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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
EMERGE: Ökologische Diagnose von Hochgebirgsseen  
  Hochgebirgsseen sind Extremökosysteme - charakterisiert durch Kälte und Nährstoffarmut. In immer stärkerem Maß sind selbst diese entlegenen Seen von Umweltveränderungen, die durch menschliches Zutun ausgelöst werden, betroffen. Da sie äußerst empfindlich auf diese Veränderungen reagieren, werden sie im Rahmen des Forschungsprojekts EMERGE als Frühwarnsystem für Umwelteinflüsse und Klimawandel eingesetzt.  
Unter der Beteiligung von Wissenschaftler der Institute für Zoologie und Limnologie sowie für Meteorologie und Geophysik der Universität Innsbruck wurden dabei europaweit erstmals 357 der über 5.000 entlegenen Bergseen von Grönland bis Bulgarien auf ihren ökologischen Zustand untersucht und bewertet, um Rückschlüsse auf die Gesamtheit dieser Hochgebirgsseen zu ermöglichen.
Alpine Seen durch Umweltveränderungen bedroht
Diese alpinen und arktischen Seen, die zu den natürlichsten Ökosystemen Europas zählen, sind durch extreme Lebensbedingungen gekennzeichnet: Starke Temperaturschwankungen, starke saisonale Veränderungen der Lichtintensität, langandauernde Eisbedeckung, Mangel an Nährstoffen etc.

Trotzdem beherbergen sie einzigartige Pflanzen und Tiergemeinschaften. Zunehmend aber werden sie durch Saure Niederschläge, Luftverschmutzung und Klimaveränderungen beeinträchtigt und bedroht.
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Indikatoren für globale Veränderungen
Alpine Seen eignen sich besonders gut als Indikatoren für globale Umweltveränderungen, weil:
- sie weltweit vergleichbar sind, da sie abhängig von der Höhenlage in allen Breiten vom Äquator bis zu den Polen vorkommen;
- sie aufgrund ihrer Entlegenheit vor allem durch globale Einflüsse (Luftverschmutzung, Klimawandel) geprägt sind;
- sie meist klein und artenarm sind und daher "einfachere" Ökosysteme darstellen;
- sie auf Grund ihrer extremeren physikalisch-chemischen Bedingungen schon auf kleinere Veränderungen messbar reagieren.
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Ausmaß der Bedrohung und Referenzzustände bestimmt
Aufbauend auf vorangegangenen Untersuchungen wurden detaillierte Analysen durchgeführt, um Ausmaß und regionale Verteilung von negativen Umwelteinflüssen, die Verteilungsmuster von im Wasser lebenden Organismen, den Zustand des Fischbestandes sowie ökologische Referenzzustände für die Gesamtheit der europäischen Gebirgsseen (an die 20.000) und damit vergleichbare Seen - wie in Skandinavien, Schottland und Grönland - zu bestimmen.

Die Beurteilung erfolgte unter Berücksichtigung der EU Wasserrahmenrichtlinie, die künftig für das europaweite Gewässermanagement bindend ist.
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EU-Projekt EMERGE
Am EU-Projekt EMERGE (European Mountain lake Ecosystems: Regionalisation, diaGnostic & socio-economic Evaluation) waren 26 Institute aus der EU, den assoziierten Ländern und den Beitrittskandidatenländern beteiligt. Von den insgesamt in Europa ausgewählten 5160 Bergseen liegen 465 Seen in Nord-, Ost- und Südtirol.
->   EMERGE
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Drei Kategorien von Hochgebirgsseen
Bei ihren Analysen gingen die Forscher von drei See-Kategorien aus: Erstens so genannte "Modell-Seen", für die es umfassendere umweltrelevante und biologische Daten gibt und die vor Ort über Mess-Einrichtungen wie etwa automatische Wetterstationen verfügen. Diese Gebirgsseen dienten als Referenzseen innerhalb jeder Region - in Tirol etwa der Gossenköllesee.
->   Gossenköllesee
Zweitens so genannte "Klassifikations-Seen", für die physikalisch-chemische und teils auch biologische Daten aus vorhergehenden EU- und nationalen Forschungsprojekten zur Verfügung standen sowie Informationen zu Geologie, Vegetation, Bodenbeschaffenheit etc. verfügbar waren. Anhand dieses Datenmaterials wurden die Seen auf ihre chemischen und physikalischen Charakteristika hin klassifiziert und daraus empirische Modelle entwickelt.
->   Klassifikations-Seen (Tirol)
Drittens schließlich so genannte "Validierungs-Seen", für die zumeist keine Daten vorhanden waren. Sie wurden vor allem benutzt, um empirische Modelle auf ihre Relevanz zu überprüfen.
->   Validierungs-Seen (Tirol)
Ermittlung des "Wertes" der Ökosysteme ...
Die Ergebnisse werden in einem Datenbanksystem zugänglich gemacht. Zusätzlich zur quantitativen Beurteilung des ökologischen Zustands von Hochgebirgsseen und Methoden zur biologischen Bewertung war ein Ziel des Projektes auch zu ermitteln, welchen Wert die Gesellschaft diesen Ökosystemen zumisst und wie hoch Kosten und Nutzen, die mit ihrem Schutz und der Wiederherstellung ihres natürlichen Zustands verknüpft sind, angesetzt werden.
... für politische Entscheidungen

Damit soll Entscheidungsträgern ein umfassendes Verständnis für die besondere Bedeutung hochgelegener alpiner Seen, die ja auch den Ursprung der Wasserressourcen darstellen, vermittelt werden.

Dieses Verständnis sollte in der Folge zu angemessenen politischen Entscheidungen bzw. Maßnahmen sowohl auf europäischer wie nationaler Ebene führen, um eine nachhaltige Existenz dieser sensiblen Ökosysteme zu gewährleisten.
->   District Tyrol Homepage
->   Uni Innsbruck, Institut für Zoologie und Limnologie
->   www.innovatives-oesterreich.at
 
 
 
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01.01.2010