte 1998 für Aufsehen gesorgt, als es gefrorene Embryonen zur Adoption anbot. Die befruchteten Eizellen waren bei der Schaffung von Retortenbabys übrig geblieben.

Die künftigen Eltern könnten sich die Embryonen zwar nicht bis ins letzte Detail aussuchen, bestimmte Charakteristika könnten jedoch geklärt werden, hieß es damals.

Manche Paare erkundigten sich nach der Religionszugehörigkeit der leiblichen Eltern, die meisten wollten aber hauptsächlich über Erbkrankheiten und Bildungsstand der Eltern Bescheid wissen, wurde Gleicher damals zitiert.
Zu den Artikeln der Online-Ausgaben von New Scientist und BBC
->   'She-male' embryos created in lab (New Scientist)
->   Mixed-sex human embryo created (BBC)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Was kann die Gentherapie?
->   Gentherapie-Erfolge nur mit adulten Stammzellen
->   Die ersten Erfolge der Gentherapie
 
 
 
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01.01.2010