News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Mangelnde Früherkennung: 3.000 Dickdarmkrebs-Tote jährlich  
  In Österreich erkranken etwa 5.000 Menschen jährlich am Dickdarmkrebs. Fast 3.000 von ihnen sterben an den Folgen des Kolonkarzinoms, obwohl die Krankheit bei rechtzeitiger Diagnose in neun von zehn Fällen heilbar wäre. Der Ö1-Radiodoktor beschäftigt sich diesmal mit der Dickdarmkrebsvorsorge.  
Leider ist bei der Diagnosestellung die Krebserkrankung meist bereits weit fortgeschritten. Daher sind die statistischen Daten ebenso eindeutig wie erschreckend: Mehr als die Hälfte aller Betroffenen kann derzeit nicht geheilt werden.
Früherkennung rettet Leben
"Dies ist deswegen so bedauerlich, da Dickdarmkrebs im Vergleich zu anderen Krebsarten zwei Besonderheiten aufweist. Erstens entstehen mehr als 90 Prozent aller Dickdarmkrebserkrankungen aus zunächst gutartigen so genannten adenomatösen Dickdarmpolypen. Diese können im Rahmen einer Dickdarmspiegelung sicher erkannt und sofort entfernt werden. Zweitens ist eine Koloskopie nur alle zehn Jahre nötig, denn es dauert im Schnitt zwölf Jahre bis sich aus der ersten Knospe eines Polypen ein Karzinom entwickelt", erklärt Werner Weiss, Vorstand der 4. Medizinischen Abteilung mit Gastroenterologie und Endoskopie an der Krankenanstalt Rudolfstiftung.

Viele andere - auch nicht unbedingt angenehme - Krebsvorsorge-Untersuchungen müssen dagegen weit engmaschiger durchgeführt werden.
Die Risikofaktoren im Überblick
Jeder 17. Österreicher erkrankt am Dickdarmkrebs.

Noch kennt man nicht alle Ursachen, die zur Entstehung vom Darmkrebs führen. Eines ist aber gesichert. Wenn Verwandte ersten Grades, also Eltern oder Geschwister, an Darmkrebs erkrankt sind, gehört man auf jeden Fall zu einer Hochrisikogruppe, und regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind dringend anzuraten.
...
Dickdarmkrebs in Österreich
Dickdarmkrebs, medizinisch Kolonkarzinom genannt, ist - bezogen auf beide Geschlechter - die häufigst vorkommende Krebsart in Österreich - sie steht bei Frauen an dritter, bei Männern an zweiter Stelle der Krebserkrankungsstatistik.

Nach Umfragen fühlen sich 70 Prozent der Österreichischen Bevölkerung nicht ausreichend über diese Krebsart informiert. Die Österreichische Krebshilfe widmet sich daher im Rahmen der Kampagne "Aus Liebe zum Leben" dieses Jahr vorrangig der Aufklärungsarbeit zu diesem Thema.
->   Mehr über die Kampagne (8.5.03)
...
Genussgifte und Ernährungsverhalten
Übermäßiger Alkoholgenuss und das Rauchen sind weitere wichtige Risikofaktoren bei der Entstehung von Dickdarmkrebs.

Besonders riskant ist möglicherweise der häufige Genuss von geräuchertem, gepökeltem und gegrilltem Fleisch bzw. gegrilltem Fisch, da diese Speisen krebserregende Stoffe enthalten.

Eine ballaststoffarme sowie fett- und kalorienreiche Ernährung dürfte das Risiko einer Dickdarmkrebserkrankung ebenfalls erhöhen.
Tumore und chronischen Entzündungen
Frauen, die an Eierstock-, Gebärmutter- oder Brustkrebs leiden, haben ein leicht erhöhtes Risiko zusätzlich an Dickdarmkrebs zu erkranken - ebenso Menschen, die an einer Colitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung des Dickdarmes, leiden.

Trifft nur einer der oben beschriebenen Risikofaktoren zu, bedeutet dies zwar keinesfalls, an Darmkrebs erkranken zu müssen, - der Hausarzt sollte aber in jedem Fall darauf aufmerksam gemacht werden.
...
Warnsignale und Früherkennung
Blut oder Schleim im Stuhl. Änderungen der Stuhlgewohnheiten, wie abwechselnd Durchfälle und Verstopfung oder bleistiftartiger Stuhl. Bauchschmerzen, Schmerzen bei der Darmentleerung, auffällige Gewichtsabnahme, aufgeblähter Bauch, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit.

Viele dieser Beschwerden können auch bei harmlosen Darmerkrankungen auftreten, sie können aber eben auch ein Alarmzeichen für Dickdarmkrebs sein.
...
Hämoccult und Endoskopie
Die wichtigste Waffe im Kampf gegen Darmkrebs ist die Früherkennung. Mit dem so genannten Hämoccult-Test kann verstecktes Blut im Stuhl nachgewiesen werden. Dickdarmkrebs oder Polypen bluten manchmal, und mit diesem Test können kleinste Blutbeimengungen zum Stuhl entdeckt werden.

"Patienten, die zu einer Risikogruppe gehören, sollten sich ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig einer Darmspiegelung unterziehen. Diese muss nur alle zehn Jahre durchgeführt werden. Durch entsprechende Begleitmaßnahmen, das Schlagwort 'sanfte Koloskopie' wurde dafür geprägt, hat die Darmspiegelung viel von ihren Unannehmlichkeiten verloren", meint der Gastroenterologe Werner Weiss.
Die Therapie des Kolonkarzinoms
"Sitzt der Tumor im Dickdarm, wird immer der tumortragende Darmabschnitt mit Sicherheitsabstand nach beiden Seiten (ca. zehn Zentimeter) mitentfernt. Dies deshalb, da man immer auch das Abstromgebiet der Lymphe entfernen muss, also tumornahe und tumorferne Lymphknoten. Der Lymphknotenbefund ist dann ein Prognosefaktor für nachfolgende Therapien", sagt Georg Salem, Chirurg und Präsident der Krebshilfe Niederösterreich.

"Bei Mastdarmkrebs kann man vor der Operation die entsprechenden Lymphabstromwege mit Kurzzeit-Strom-Therapie verschließen, mit dem Ziel die Lokalrezidiv-Rate gering zu halten. In manchen Fällen ist bei Mastdarmkrebs vor einer Operation auch die so genannte Neoadjuvante Therapie, also Chemotherapie und/oder Radiotherapie, sinnvoll", so Salem weiter.

Christoph Leprich, Ö1-Radiodoktor
...
Eine kostenlose Infomappe zur Sendung vom 7. Juli 2003 kann bestellt werden unter: ORF Redaktion Radiodoktor, Postfach 1000, Kennwort: Dickdarmkrebs, 1040 Wien oder per E-Mail.
...
->   Österreichische Krebshilfe
->   Mehr Information über Dickdarmkrebs (surfmed.at)
->   Mehr zum Thema "Krebs" in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010