News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Siamesische Zwillinge: Tag Zwei der Operation  
  Sonntag Früh haben Ärzte in Singapur mit einer riskanten Operation begonnen: Sie wollen erwachsene siamesische Zwillinge trennen. Die Operation wird voraussichtlich noch bis Dienstag Früh dauern.  
Bisher wurden solche Eingriffe nur an Kindern vorgenommen. Die Patientinnen - 29 Jahre alte Schwestern aus dem Iran - sind am seitlichen Hinterkopf miteinander verbunden.
"Operation Hoffnung"
Ladan liebt die Farbe blau, Laleh bevorzugt Rot. Die Schwestern sind am seitlichen Hinterkopf miteinander verbunden. Jahrelang waren die 29jährigen Frauen aus dem Iran auf der Suche nach Ärzten, die ihnen ein eigenständiges Leben ermöglichen. "Operation Hoffnung" wird der Eingriff im Raffles-Privatkrankenhaus in Singapur nun genannt.
Einmalige und riskante Operation
Bisher schlugen vier von fünf solcher Trennungen fehl, sagte der leitende Chirurg Keith Goh vor der Operation. Erwachsene siamesische Zwillinge zu trennen, habe vor ihm noch überhaupt niemand versucht.
"Nicht bloße Kosmetik"
Der Eingriff sei nicht "bloße Kosmetik" und nicht ausschließlich ein ersehnter Wunsch der Schwestern, sondern er sei auch medizinisch zu begründen, hieß es am Sonntag von der Privatklinik in Singapur. Denn Voruntersuchungen hätten gezeigt, dass der Druck in den Köpfen der Zwillinge fast beim Doppelten des Normalwertes liege.

Ohne die Operation hätten die Zwillinge laut Raffles-Krankenhaus unter Kopfschmerzen, Migräne oder Sehstörungen leiden können, im schlimmsten Fall hätte sich die Hirnleistung verschlechtern können. Allerdings hätten die Schwestern auch ohne die Operation weiterleben können, teilte das Krankenhaus mit.
...
"30 Jahre sind genug"
Das Risiko der Operation ist groß. Das haben die behandelnden Ärzte nie bestritten. Auch Ladan und Laleh sind sich dessen bewusst, doch sie wollen nicht länger warten und auf medizinische Fortschritte hoffen, denn - so meinten sie vor der Operation - 30 Jahre seien genug.

Die 29jährige Ladan vor der Operation: "Wir hoffen, dass die Operation gut geht. Wir sind glücklich und aufgeregt und ein bisschen nervös - vor allem ich." Die Schwestern meinten vor der Operation: "Wir wollen einander endlich ohne Spiegel anschauen können."
...
Fortschritte am Sonntag
24 Ärzte und 100 Helfer arbeiten seit Sonntag Früh im Schichtdienst. Die Schwestern sind seitlich am Hinterkopf miteinander verbunden, sie haben zwar getrennte Gehirne, teilen sich aber eine wichtige Vene in diesem Bereich.

Sonntag Nachmittag haben plastische Chirurgen begonnen, die Schädel der Schwestern zu trennen. Dann übernahmen Neurochirurgen und begannen in der Nacht, die Gehirne zu trennen, die durch Blutgefäße miteinander verbunden sind.

Mit Hilfe von zwei Venenstücken aus dem Oberschenkel einer der Schwestern sollen dann die zerstörten Verbindungen neu hergestellt werden. (Die Venenstücke wurden in einer Vor-Operation am Sonntag entnommen.)
Operation voraussichtlich bis Dienstag
Sind diese Schritte geschafft, müssen Schädelknochen und Haut ersetzt werden. Der Eingriff wird laut dem Raffles-Spital in Singapur zumindest bis Dienstag Früh dauern.

Auch wenn bis dahin alles gut geht, wenn es den Ärzten gelingt die Schwestern zu trennen, kann es auch noch später zu Komplikationen kommen: Wie bei jeder großen und langen Operation sind Infektionen oder Blutgerinnsel nicht auszuschließen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr dazu in ORF.at
->   Raffles-Krankenhaus Singapur
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010